Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
Vom Netzwerk:
mir aber nichts dabei. Martin spielte auf meiner Gitarre. Die Mädels sangen ein Lied, das ich nicht kannte, aber alle schienen eine geile Zeit zu haben. Ich hatte sie.
    Als ich schon dachte, die Party würde langsam zu Ende gehen, weil es schon fast Mitternacht war, hüpfte Tara auf mich zu. Sie hüpfte wirklich, wie ein Flummi. Ich glaube, das lag an den vielen braunen Schnäpsen, die sie mit dem Barkeeper an der Bar getrunken hatte. Die Art, wie sie mich anlächelte, so schelmisch, kam mir ziemlich bekannt vor und obwohl schon so unfasslich viele Dinge passiert waren, die für hundert Geburtstage ausreichten, rechnete ich mit dem Schlimmsten.
    »Wird es peinlich?«, fragte ich.
    Tara lachte, gab mir einen Kuss auf die Wange und nuschelte: »Baby, jetzt wird es sexy!«
    »Ach, du scheiße!«
    Ich musste mich auf einen Stuhl setzen und abwarten. Einige der Mädels rannten hektisch umher, aber niemand wollte mir verraten, was gleich passieren würde. Hinter mir waren schon alle aufgestanden, um besser sehen zu können, auch Mama. Lars dimmte das Licht und wünschte mir viel Spaß. Er guckte genauso komisch wie Tara. Ich bekam Angst, aber keine schlimme Angst, mulmige Angst. Die Erwachsenen, die vorne standen und freie Sicht auf die Treppe hatten, begannen zu klatschen und zu tuscheln. Ich streckte meinen Kopf, damit ich um die Ecke spionieren konnte und bekam den Schock meines Lebens. Einen schönen Schock. Ich konnte es nicht fassen, dass sie es wirklich getan hatten. Wochenlang nervte ich Lars und Tara und Mama damit, dass ich mir zum Geburtstag eine Stripperin wünschte, eine mit großen Dingern und so, und jetzt kam diese fremde Frau auf ihren hohen Schuhen wie in Zeitlupe auf mich zugelaufen. Zuerst drehte ich mich weg, weil ich mich schämte, aber dann lachte sie mich an und sagte: »Happy Birthday, Daniel.«
    Schnell hielt ich die Hände vor mein Gesicht. Ich spreizte meine Finger und linste heimlich hindurch. Sie hatte schwarze Haare, in denen Federn steckten und trug ein schwarzes Kleid, das golden und silbern glitzerte, und um ihren Oberkörper hing eine große rosa Schleife. Sie sah wunderhübsch aus, wie gemalt oder aus dem Fernsehen. Sie machte einen Schritt auf mich zu, beugte sich zu mir runter und hauchte in mein Ohr: »Do you want to open the package?«
    Ich drehte mich schnell wieder weg und konnte nicht aufhören zu kichern. Um mich herum riefen alle: »Auspacken! Auspacken! Auspacken!«
    Ich wollte nichts auspacken. Ich traute mich nicht. Mein Herz klopfte. Noch nie zuvor hatte ich ein nacktes Mädchen gesehen. Außer Mama natürlich, aber das zählte ja nicht. Noch hatte sie alles an. Trotzdem wünschte ich mir, woanders zu sein. Dann wieder nicht. Als die hübsche Stripperin um den Stuhl herum schlich und den Augenkontakt zu mir suchte, erschrak ich so sehr, dass ich ganz laut kreischte, vom Stuhl aufsprang und mich hinter Tara versteckte.
    »Wenn du sie nicht auspacken willst«, rief Martin und zeigte auf Lars, »der da hilft dir bestimmt gerne.«
    Lars winkte mir zu, alle lachten, und ich zeigte ihm den Mittelfinger. Das war meine Stripperin und nicht seine! Sie stand jetzt vor mir, nahm meine Hand und führte sie zu ihrer rosa Schleife. Ich konnte nichts mehr denken und hielt die Schleife fest. Dann tänzelte sie nach hinten und drehte sich so lange um die eigene Achse, bis die Schleife zu Boden fiel. Die Musik setzte ein.
    »Soll ich mich auf den Stuhl setzen«, fragte Tara, »und du kommst auf meinen Schoß?«
    Ich nickte. Wir setzten uns. Sie tanzte. Wie ein Äffchen klammerte ich mich an Tara und schrie: »Hilfe!«
    Ich traute mich nicht, die hübsche Stripperin anzugucken. Jedes Mal, wenn ich meinen Kopf zu ihr drehte, hatte sie weniger an. Ich sah, wie draußen am Bürgersteig fremde Leute durch die Scheibe glotzten.
    »Geht weg da!«, rief ich ihnen zu. »Das ist mein Mädchen! Haut ab!«
    Aber sie hörten mich nicht. Auch Falco, der freundliche Barbesitzer, und die Bedienungen standen plötzlich an der Treppe und sahen mein Mädchen an. Das fühlte sich schön an, weil sie extra wegen mir gekommen war. Sie hätte ja auch für ein anderes Kind tanzen können. Plötzlich fiel ihr Kleid auf den Boden, und ich sah ihre langen Beine. Und ihren goldenen Slip. Die Erwachsenen jubelten und klatschten und pfiffen, aber ich traute mich nicht, länger als eine Sekunde hinzusehen. Als ich das nächste Mal schaute, öffnete sie gerade ihr schwarzes Korsett. Ich durfte mein Korsett ausnahmsweise zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher