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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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verteilte die Gläser und goss allen ein. Allen außer mir. Ich wollte nichts. Ich musste mich noch an die Aufregung gewöhnen. Ich sah aus dem Fenster und versuchte an nichts zu denken. Es begann zu schneien. Rechts von uns lag der Hafen, und die großen gelben Lichter spiegelten sich im Wasser. Das sah schön aus. Nach einer Stunde oder so gab die nette Chauffeurin ein kleines Hupkonzert, extra für mich, und Tara sagte: »So, Freunde der Nacht. Wir sind jetzt da. Alle Mann raus!«
    Ich traute mich nicht auszusteigen, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Ich bekam Angst. Tara gab mir einen Kuss auf die Wange. Das beruhigte mich nicht. Im Gegenteil. Die Tür ging auf. Ich atmete noch einmal durch. Und stieg aus.
    Ich stand vor einer Bar. Auf dem Schild stand Gloriabar. Viele Menschen, vielleicht zehn oder hundert hielten Wunderkerzen in die Luft und sangen »Happy Birthday, lieber Daniel«. Ich traute mich nicht, ihnen direkt in die Augen zu schauen. Als sie dann auch noch applaudierten, guckte ich auf den Boden und sagte leise: »Danke.«
    Es hörte aber keiner. Ich hörte es ja selbst kaum. Um irgendetwas zu tun, um meine Energie loszuwerden, sprang ich auf und ab und rief: »Ich muss mal, ich muss mal.« Dabei musste ich gar nicht. Ich hörte Gelächter von irgendwoher. Schnell weg, dachte ich mir und lief an allen vorbei, ohne Hallo zu sagen, rein in die Bar, wo ich mich in Sicherheit fühlte. Ich stellte meine Tasche neben Lars’ Laptop und legte meine Jacke über die Heizung. Überall standen Menschen herum. Die meisten kannte ich. Tamtam kam zu mir und nahm mich an der Hand, um mir alles zu zeigen, aber ich schlug sie weg, weil ich kein Baby mehr war.
    »Du darfst neben mir hergehen«, sagte ich im Befehlston. »Okay?«
    Tamtam guckte komisch, nickte, und ging neben mir die Treppen hoch. Oben gab es eine Küche, eine Toilette und einen Raum mit Sofas und einen großen Tisch, auf dem viele Geschenke standen. Wahrscheinlich für mich, aber sicher war ich mir nicht. Durch eine Glasscheibe, die sich bewegen ließ, konnte man nach unten schauen. Tamtam war verschwunden, dafür stand Lars plötzlich mit zwei Gläsern Sekt neben mir.
    »Na, Großer?«
    »Was?«
    »Hast du schon gesehen, wer alles gekommen ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was meinst du, wollen wir sie zusammen begrüßen oder willst du das gleich alleine machen?«
    »Lass mich in Ruhe, du Honk!«
    »Ich weiß, was dir fehlt«, sagte Lars und reichte mir ein Glas. »Auf dich, Bruderherz. Heute lassen wir die Sau raus!«
    Ich stieß mit ihm an, obwohl ich mich noch ziemlich unwohl fühlte, nippte an dem Sekt und hätte mich fast verschluckt, weil ich mir gleichzeitig vorstellte, wie Mama grunzend auf einer Sau über die Tanzfläche galoppierte. Ich fand das so lustig, dass sich mein Herz auf der Stelle beruhigte. Allmählich nahm ich wahr, was um mich herum passierte. Aus den Boxen kam Musik, zu der man gut tanzen konnte, aber dafür war es jetzt noch zu früh. Hinten an den Tischen entdeckte ich die blonden Mädchen aus der Berlin-Limousine und drehte mich mit großen Augen zu Lars um.
    »Sind sie gekommen?«, fragte ich.
    »Sie sind gekommen!«, lächelte Lars und klopfte mir auf die Schulter. »Komm, wir sagen ihnen hallo.«
    »Okay.«
    An der Treppe blieb ich kurz stehen. Jetzt erst erkannte ich die vielen lila Luftballons, die an der Decke schwebten. Rote Fäden waren an ihnen festgebunden, die bis zum Boden reichten. Ich zog an einem, aber der Ballon flog automatisch wieder zur Decke zurück.
    »Helium«, grinste mich Lars von der Seite an. »Damit können wir nachher noch lustige Spielchen machen.«
    Ich sah Alexej und seine Mutter. Sie hatten für ihn und seinen Rollstuhl einen schönen Platz am Ende der Tische gefunden, so dass er alles gut sehen konnte. Sie begrüßte ich zuerst. Alexej kenne ich von allen Jungs aus der Schule am längsten. Er machte eine schwere Zeit durch, musste viele Operationen überstehen. Ich war froh, dass Lars ihn eingeladen hatte. Die Frauen aus Mamas Café unterhielten sich mit den Frauen aus dem Hospiz. Bestimmt über Kuchen und belegte Brötchen. Ich entdeckte Marcel und Melli und Matze und meine Nachbarn von der anderen Straßenseite und Freunde von Mama und fremde hübsche Mädchen, und je mehr ich mich drehte, desto schwindeliger wurde mir. Ich hätte ausflippen können vor Freude. Lars stellte mir Christina und Martin vor, zwei Freunde, die ich noch nicht kannte. Sie überreichten mir schöne
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