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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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das alles schon einmal dagewesen ist. Die Instrumente für finanzielle Gewinne und Verluste haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert, so wie sich auch die Institutionen verändert haben, die gewaltig gewachsen sind, nur um ebenso gewaltig zu scheitern. Finanzkrisen folgen einem Rhythmus von Aufschwung und Abschwung. Länder, Institute und Finanzin­strumente mögen sich verändert haben, die menschliche Natur ist jedoch die gleiche geblieben. Wie wir in den abschließenden Kapiteln dieses Buches besprechen werden, ist die derzeitige Finanzkrise, die in den USA ihren Anfang genommen und sich über die ganze Welt ausgebreitet hat und die wir als »Zweite Große Wirtschaftskontraktion« bezeichnen, lediglich die jüngste Manifestation dieses Musters.
    Die letzten vier Kapitel des Buches beschäftigen sich mit dieser jüngsten Krise, bevor wir zu unserer Schlussfolgerung kommen, in der wir die Lektionen betrachten, die wir aus dieser Krise gezogen haben. Der Leser wird feststellen, dass die in Kapitel 13 bis 16 behandelten Themen relativ einfach und in sich geschlossen sind. (Leser, die hauptsächlich an den Lektionen in Bezug auf die jüngste Krise interessiert sind, sollten direkt zu diesen Abschnitten blättern.) Die US-Standardindikatoren, wie zum Beispiel die Assetpreisinflation, die Zunahme der Hebel, hohe anhaltende Leistungsbilanzdefizite und eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums, im Vorfeld der Subprime-Krise sind beinahe alle Symptome für ein Land, das am Rande einer Finanzkrise steht, und zwar einer schwerwiegenden Finanzkrise. Dieser Weg in die Krise ist ernüchternd. Aber auch der Weg aus der Krise kann ziemlich gefährlich sein. Denn das Resultat systemischer Bankenkrisen, die eine erhebliche Belastung für die Staatsressourcen darstellen, ist ein anhaltender und deutlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung.
    Der erste Teil des Buches liefert präzise Definitionen der Konzepte, die Krisen beschreiben, und diskutiert die diesem Buch zugrunde liegenden Daten. In der Zusammenstellung unseres Datensatzes haben wir uns auf die Arbeit früherer Wissenschaftler gestützt. Allerdings enthält unser Datensatz auch eine erhebliche Menge an neuem Material aus verschiedenen primären und sekundären Quellen. Neben einer systematischen Datierung der Auslandsschulden- und Wechselkurskrisen sind in den Buchanhängen die Daten der Inlandsinflations- und Bankenkrisen aufgeführt. Die Datierung der Zahlungsausfälle von Regierungen bei (zumeist auf Inlandswährung lautenden) Inlandsschulden ist eines der neueren Merkmale, das unsere Untersuchung über Finanzkrisen abrundet.
    Der Lohn dieser genauen Analyse folgt in den verbleibenden Teilen des Buches, in denen diese Konzepte auf unseren erweiterten globalen Datensatz angewendet werden. Teil II beschäftigt sich mit Staatsschulden, indem Hunderte von Staatsschuldenkrisen chronologisiert werden, in deren Rahmen souveräne Staaten ihre Auslandsschulden nicht begleichen konnten. Diese Schuldenkrisen reichen von den Krediten, die florentinische Finanziers Mitte des 14. Jahrhunderts Englands Herrscher Edward III. gewährten, über die Kredite deutscher Handelsbanken an die spanische Habsburgermonarchie bis zu den massiven Krediten, die (zumeist) New Yorker Banker Mitte der 1970er-Jahre an Lateinamerika vergaben. Wenngleich sich feststellen lässt, dass sich Auslandsschuldenkrisen im modernen Zeitalter wesentlich stärker auf Schwellen- und Transformationsländer konzentrieren als Bankenkrisen, betonen wir dennoch, dass Auslandsschuldenkrisen im Rahmen des Reifung eines jeden Landes von einer aufstrebenden Ökonomie zu einer modernen entwickelten Ökonomie ein beinahe universeller Initiationsritus gewesen sind. Dieser Prozess der ökonomischen, finanziellen, sozialen und politischen Entwicklung kann Jahrhunderte dauern.
    In seinen frühen Jahren als souveräner Staat geriet Frankreich nicht weniger als acht Mal in Zahlungsverzug bei seinen Auslandsschulden (siehe Kapitel 6)! Spanien konnte vor 1800 seine Auslandsschulden sechs Mal nicht begleichen, geriet im 19. Jahrhundert sieben Mal in Verzug und übertrumpfte Frankreich mit insgesamt 13 Zahlungsausfällen. Als die heutigen europäischen Mächte die Entwicklungsphase einer aufstrebenden Ökonomie durchliefen, hatten sie die gleichen wiederkehrenden Probleme mit Auslandsschuldenkrisen wie zahlreiche Schwellen- und Transformationsländer heute.
    Von 1800 bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Griechenland beinahe
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