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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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eine Schuldenfalle, die viel zu tief ist, als dass sie vernünftigerweise erwarten könnten, sich daraus zu befreien. Das gilt ganz besonders für die USA und sein Finanzsystem der letzten Jahre. Regierungsschulden und regierungsgarantierte Schulden (die aufgrund von Einlagensicherungssystemen oft implizit Bankschulden einschließen) sind mit Sicherheit die problematischsten Schulden, da sie drastisch und über lange Zeiträume ansteigen können, ohne von den Märkten korrigiert zu werden, vor allem dort, wo diese von Marktregulierungen daran gehindert werden. Wenngleich private Schulden bei vielen Krisen eine zentrale Rolle spielen, sind Regierungsschulden weitaus öfter das gemeinsame Problem aller Finanzkrisen, die wir untersuchen. Wie zuvor erwähnt, ist die Tatsache, dass Daten über Inlandsschulden so undurchsichtig und schwer zu beschaffen sind, ein Beweis dafür, dass Regierungen bereit sind, einiges zu tun, um ihre Bücher zu verstecken, wenn es zu einer Krise kommt – genauso wie es die Finanzinstitute in der jüngsten Finanzkrise gemacht haben. Wir sehen eine wichtige Rolle für international maßgebliche Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds darin, für transparentere Staatsschuldenkonten zu sorgen als die heutigen.

    Abbildung V.1 Auslandsstaatsschulden, 1800–2008: Prozentsatz der Länder, die in Zahlungsverzug gerieten oder deren Auslandsschulden restrukturiert wurden, gewichtet nach ihrem Anteil am Welteinkommen
    Unsere eingehende Betrachtung der Krisen, die sich im Laufe der vergangenen acht Jahrhunderte ereignet haben, haben uns zu der Schlussfolgerung geführt, dass der am häufigsten wiederholte und teuerste Investmentrat, der jemals während einer Boomphase kurz vor einer Finanzkrise erteilt wurde, aus der Wahrnehmung entsteht, dass »diesmal alles anders ist«. Die Einschätzung, die alten Regeln der Bewertung hätten ihre Gültigkeit verloren, wird üblicherweise mit viel Energie gebetsmühlenartig wiederholt. Finanzprofis und oft auch Regierungsführer behaupten, wir würden heute alles besser machen als zuvor, wir seien klüger und hätten aus vergangenen Fehlern gelernt. Jedesmal redet sich die Gesellschaft ein, der aktuelle Boom basiere – anders als viele frühere Boomphasen, die katastrophalen Zusammenbrüchen vorausgingen – auf soliden Grundlagen, strukturellen Reformen, technologischer Innovation und vernünftiger Politik.
    Angesichts der umfassenden Daten ist es einfach nicht möglich, sämtliche der vielen Hundert Episoden, welche die Daten umfassen, mit einem Textkontext auszustatten. Nichtsdestotrotz sprechen die Tabellen und Grafiken auf eindrucksvolle Weise für sich selbst und die phänomenale wiederkehrende Natur des Problems. Betrachten Sie Abbildung V.1, die den Prozentsatz der Länder weltweit, gewichtet nach ihrem BIP, wiedergibt, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit der Rückzahlung ihrer Auslandsschulden in Verzug geraten sind.
    Der kurze Zeitraum der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts, der am rechten Ende der Kurve dargestellt ist, sieht ziemlich positiv aus. Doch hatten die vielen politischen Entscheidungsträger recht, als sie 2005 erklärten, das Problem der Auslandsschuldenkrisen souveräner Staaten habe deutlich abgenommen? Leider wird sich die Antwort noch vor Drucklegung dieses Buches deutlich zeigen. Wir hoffen, dass die Beweise in diesem Buch zukünftige politische Entscheidungsträger und Investoren zu einem kurzen Nachdenken bewegt, bevor sie das nächste Mal verkünden: »Dieses Mal ist alles anders.« Das ist es fast nie.

DANKSAGUNG
    Ein Buch, dessen Entstehung so viel Zeit in Anspruch genommen hat, hat vielen Menschen einen Beitrag zu verdanken. Dazu gehört Vincent Reinhart, der uns zu den ökonomischen und statistischen Inhalten beriet und alle Kapitel wiederholt lektorierte. Außerdem lieferte er die Anekdote, die zu dem Titel » Dieses Mal ist alles anders « führte. Vincent arbeitete fast ein Vierteljahrhundert bei der US-Notenbank (Federal Reserve Bank, FED). Als im Jahr 1998 der Hedgefonds Long-Term Capital Management kollabierte – ein Zusammenbruch, der damals als schwere Krise galt, dessen Ausmaß vor dem Hintergrund der derzeitigen Ereignisse allerdings ein wenig verblasst –, nahm er an einer Besprechung des Board of Governors – des Vorstands der FED – mit Marktexperten aus der Praxis teil. Ein Händler mit einem ungewöhnlich langfristigen Gedächtnis sagte: »Mehr Geld wurde aufgrund von fünf Worten verloren als durch
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