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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic
Autoren: Michael Koglin
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geöffnet.
    Miss Sophie trat ein und klatschte in die Hände.
    »Huhu, ist das hier ein Kindergeburtstag? Muss ich wohl zum Sackhüpfen antreten?«
     

Kapitän Smith
    »Dieser verdammte Anarchistenlümmel kann doch nicht einfach verschwinden.«
    Kapitän Smith stemmte die Arme in die Hüften.
    »Auf so einem Schiff kommt nichts weg, es sei denn, ich werfe es über Bord.«
    Finch-Meyers wusste, dass er jetzt besser schwieg. Inzwischen konnte er mit den cholerischen Ausbrüchen dieses Kapitäns umgehen.
    »Wir haben mit den Matrosen alle Lagerräume und Kohlenbunker durchsucht. Auch in den Kesselräumen, den Maschinenräumen, nichts. Niemand hat etwas gesehen.«
    »Oder niemand wollte etwas sehen.«
    Finch-Meyers blätterte in seinen Notizen.
    »Außer den Stiefeln, die Miss Sterlingtree sichergestellt hat ...«
    »Wenigstens dazu ist diese frigide Brillenschlange in der Lage.«
    »Sir, ich glaube ...«
    »Das tut nichts zur Sache. Mann Gottes, wir haben hier zwei Morde an Bord zu beklagen. Zuerst ein Dichter, der eigentlich gar nicht mehr unter den Lebenden weilt, und dann ein angesehener Wissenschaftler, der am Kronleuchter über dem Treppenaufgang aufgeknüpft wird. An einem Büstenhalter! Stellen Sie sich mal die Schlagzeilen in der New York Times vor. An einem Büstenhalter!«
    »Sir, es sieht nicht nach einem Selbstmord aus. Wir haben keine Leiter gefunden, und na ja, nach allen Recherchen müssen mehrere starke Männer beteiligt gewesen sein.«
    »Was soll das jetzt wieder? Treibt womöglich eine ganze Bande ihr Unwesen an Bord?«
    »Nun, sie müssen ihn da oben irgendwie hingewuchtet haben. Dr. Breastsucker wog gut und gerne seine achtzig Kilo.«
    »Und was, wenn dieser Fürst Balgakov gar nicht der Täter ist? Vielleicht ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden weilt? Wenn das so weitergeht, laufen wir mit leeren Kabinen in New York ein.«
    »Miss Sterlingtree hat Balgakov in der Kabine von James eindeutig erkannt. Er hat uns mit einer Bombe attackiert.«
    »Und sie ist sich dessen sicher? Diese verklemmten Töchter neigen zu hysterischen Halluzinationen. Fragen Sie diesen Professor ... Freud. Eine Schande, was aus unseren Akademikern geworden ist.«
    »Ich war dabei, Sir.«
    »Ich hätte nicht schlecht Lust, dieses verdammte Schiff beim Einlaufen unter Quarantäne zu stellen. Rauf mit der gelben Flagge, und dann dürfen sie alle schmoren. Aber wie sähe das aus? Der modernste und schnellste Luxusdampfer der Welt und dann unter Quarantäne. Das lockt die Reporter an wie ein Stück Dreck die Fliegen.«
    »Sir, wir könnten mithilfe der New Yorker Polizei eine gezielte Durchsuchung ...«
    »Polizei auf meinem Schiff? Kommt nicht infrage.«
    Kapitän Smith verschränkte die Arme auf dem Rücken und lief die Brücke auf und ab.
    »Sie werden ihnen einen Schuldigen präsentieren. Diesen Balgakov oder einen anderen Verdächtigen oder ...«, schmetterte der Kapitän.
    »Oder?«
    »Wir werden die Angelegenheit jeweils als bedauerlichen Unfall ins Logbuch eintragen.«
    »Das ist gegen das Gesetz.«
    »Mr. Hochwürden Finch-Meyers, in Ihrer Kirche ist der liebe Gott das Gesetz, hier an Bord bin ich das Gesetz. Haben Sie verstanden?«
    »Gewiss, Sir.«
    »Sie werden weiter ermitteln und erstatten mir regelmäßig Bericht. Und Mr. Finch-Meyers ...«
    »Ja?«
    »Die Zeit wird knapp. Beweisen Sie, dass Sie Ihre Heuer wert sind. Das Leben besteht nicht nur darin, kleinen Mulatten-Mädchen hinterherzusteigen.«
     
    * * *
     
    James polierte die Gläser. Miss Sophie hatte darauf bestanden, dass auch für die drei abwesenden Herren ein Gedeck aufgelegt wurde. Anschließend prüfte er das Rosenbouquet. Das musste man ihr lassen, Perfektionismus stand bei Miss Sophie ganz oben.
    Vorne schrammte das Orchester ein »Happy Birthday.« Das sollte wohl eine kleine Überraschung werden. Womöglich war es auch eine Idee dieses Operetten-Kapitäns. Er hatte sich als Gast am Tisch von Miss Sophie angesagt. In Gala-Uniform. Der Schleimbeutel ließ nicht locker, genauso wie zuvor dieser Dr. Breastsucker mit seinen Theorien über die Mütter und die angeblich so dunklen Seelenwelten.
    Warum musste der sich auch einmischen? Geschah ihm ganz recht. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich dieses Bild beiseitegeschafft. Dieses verdammte Bild. Was fanden die Leute an diesen Bildern? Wenn er nur an die unbedarften Schmierereien dachte, die sogar in angesehenen Läden in der Londoner Innenstadt ausgestellt wurden. Warum waren diese Farbklecksereien
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