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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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zu seinem Freund. Er stellte sich schützend vor ihn und hieb mit der Axt durch die Luft. Ein Kichern säuselte im Wind.
    Norak rappelte sich auf. Er gab sich nicht geschlagen. Er würde triumphieren. Doch in seinem Herzen nagte Zweifel. War er dem Erodumu gewachsen? Mit der Antwort durfte er nicht lange warten.
    Feuer bekämpfte man mit Gegenfeuer. Warum nicht Wind mit Gegenwind? Wieder schossen Wasser und Stein auf den Kobold zu – diesmal als Ablenkung. Norak wartete, bis der Luftgeist den Massen auswich. Dann manifestierte er seine eigene Luftsäule hinter dem Erodumu – als Gegenstrudel. Der Kobold heulte. Norak hatte ihn überrumpelt. Der junge Zauberer ließ Wasser und Gestein aus seinem Magiebann fallen und verstärkte die Säule.
    Der Kobold wehrte sich. Er zerrte mit der Gewalt eines Orkans. Schweiß perlte in Noraks Augen. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Pein. Jeder Muskel schmerzte. Seine Augen pochten. Sein Kopf war vor dem Zerreißen. Doch er gab nicht nach.
    Der Erodumu wimmerte. Der Widerstand brach. Noraks Strudel sog seinen Kontrahenten auf und zerfetzte den Kobold.
    Geschafft! Erschöpft aber glücklich atmete Norak aus. Er lächelte. Zufrieden betrachtete er sein Werk – und stockte. Die Luftfetzen des Kobolds – sie setzten sich wieder zusammen, einer nach dem anderen.
    Norak war den Tränen nahe. Er hatte alles gegeben, sich maßlos überanstrengt und versagt! Oder hatte er sich maßlos überschätzt? Er erinnerte sich an den Kampf mit dem Dicken. Ihn konnte er nicht bezwingen. Er bezwang seine Umgebung. Er trickste ihn aus. Das, was sie die ganze Zeit machten – tricksen. Aber mit billigen Taschenspielertricks schlug man keine Magie. Was war er? Wer war er? Gefangen in der Katharsis seiner Selbstüberschätzung bemerkte Norak nicht, wie der Erodumu näher rückte.
    Alle Elemente gegen eins. Das hatte ihm der Ohab gelehrt. Eines hatte Norak noch nicht verwendet. Er blickte hoch und sah den Luftkobold. Selbstmitleid war fehl am Platz. Die Läuterung seiner Überheblichkeit musste warten. »Reinige Dich von Deinen Selbstzweifeln«, sprach er zu sich selbst. »Konzentriere Dich auf Deine Stärken.« Reinigung? Läutern? Feuer! Er bleckte die Zähne.
    Der Kobold griff an. Norak unterstützte ihn. Vor Überraschung zögerte der Erodumu. Norak nutzte seine übriggebliebene Kraft, um den Kobold weiter zu stärken.
    Die Luft bestand aus atembaren Anteilen und Teilen an denen Menschen ersticken konnten. Die höhere Magie lag in der atembaren Luft. Mit dieser veredelte er den Kobold, reinigte ihn, gab ihm ungeheure Kraft. Ein Frohlocken toste durch den Wirbel. Doch der Kobold hatte nicht vor, sich zu bedanken. Stärker und reiner als jemals zuvor sammelte er all seine Energie und schoss auf die beiden Freunde zu.
    »Spring in den Bach!«, raunte Norak seinem Freund zu.
    Der Bach war nicht tief und die Landung alles andere als weich. Trotz dieser Bedenken sprang Eric, ohne zu zögern in das Nass. Für Diskussionen sah er keinen Anlass.
    Norak war am Ende. Er hatte sich schnell und früh verausgabt im sicheren Glauben, nicht verlieren zu können. Musste er den Preis dafür zahlen? Für das, was fehlte, benötigte er nicht mehr viel. Das letzte verbliebene Element.
    Der Kobold hatte ihn fast erreicht. Rein an atembarer Luft, von ungeheurem magischen Potential. Das letzte Element, Feuer, setzte Norak als schwachen Glimmer eines Spans in die Mitte des Kobolds und sprang.
    Das Inferno raubte ihm die Luft, versengte seine Haare und rammte ihn härter in den Bach, als gut für ihn war. Der Luftkobold entzündete sich augenblicklich. Er brannte schnell und lichterloh. Sein Schrei war kurz und stumm.
    * * *
    Norak japste nach Luft. Eric zog ihn an den Schultern aus dem Bach. Norak blickte in das zerschrammte Gesicht seines Freundes. Auch er war unsanft aufgekommen. Eric lächelte ihn an. Norak lächelte zurück. Sein Freund klopfte ihm auf die Schulter. »Ich hab an Dich geglaubt!«

43
    Illwar saß auf dem Dach des Hauptgebäudes in einer schmalen Nische. Der Wind heulte kalt und peitschte ihm die Tränen aus dem kleinen Gesicht. Illwar war oft hier oben. Die Kälte betäubte den Schmerz.
    Er war etwa zehn Jahre alt. Genau wusste er es nicht. Seine Eltern hatten sich vor Jahren im Dienste des Fürsten zu Tode geschuftet. Wie viele andere auch. Die Bediensteten kümmerten sich abwechselnd um die Waisen, falls sie gerade Zeit hatten. Nur hatten sie selten Zeit. Seine Mutter und seinen Vater
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