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Die zwoelf Gebote

Die zwoelf Gebote

Titel: Die zwoelf Gebote
Autoren: Sidney Sheldon
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mir egal, was Gott mir antut."
    Sein Vater war schockiert. „Sage so etwas nicht!" Er schickte einen Blick zum Himmel hinauf. „Der Blitz wird auf dich herabfahren."
    „Das wäre auch das einzige", antwortete Ralph, „was Gott mir noch nicht angetan hat."
    Er blieb die ganze Woche zu Hause und weigerte sich, auszugehen, um Arbeit zu suchen. „Wozu?" sagte er. „Ihr wißt doch genau, wie glücklos ich bin. Ich finde ja doch keine Arbeit, und auf dem Weg wird mich mit Sicherheit ein Auto überfahren."
    Ralphs Vater wußte nichts zu entgegnen. Er war jetzt selbst überzeugt davon, daß sein Sohn recht hatte.
    Am Sonntagmorgen sagte Ralphs Mutter: „Stehe auf, mein
Schatz, es ist Zeit für die Kirche."
„Ich will nicht zur Kirche gehen."
    „Was soll das heißen, du willst nicht zur Kirche gehen? Wir gehen doch jeden Sonntag zur Kirche!"
    „Und was hat es mir genützt?" sagte Ralph. „Ich bleibe heute zu Hause."
    „Du kannst nicht zu Hause bleiben", erklärte ihm sein Vater. „Das dritte Gebot sagt -"
    „Ja, ich weiß, was im dritten Gebot steht. Du sollst den Feiertag heiligen. Aber es ist mir egal. Ich bleibe heute den ganzen Tag im Bett."
    Und nichts, was sie sagten, konnte ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern.
    Schweren Herzens gingen Ralphs Eltern ohne ihn zur Kirche. „Das wirst du noch bereuen", warnte ihn sein Vater allerdings. „Schreckliche Dinge können geschehen, wenn man eines der Gebote bricht."
    Aber Ralph sagte einfach nur: „Sollen sie doch geschehen. Ich fürchte mich nicht davor."
    Er sah seinen Eltern nach, wie sie. das Haus verließen. Ich hätte schon mitgehen sollen, dachte er mit Schuldgefühlen. Tatsache war, daß er durchaus etwas nervös darüber war, das dritte Gebot zu brechen. Stets war er bisher am Sonntag zur Kirche gegangen.
    Er merkte, daß er einfach zu unruhig war, um im Bett zu bleiben. Vielleicht gehe ich ein wenig spazieren, dachte er. Wollen doch mal sehen, was für Knochen ich mir heute brechen werde.
    Er zog sich an und ging los. Es war ein schöner Frühlingsmorgen. Die Luft war frisch und klar. Er ging die Straße entlang und sah sich ständig nervös um, weil er darauf wartete, was ihm denn nun zustoßen werde, jetzt, wo er so offen das dritte Gebot übertrat.
    Er stolperte über etwas und dachte: Aha, geht schon los. Doch als er auf den Gehsteig hinunterblickte, sah er, daß er über eine Brieftasche gestolpert war, die jemand verloren hatte. Neugierig hob er sie auf und schaute hinein. Die Brieftasche war voller Hundertdollarscheine. Aber es stand kein Name und keine Adresse in der Brieftasche. Ralph war ein ehrlicher Mensch und hätte sie zurückgegeben, wenn er nur gewußt hätte, wem und wohin.
    Er zählte das Geld. Es waren fünftausend Dollar. Er konnte nicht glauben, was er für ein Glück hatte. Es war das allererste Mal, solange er denken konnte, daß er tatsächlich Glück hatte. Er steckte die Brieftasche ein und ging weiter. An der nächsten Ecke war ein Zeitschriftenladen, in dem auch Sofortlose der Lotterie verkauft wurden.
    Man kaufte ein Los, riß es auf, und es kam eine Nummer zum Vorschein. Der Ladenbesitzer sagte zu Ralph: „Es sind neue Lotterielose herausgekommen. Möchten Sie vielleicht welche kaufen?"
    Ralph zögerte. Er spielte niemals, schon, weil er sowieso verlor. Jetzt jedoch hatte er eine Brieftasche voller Geld und sagte: „Also gut, ich kaufe zehn."
    Er kaufte die zehn Lose, und der Ladenbesitzer sah zu, wie er das erste aufriß und auf die Nummer schaute.
    „Das ist ein Gewinnlos!" sagte der Mann. „Hundert Dollar." Ralph riß das nächste Los auf. „Noch ein Gewinn! Zweihundert Dollar!"
    Jedes seiner zehn Lose gewann. Weder er noch der Ladenbesitzer konnten es recht glauben.
    „Also, so etwas von Glückspilz wie Sie habe ich noch nicht erlebt", sagte der Mann zu Ralph.
    Ralph hatte jetzt alle Taschen mit Geld vollgestopft. Und er dachte: Soviel Glück habe ich im ganzen Leben noch nicht gehabt. Wenn ich aber jetzt in der Kirche wäre, hätte das alles hier nicht passieren können.
    Er kam am Büro einer Fluglinie vorbei. Spontan ging er hinein. „Ich möchte einen Hin- und Rückflug nach Las Vegas, bitte." Er bezahlte das Flugticket gleich in bar, damit er auf jeden Fall schon seinen Rückflug sicher hatte, falls er alles Geld in Las Vegas beim Spielen verlor.
    Der Flug dauerte zwei Stunden.

    Ralph war noch nie zuvor in Las Vegas gewesen. Als er am Flughafen ankam, war er überrascht, daß es schon dort Hunderte
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