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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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mit der Subprime-Krise in den USA begann.
    Unser Ziel hier besteht darin, ausgiebige, systematische und quantitative Untersuchungen anzustellen: Unsere empirische Analyse erstreckt sich auf 66 Länder über beinahe acht Jahrhunderte. Über die Geschichte der internationalen Finanzkrisen wurden viele wichtige Bücher geschrieben, 1 wobei das vielleicht einflussreichste Werk Kindlebergers 1989 erschienenes Werk Manias, Panics and Crashes ist. 2 (Deutscher Titel: Charles P. Kindleberger, Manien, Paniken, Crashs. Die Geschichte der Finanzkrisen dieser Welt (A.d.Ü.))
    Wir dagegen stützen unsere Analyse auf Daten aus einer riesigen Datenbank, welche die gesamte Welt umfasst und bis zum China des 12. Jahrhunderts und dem Europa des Mittelalters zurückreicht. Das »Herzstück« unseres Buches bilden die (zum größten Teil) einfachen Tabellen und Grafiken, in denen diese Daten präsentiert werden, und weniger die Beschreibung von Persönlichkeiten, politischen Strategien und Verhandlungen. Wir vertrauen darauf, dass unsere visuelle quantitative Geschichte der Finanzkrisen nicht weniger beeindruckend ist als der bisher verfolgte überwiegend textbasierte Ansatz, und wir hoffen, dass er für die politische Analyse und Forschung neue Blickwinkel eröffnet.
    Ein weiterer Schwerpunkt ist die Betrachtung langer historischer Zeitabläufe, um »seltene« Ereignisse einzufangen, die allzu leicht übersehen werden, wenngleich sie weitaus häufiger auftreten und wesentlich größere Ähnlichkeiten aufweisen, als viele meinen. Tatsächlich zeigen Analysten, politische Entscheidungsträger und selbst wissenschaftliche Ökonomen die unselige Neigung, jüngste Erfahrungen durch das enge Fenster von Standarddatensätzen zu betrachten, die in Bezug auf Länder und Zeiträume typischerweise auf einem engen Erfahrungsspektrum beruhen. Ein großer Teil der wissenschaftlichen und politischen Literatur über Schulden und Schuldenkrisen zieht Schlussfolgerungen aus Daten, die seit 1980 erhoben wurden. Das liegt zum Teil daran, dass diese am leichtesten zu beschaffen sind. An diesem Ansatz wäre nichts auszusetzen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass Finanzkrisen wesentlich längere Zyklen haben und ein Datensatz über 25 Jahre einfach keine angemessene Per­spektive in Bezug auf die Risiken alternativer Strategien und Geldanlagen bieten kann. Ein Ereignis, das im Rahmen einer Zeitspanne von 25 Jahren als selten erscheint, ist unter Umständen keineswegs selten, wenn es in einem längeren historischen Kontext betrachtet wird. Schließlich hat ein Forscher nur eine Chance von 1:4, dass er in einem Datensatz über ein Vierteljahrhundert eine »Jahrhundertflut« entdeckt. Um überhaupt über solche Ereignisse nachzudenken, muss man Daten über mehrere Jahrhunderte sammeln. Und das ist hier genau unser Ziel.
    Darüber hinaus weisen Standarddatensätze in weiteren wichtigen Aspekten große Beschränkungen auf, insbesondere im Hinblick auf ihre Betrachtung der Arten von Regierungsschulden. Wie wir sehen werden, sind historische Daten über Inlandsstaatsschulden für die meisten Jahrhunderte tatsächlich sehr schwer zu beschaffen. Oft sind diese Schulden kaum transparenter gewesen als die Buchführung heutiger moderner Banken mit ihren außerbilanziellen Transaktionen und anderen Buchführungstricks.
    Unsere Analysen beruhen auf einer umfassenden neuen Datenbank mit Informationen zu internationalen Schulden- und Bankenkrisen, Inflation, Währungszusammenbrüchen und -abwertungen. Die Daten stammen aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika, Nordamerika und Ozeanien (wie zuvor erwähnt, handelt es sich um Daten über insgesamt 66 Länder zuzüglich ausgewählter Daten für eine Reihe weiterer Länder). Das Spektrum an Variablen umfasst neben vielen weiteren Dimensionen Inlands- und Auslandsschulden, Handel, Nationaleinkommen, Inflation, Wechselkurse, Zinssätze und Rohstoffpreise. Die Datenerfassung erstreckt sich auf mehr als 800 Jahre – bei den meisten Ländern reicht sie bis zum Jahr, in dem sie ihre Unabhängigkeit erlangten, und bei einigen Ländern bis in Kolonialzeiten. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass wir mit den hier präsentierten Übungen und Illustrationen lediglich an der Oberfläche der Erkenntnisse kratzen, die ein Datensatz dieses Umfangs und dieser Reichweite potenziell liefern kann.
    Glücklicherweise sind die Details dieser Daten für das Verständnis der zentralen Botschaft dieses Buches nicht unerlässlich, nämlich dass
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