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Diesen Partner in den Warenkorb legen

Diesen Partner in den Warenkorb legen

Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen
Autoren: Annabel Dilling
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Verkupplungsindustrie einen Einstellungswandel erwirkt: Partnerlosigkeit gilt heute als leicht zu behebende Mangelerscheinung – so etwas wie Skorbut. Man muss nur beim richtigen Anbieter sein, um das Problem in den Griff zu kriegen.
    Das Unbehagen gegen die Single-Industrie – Warum so viele Menschen auf das Schicksal vertrauen
    Manchmal, wenn Not am Mann ist, macht Christian Ziegler einfach selbst mit beim Flirten im Akkord. Schließlich passt er mit 28 genau zum Altersdurchschnitt seiner Teilnehmer. Seit zwei Jahren veranstaltet der Stuttgarter mit seiner Firma »Nice-2-date-you« Speeddatings in neun deutschen Städten. Er habe sich das Geschäftsmodell angesehen und festgestellt, dass man sich mit Single-Veranstaltungen gut etwas dazuverdienen kann; und am Ende mache man noch ein paar Leute glücklich, sagt der schwäbische Jungunternehmer.
    19 Euro verlangt er für die Teilnahme, »ein Clubbesuch kostet ja schon mehr.« Dafür trifft der Teilnehmer auf mindestens sieben Singles, mit denen er sich reihum sieben Minuten lang unterhalten muss. Danach signalisiert ein Gong eine Verschnaufpause, bevor es am nächsten Tisch weitergeht. Nach dem Kennlernmarathon können die Teilnehmer im Internet ankreuzen, welchen der Kandidaten sie gerne wiedersehen möchten: Kommt es zu einer Übereinstimmung, werden die Kontaktdaten freigeschaltet. Die Chancen, beim Speeddating jemanden kennenzulernen, stehen gut: Eine Studie der Berliner Humboldt-Universität, bei der Teilnehmer sechs Wochen nach der Veranstaltung befragt wurden, ergab, dass sich fast vierzig Prozent noch einmal mit einem Kandidaten getroffen haben und sich bei 25 Prozent (zumindest kurzfristig) eine Beziehung angebahnt hat.
    Wenn man wie Christian Ziegler regelmäßig paarungsbereiten Großstädtern beim Flirten zusieht, lernt man eine Menge über die Gesetzmäßigkeiten des Kennenlernens: »Ich stelle immer wieder fest, dass Frauen fast durchgängig lächeln und Männer so gut wie gar nicht. Wenn der Mann einen Witz gemacht hat, lacht die Frau gleich mit. Wenn die Frau dagegen etwas Lustiges sagt, heißt das noch lange nicht, dass der Mann jetzt lacht.«
    Ob in Kontaktanzeigen, in Online-Dating-Profilen oder bei Straßenumfragen: Immer wieder geben Singles an, dass sie einen Partner suchen, der sie zum Lachen bringt. Humor ist der Rekordmeister in der Liga der Wunscheigenschaften künftiger Partner, vor allem, weil er ein Indikator für Intelligenz und Selbstironie ist.
    Die US -Amerikanerin Julia Kamin hatte deshalb die Idee einer Partnerbörse, die den gemeinsamen Humor in den Mittelpunkt stellt. Sie gründete makeeachotherlaugh.com, eine Internetseite, auf der man zunächst Cartoons, Webschnipsel und Bilder nach ihrer Lustigkeit bewerten soll, um dann per Algorithmus Kandidaten zugewiesen zu bekommen, die sich über ähnliche Dinge amüsieren können. Was einleuchtend klingt, läuft bislang eher schleppend, die Seite befindet sich nach zwei Jahren noch immer in der Beta-Version. Wie der Speeddating-Veranstalter Ziegler glaubt auch Julia Kamin inzwischen, dass Witzigkeit eben doch Grenzen kennt – oder zumindest Geschlechterunterschiede. Dies bestätigt auch eine Studie, die Robert Provine an der University of Maryland durchgeführt hat: Demnach bevorzugen Frauen Männer mit Humor, und Männer bevorzugen Frauen, die über ihre Witze lachen – so das Ergebnis einer Analyse von 4000 Kontaktanzeigen, die der Psychologe auf Wortwahl und Witzigkeit untersucht hat. Julia Kamin hat sich vorsichtshalber die Rechte für zwei weitere Internet-Domains gesichert: hemakesherlaugh.com und shelaughsatmyjokes.com. 2
    Doch auch wenn sich Humor oft nur in Einbahnstraßen bewegt – bei Speeddatings gehe es »locker und lustig zu«, versichert Christian Ziegler. Er genießt das aufgeregte Geschnatter, das Sirren der Großstadtflirts, den Moment, in dem alles möglich ist. Nur einmal wurde es dramatisch: »Schon vor der Veranstaltung in Stuttgart war ein Mädchen völlig aufgelöst, weinte und wollte auf gar keinen Fall mitmachen.« Was war passiert? »Sie hat ihren Exfreund unter den Kandidaten erspäht – der sich nur eine Woche zuvor von ihr getrennt hatte.« Beide waren wieder »auf dem Markt« – ein treffenderes Bild dafür als eine prompte Anmeldung beim Speeddating gibt es kaum.
    Seit dem Film »Shoppen« ist das Großstadtphänomen Speeddating einem breiten Publikum bekannt. Tatsächlich findet man die Single-Veranstaltungen vor allem in Ballungszentren. Nur im
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