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Diesen Cowboy muss ich küssen

Diesen Cowboy muss ich küssen

Titel: Diesen Cowboy muss ich küssen
Autoren: Kristi Gold
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und seine knappe Antwort auf ihre Frage. Vielleicht hatte er auch ein gehörgeschädigtes Kind oder seine Frau war taub. Allerdings trug er keinen Ring. Doch das musste ja nichts heißen.
    Als sie sich für die Anmeldung zum Reiten anstellten und unter dem Zeltdach warteten, blickte Dana sich um und sah Will nun an der Stalltür lehnen. Die Daumen in die Gürtelschlaufen gehängt, ein Seil über der Schulter, hatte er ein Bein angewinkelt und stützte sich mit dem Stiefel an der Holztür hinter ihm ab. Er bot das Bild eines typischen Cowboys aus dem legendären Wilden Westen. Eines fantastisch aussehenden Cowboys, der ganz und gar nicht ihr Typ war.
    Trotzdem stieg eine plötzliche Hitze in Dana auf, die nichts mit der glühend heißen Junisonne zu tun hatte.
    “Ihr Scheck bitte. Ma’am?”, sagte die Frau an der Anmeldung.
    “Entschuldigen Sie”, murmelte Dana und riss den Blick von Will los. Sie reichte der Frau den Scheck und behielt Callie im Auge, während sie die Formulare unterzeichnete.
    Callie stand ein paar Meter entfernt bei einem Jungen von etwa neun Jahren.
    Besorgt beobachtete Dana die beiden.
    “Wie heißt du?”, fragte der Junge.
    Callie zögerte kurz und buchstabierte dann mit den Fingern ihren Namen.
    “Ich habe gefragt, wie du heißt”, wiederholte der Junge.
    Dana ging hinüber zu ihrer Tochter und legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Sie heißt Callie.”
    Der Junge zog seine Stupsnase kraus. “Warum hat sie’s mir dann nicht gesagt? Ist sie blöd oder was?”
    Danas erster Impuls war es, ihn wegen seiner Unwissenheit zu schelten. Da er es vermutlich jedoch nicht besser wusste, sagte sie nur: “Sie kann dich verstehen, wenn du langsam sprichst.”
    “Oh.” Der Junge zuckte die Achseln und lief davon.
    Callies niedergeschlagene Miene schnitt Dana ins Herz. Was mochte ihrer Tochter durch den Kopf gehen, wenn sie so unaufmerksamen Menschen begegnete, die es nicht einmal versuchten, sie zu verstehen? Litt sie sehr darunter? Lebte ihre Tochter vielleicht zu abgeschirmt von den Härten der Realität, seitdem sie im Internat war?
    Alles, was Dana bisher getan hatte, hatte sie für Callie getan. Nun, da sie eine neue Arbeitsstelle hatte, konnte sie endlich eine größere finanzielle Unabhängigkeit von Rob erlangen. Sobald sie sich an den Ausbildungskosten für Callie beteiligte, würde sie dabei auch mehr zu sagen haben. Aber am meisten wünschte sie sich, mit ihrer Tochter wirklich kommunizieren zu können.
    Nicht dass sie es nicht versucht hätte. Aber gleichgültig, welche Form der Kommunikation sie vorgeschlagen hatte, Rob war nicht damit zufrieden gewesen. Er mochte es nicht, wenn Callie die Gebärdensprache verwendete, weil das in der Öffentlichkeit zu sehr auffiele, wie er meinte. Doch das lautsprachliche Konzept lehnte er ebenfalls ab, weil Callies Sprechen sich seltsam anhörte. Im Grunde wollte er nichts anderes als ein normales Kind.
    Dennoch hatte Callie die Zeichensprache gelernt, um die anderen Kinder im Internat zu verstehen. Und sie hatte sie so rasch gelernt, dass Dana in der begrenzten Zeit, die sie miteinander verbrachten, nicht mehr mit ihr hatte Schritt halten können.
    In diesem Moment lächelte Callie sie liebevoll an. Dann hob sie die Hand, knickte Ring- und Mittelfinger ein und formte das Zeichen, das sie jeden Abend vor dem Schlafengehen gemeinsam machten: “Mom, ich hab dich lieb.”
    Zärtlich erwiderte Dana das Lächeln und formte mit den Lippen lautlos die Worte: “Ich hab dich auch lieb.”
    Daraufhin drückte Callie sie ganz fest, so als hätte ihre Mutter den Mond für sie vom Himmel geholt.
    Dana wurden die Augen feucht. Sie würde alles für ihre Tochter tun, die ihr so viel Liebe und Freude schenkte, und sie nahm sich vor, ab Montag ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr mit Callie zusammen sein zu können, solange sie jetzt in den Sommerferien zu Hause war. Und mehr denn je war sie entschlossen, Unterricht in der Zeichensprache zu nehmen.
    Sie nahm Callie in die Arme und wirbelte sie herum. Auf einmal fühlte sie sich heiter und beschwingt, bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich dem Glück ihrer Tochter in den Weg stellte. Rob eingeschlossen. Sie wollte Callie ein erfüllteres Leben bereiten. Heute war erst der Anfang. Und vielleicht würde sie ja auch Will Baker davon überzeugen können, ihr dabei zu helfen.
    Will musste grinsen, als er Dana am Donnerstagabend aus ihrem schicken Wagen steigen sah. Offenbar entsprach ihre Vorstellung von
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