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Dinner for one, Murder for two

Dinner for one, Murder for two

Titel: Dinner for one, Murder for two
Autoren: Auerbach , Keller,
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vor seinem Gesicht herum und zischte: »Das!« Sie drängte sich an ihm vorbei und hatte freie Sicht auf den Grund des Presseauflaufs.
    Sie erkannte den hochgewachsenen Mann sofort, der mit blasiertem Gesichtsausdruck in die Mikrofone sprach: Hasso von Kestring, der Regisseur, der ihr mit seinen Inszenierungen beinahe die Leidenschaft fürs Theater ausgetrieben hatte. Seine Kleidung war für sein Alter ein wenig zu jugendlich und sein ergrauendes Haar zu lang. Zur edlen Nadelstreifenhose trug er einen groben Rollkragenpullover und eine pelzgefütterte Jeansjacke mit ausgefransten Ärmelmanschetten. Dazu hatte er ein Palästinensertuch um den Hals geschlungen.
    »Wie seine Inszenierungen«, kommentierte Pippa, »immer ein wenig am Thema vorbei.«
    Neben von Kestring stand seine attraktive brünette Frau Barbara-Ellen, die ein professionelles Bühnenlächeln aufgesetzt hatte und auf Bitten der Fotografen immer wieder neue Posen einnahm. Im Gegensatz zu der ihres Gatten bewies ihre Garderobe Stil und Geschmack: Ihr taubengrauer Hosenanzug war aus feinstem Stoff, und die leuchtend rote Kaschmirstola um ihre Schultern passte nicht nur perfekt zu Pumps, Handtasche und Lederhandschuhen, sondern auch zum Lippenstift.
    »Du liebe Güte«, murmelte Pippa und blieb stehen, da sie nicht vorhatte, einem der Kameramänner, die für die einschlägigen vorabendlichen Klatschmagazine filmten, vor die Linse zu laufen und am Abend über die deutschen Bildschirme zu flimmern.
    Freddy stellte sich neben sie und starrte die Schönheit an der Seite von Kestrings mit Dackelblick an. »Meine absolute Traumfrau«, hauchte er und wurde tiefrot, als die bekannte Schauspielerin ihn geradewegs anblickte und strahlend lächelte.
    Seine Schwester sah ihn amüsiert an. »Ach, deshalb das Getue mit unseren Schauspielgrazien aus dem zweiten Stock. Du hoffst, eine von ihnen wird sich irgendwann auf magische Weise in das Abbild deines Idols verwandeln.« Pippa kicherte. »Oder durch den Zauberstab eines Schönheitschirurgen.«
    Hasso von Kestring sonnte sich in der Aufmerksamkeit, die ihm seiner Ansicht nach in vollem Umfang zustand. Sein Assistent hatte ganze Arbeit geleistet, Johannes Berkel wusste, was ihm blühte, wenn er seinen Chef erzürnte und die Pressearbeit vernachlässigte.
    »Wer wird in Ihrem Ensemble sein?«, fragte eine junge, hübsche Journalistin, der von Kestring unter anderen Umständen gerne etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätte.
    »Ich bin besonders stolz«, sagte er, »dass Sir Michael Hornsby für meine Inszenierung zur Verfügung steht. Sie alle kennen sicher den großen alten Mimen der Royal Shakespeare Company. Es wird …«, er machte eine bedeutungsvolle Kunstpause, um die Wichtigkeit der Information zu betonen, »… Sir Michaels Abschiedsvorstellung.«
    Beifallheischend blickte er um sich. Die Journalisten raunten ehrfürchtig.
    »Sir Michael steht kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag«, fuhr von Kestring fort. »Er möchte mit seinem letzten Bühnenauftritt noch einmal ein eindrucksvolles Zeichen setzen, an das man sich in der internationalen Theaterwelt noch in Jahrzehnten erinnern wird. Er hat mich ausgewählt, ihm dafür den passenden Rahmen zu bieten.«
    »Ausgewählt?«, rief ein großer, schlanker Journalist, der im Gegensatz zu den Kollegen kein Diktiergerät hochreckte, sondern handschriftliche Notizen machte. »Sir Michael selbst hat Sie ausgewählt, Herr von Kestring?«
    Kwiatkowski, du Frettchen, dachte von Kestring, wenn ich könnte, würde ich dein hirnloses Klatschblatt ignorieren, aber … Er zwang sich ein Lächeln ins Gesicht.
    »Allerdings«, antwortete er, »und nicht nur das: Er hat mir seine Entscheidung persönlich mitgeteilt. In Stratford, im Büro des Festivalleiters Lysander Smith-Bates.«
    Carlos Kwiatkowski kniff die Augen zusammen. »Ich erinnere mich an die mehrseitige Pressemeldung, mit der Sie uns dazu beglückt haben, Herr von Kestring. Dennoch: Ich frage mich, ob Ihre Darstellung nicht ein wenig, nun ja, subjektiv war.«
    Von Kestrings Lächeln wurde starr. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Kwiatkowski.«
    Der Journalist grinste böse. »Nun, Herr von Kestring, ich habe mir erlaubt, bei Ihren Kollegen nachzufragen. Und stellen Sie sich vor: Keiner von Deutschlands großen Regisseuren hatte sich in Stratford beworben. Keiner außer Ihnen, natürlich. Aus was wurden Sie also ausgewählt? Aus der zweiten oder aus der dritten Riege?«
    Schlagartig wurde es totenstill, und Hasso
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