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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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weil es bis zur letzten Sekunde ein Geheimnis bleiben sollte, aber in meiner Phantasie sahen alle Mädchen wunderschön aus. Das Kondom lag schon griffbereit in der Kommode. Ich kontrollierte das einmal pro Stunde, weil ich nicht wollte, dass es plötzlich nicht mehr da war. Viel mehr an Vorbereitung brauchte es ja nicht. Jedenfalls fiel mir nichts ein. Wäre Lars noch da, hätte ich ihn fragen können, aber er musste noch Sachen erledigen, von denen er mir nichts verraten wollte, und war längst verschwunden. Mama war beim Friseur, und Papa saß im Wohnzimmer. Ich zog mein Geburtstagsoutfit an und spielte mit meinen Schleichtieren. Zu meiner Bande gehören zwei Eisbären, ein Babyeichhörnchen, ein Mama-Elefant mit Baby-Elefant, ein Känguru mit Baby im Beutel, ein Mops als Hundepapa, eine Hundemama mit zwei Welpen, ein Erdmännchen und eine extra Erdmännchenfamilie, ein Panda, eine Koala-Mama mit Koala-Baby, ein Tigerbaby und ein Tapir. Lars mag das Babyeichhörnchen, das Erdmännchen und den Tapir am liebsten. Ich habe sie alle gleich lieb.

    Mama rief von unterwegs an. Sie sei gerade aus dem Bus gestiegen mit Wiebke, und niemand dürfe das Bad blockieren, weil sie schon viel zu spät seien und sich beeilen müssten.
    »Papa«, brüllte ich aus dem Flur ins Wohnzimmer. »Mama kommt gleich. Du darfst nicht mehr aufs Klo, sonst kriegst du Ärger.«
    Ich ging wieder zurück in mein Zimmer und schaute auf meine Spongebob-Schwammkopf-Uhr. Noch vierzig Minuten. Lars hatte gesagt, dass wir um halb sechs abgeholt werden würden. Ich zog die Schublade der Kommode auf, öffnete das Geheimversteck, kontrollierte, nickte, setzte mich neben Anna, und wartete. Sie war nicht mehr böse auf mich. Josi und die anderen Tiere mussten ja auch zu Hause bleiben. Ich hörte, wie Mama die Wohnungstür aufschloss und wie ein Wirbelwind direkt ins Schlafzimmer fegte. Ich steckte meinen Kopf in den Flur, um nachzusehen, aber sie fauchte nur: »Aus dem Weg, aus dem Weg, keine Zeit, aus dem Weg!«
    Mama war sehr aufgeregt. Wiebke und ich gingen in die Küche. Sie sagte, dass Mama heute Abend ganz toll aussehen würde. Nur für mich. Ich zuckte mit den Schultern und nahm meine Tabletten.
    Mama kam um fünf vor halb sechs aus dem Bad und drehte sich vor mir wie eine Tänzerin einmal im Kreis. Sie sah in ihrem neuen schwarzen knallengen Schnürkleid aus, als würde sie mit Wiebke auf ein Gothik-Konzert gehen. Gothik ist nämlich Mamas Lieblingsmusik. Ich fand sie hübsch, deswegen sagte ich: »Bist eine coole Mama.«
    Papa sah aus wie immer. Dafür brauchte er im Bad auch nur zwei Minuten. Das war gut, denn wegen meinen Tabletten musste ich schnell noch Pipi machen. Draußen im Hof trafen wir Britta und Sina und alle freuten sich über Mamas Outfit.
    Mein Handy klingelte.
    »Hallo, Tara«, sagte ich.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Wir stehen alle vor dem Haus und warten, dass wir abgeholt werden.«
    »Na, dann schwingt mal eure Hintern nach oben an die Hauptstraße. Ich warte dort auf euch.«
    »Du holst uns ab?«, fragte ich erstaunt. »Aber du hast doch gar kein Auto.«
    Tara lachte und sagte: »Kommt einfach hoch.«
    »Mama, Mama«, rief ich aufgeregt. »Tara holt uns ab. Tara, Tara.«
    Ich lief schon vor, weil ich die Schnarchigkeit der anderen nicht ertragen konnte. Sie standen noch immer rauchend vor Brittas Terrasse und unterhielten sich. Ich bog um die hohe Gartenhecke und schaute nach oben, aber es war zu dunkel und die Straßenlaternen leuchteten nicht hell genug, um viel erkennen zu können. Nach einigen Metern entdeckte ich Tara. Sie stand vor einem langen weißen Auto und winkte mir zu. Ich lief ganz schnell in ihre Arme und drückte sie. Es dauerte einen Moment bis ich realisierte, dass das lange weiße Auto eine Limousine war.
    »Mein Geschenk für dich«, sagte Tara mit dem schönsten Strahlen im Gesicht, das man sich vorstellen kann. Ich war sprachlos. Selbst als die anderen plötzlich mit großen Augen um uns herum standen und Fotos machten, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Für mich? Warum bekam ich so etwas Schönes geschenkt? Am liebsten hätte ich mich unter Mamas Jacke verkrochen und Glückstränen geweint, aber vor Tara musste ich cool bleiben. Ich spürte, wie in mir langsam Unruhe aufkam, dabei hatte der Abend noch gar nicht richtig begonnen. Zum Glück begrüßte uns die nette Chauffeurin, und ich durfte schnell einsteigen. Von der Fahrt bekam ich nicht viel mit. Tara nahm eine Sektflasche aus dem Eiskübel,
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