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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic
Autoren: Michael Koglin
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Über-Ich-Strukturen ... Was um Himmels willen soll das heißen?«
    »Sie hat kein Gewissen«, sagte Patsymoon Sterlingtree.
    »Und Sie wissen das?«
    »Ich hatte Gelegenheit, einen längeren Journal-Artikel über diese Psychoanalyse zu lesen, Sir, und da geht es um Triebstrukturen ...«
    »Ja, das taucht hier auch auf. Angeblich sind sie bei James besonders ausgeprägt. Er habe zudem einen Mutterkomplex und scheine ein Hörigkeitsverhältnis zu Miss Sophie entwickelt zu haben. ›Von gefährlichen Neigungen‹ ist hier die Rede.«
    »Er ist ihr Butler. Wie passt das zusammen?«
    »Also, hier steht etwas von narzisstischem ... Herrgott, warum können sich diese Wissenschaftler nicht ausdrücken wie vernünftige Menschen? Müssen aus allem ein Geheimnis machen.«
    »Sie glauben, dass James ...?«
    »Und hier: ›Eine gewisse Ader zu einer verdrängten Homosexualität ist ihm ebenso zu eigen.‹«
    Finch-Meyers schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Ja, was denn nun? Ist er scharf auf Miss Sophie oder andersrum? Daraus soll einer schlau werden. Und dann steht hier etwas von einem ›Wächter des Schatzes‹.«
    »Ein Schatz?«
    »Der in einem ›Dämmerzustand‹ gehalten wird ...«
    »Nun, mir kommt der Butler zuweilen etwas müde vor. Ich kann ihn mir so gar nicht als ›Wächter eines Schatzes‹ vorstellen. Wenn man ihm so zusieht, wundert es mich, dass es noch intaktes Geschirr im Restaurant gibt.«
    »Miss Sterlingtree, Sie meinen, er sei ungeschickt?«
    »Sicher, allein die Anordnung der Gläser.«
    Finch-Meyers schlug die Faust auf den Tisch.
    »Vielleicht ist er gar kein Butler.«
    »Zumindest kein sonderlich gut ausgebildeter. Und seine Referenzen würde ich mir auch gerne mal ansehen.«
    Finch-Meyer fuhr fort zu lesen. Plötzlich pfiff er durch die Zähne.»Hören Sie sich das an. ›Dieser trottelige Borddetektiv und seine Konfirmandenschülerin ... ‹.«
    »Meint er mich?«
    »Also ... ›sind munter bei ihrer Gespenstersuche, dabei dürfte sicher sein, dass dieser Fürst Andrej Balgakov...‹«
    »Und?«, fragte Patsymoon Sterlingtree.
    »Hier brechen die Notizen ab.«
    »Womöglich hat Dr. Breastsucker den Zettel gar nicht versteckt, sondern sein Mörder ...«
    »Unwahrscheinlich. Sicher war er gerade dabei, seine Notizen niederzuschreiben, als er zum Treppenaufgang gerufen wurde.«
    »Dann weilt womöglich der Fürst gar nicht mehr an Bord?«
    »Genau. Breastsucker wusste, dass Balgakov tot ist, und deshalb musste auch er sterben. So ergibt es einen Sinn.«
    »Der Mörder von Smooth Gentle, Breastsucker und Fürst Balgakov ist ein und derselbe?«
    Finch-Meyer zupfte sich unablässig am Ohr.
    »Ich hatte also recht mit diesem verschlagenen Butler. Aus lauter Liebesgram über die unerreichbare Miss Sophie meuchelt er sich langsam durchs Schiff. Alles, was der von ihm begehrten Herrin schöne Augen macht, wird niedergestreckt.«
    »Aber Miss Sophie wirkt gar nicht so ... offenherzig«, wider-sprach Miss Sterlingtree.
    »Sehen Sie sich die Männer an ihrem Tisch doch an. Eine gewisse Ausstrahlung ist Miss Sophie durchaus nicht abzusprechen.«
    »Also der Butler.«
    »Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir«, bekräftigte Finch-Meyers.
    Plötzlich verlosch das Licht.
    »Miss Sterlingtree?«
    Für solch einen Fall hatte sie immer ein Päckchen Streichhölzer in ihrem Täschchen. Sie riss ein Hölzchen an.
    »Mr. Fin ...«
    Im flackernden Licht erkannte sie nur wenige Zentimeter vor sich das Gesicht eines Mannes. Zunächst konnte sie ihn nur undeutlich erkennen. Lange Haare, Lederjacke ...
    »Sir, ich meine Fürst Balgakov? Sind Sie es?«
    Auch Finch-Meyers schnaufte in der Dunkelheit. Der Unbekannte warf Miss Sterlingtree ein Päckchen zu und stürzte aus der Kabine. Finch-Meyers machte einen Satz und erwischte den Lichtschalter.
    »Das ist ... das sind schon wieder Dynamitstangen. Um Himmels willen bleiben Sie stehen.«
    Er entriegelte das Bullauge und nahm der erstarrten Miss Sterlingtree das Päckchen aus den Händen. Vorsichtig führte er das Dynamit durch das Bullauge. Patsymoon Sterlingtree stand immer noch neben dem Tisch.»Haben Sie ihn erkannt?«
    »Es war Balgakov.«
    »Unmöglich.«
    »Kein Zweifel, die langen Haare, die Lederjacke ...«
    »Also doch.«
    »Und was ist jetzt mit dem Butler?«
    »Alles passt zusammen, alles ...«
    Von der Kabinentür her war ein scharrendes Geräusch zuhören. Finch-Meyers legte die Finger auf die Lippen. Vorsichtig wurde die Kabinentür
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