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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen
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das Kind aufwachte und zu weinen anfing.
    Neville runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, doch dann bemerkte er, dass Margarets Blick auf etwas gerichtet war, das sich auf ihrer Seite des Bootes im Wasser befand.
    Er sah zu ihr hinüber und ihm stockte vor Schreck der Atem, sodass er schon meinte, ihm sei das Herz stehen geblieben.
    Ein goldenes Leuchten hatte sich über die Wellen des Flusses ausgebreitet.
    Neville reckte den Kopf, um über das Bootsdeck nach vorn zu blicken. Das Leuchten erstreckte sich etwa gleich weit zu beiden Seiten des Bootes über das Wasser.
    »Tom!«, rief Margaret.
    »Pst!«, sagte er und packte sie am Arm. »Sei still!«
    Er sah zu Agnes hinüber und zu Courtenay, Roger und ihren Gefährten, die hinter ihr saßen.
    Agnes schlief noch immer, und die Männer waren weiterhin in ihr Würfelspiel vertieft, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen.
    »Der heilige Michael!«, sagte Neville, und Margaret wimmerte und wand sich, als wollte sie über Bord springen.
    »Schweig!«, herrschte Neville sie an, hielt sie fest und blickte ihr fest in die vor Furcht geweiteten Augen.
    »Wenn du wirklich so unschuldig bist, wie du immer behauptest«, sagte er langsam und bedächtig, »wovor hast du dann Angst?«
    Gütiger Himmel, warum machte er es ihr so leicht, ihn zu hassen? »Ich kann nicht unschuldig sein«, zischte sie, während Wut in ihr aufstieg, »wenn du es mir nicht gestattest!«
    Während Margaret sprach, lief das Leuchten auf beiden Seiten des Bootes zusammen, wanderte unter den Kiel des Gefährts, stieg dann durch das Holz auf und verwandelte sich kaum zwei Schritte vor ihnen in eine glühende Feuersäule. Die Säule nahm die durchscheinende Gestalt des Erzengels an, und dann vernahmen sie seine donnernde Stimme.
    Du bist die Fleisch gewordene Sünde, Margaret. Ein Scheusal das niemals das Licht der Welt hätte erblicken dürfen.
    Agnes schlief weiter, und die Männer fuhren in ihrer Beschäftigung fort – nur Margaret und Neville konnten den Engel sehen.
    Margaret verzog angesichts der Worte des Heiligen den Mund. Wenn er ihr Liebenswürdigkeiten zugeflüstert hätte, hätte er sie damit vernichten können, doch so verwandelte sein Hass Margarets Furcht lediglich in Wut.
    Ihr Gesicht verzog sich voller Abscheu. »Wenn ich die Fleisch gewordene Sünde bin«, sagte sie, »dann komme ich ganz nach meinem Vater!«
    Das Gesicht des Engels nahm einen furchterregenden Ausdruck an, und er breitete die Arme aus – Margaret und Neville schien es fast, als würden sie von einem Flussufer zum anderen reichen. Er gab ein Zischen von sich, das wie das Brausen göttlicher Vergeltung klang.
    Geschmeiß!
    »Ich mag von zweifelhafter Herkunft sein«, sagte Margaret, den Blick fest auf das Gesicht des Engels gerichtet, »aber ich habe ein ehrbares Leben geführt!«
    »Margaret!« Neville war sich nicht sicher, worum es bei dem Gespräch zwischen den beiden ging. Beschuldigte der Heilige Margaret der Hexerei oder machte er ihr lediglich zum Vorwurf, dass sie eine Tochter Evas war – die Bürde, die auf allen Frauen lastete? Doch Margarets Worte und der Zorn, mit dem sie sie dem Erzengel entgegenschleuderte, erschreckten ihn.
    »Heiliger«, sagte Neville, ließ Margarets Schulter los und sank vor dem Erzengel auf die Knie. »Verzeih ihre Worte…«
    Weißt du denn nicht, was sie ist, Thomas?
    Neville antwortete nicht.
    Weißt du es wirklich nicht? Sie ist das, was du vernichten sollst, Thomas.
    Neville gab immer noch keine Antwort, sondern senkte nur den Blick auf die Planken vor ihm.
    Was tut sie hier an deiner Seite, Thomas? Warum hast du sie und ihren Nachwuchs nicht getötet?
    Schließlich hob Neville den Blick und sah den heiligen Michael an. »Sie kann mir noch von Nutzen sein.«
    Von Nutzen?
    »Sie wird andere ihrer Art anlocken, auf dass ich sie erkennen und vernichten kann.« Neville hielt inne und fragte sich, ob seine Worte in den Ohren des Erzengels genauso unglaubwürdig klangen wie in seinen eigenen.
    Das Böse fühlt sich ohnehin von dir angezogen, Thomas. Du weißt, dass die Dämonen versuchen werden, dich zu töten, bevor du sie zur Strecke bringen kannst.
    »Sie kann mir noch von Nutzen sein. Schließlich ist sie eine Frau.« Schon besser.
    Dann sieh zu, dass du eine Verwendung für sie findest, Thomas, aber lass dich nicht für ihre Zwecke einspannen. Denk daran, was auf dem Spiel steht, solltest du versagen.
    Neville lachte leise und selbstsicher – und in diesem Moment empfand
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