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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit
Autoren: Vampira VA
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Gittertor, über dem ein schmiedeeiserner Bogen verlief. Darin eingebettet war ein stilisiertes Familienwappen, umrankt von allerlei metallenem Durcheinander, das wohl Kunst sein mußte.
    Er öffnete seinem Fahrgast den Schlag und lud dann das Gepäck aus dem Kofferraum. Der Mann bezahlte den Fahrpreis und gab Nick noch ein ordentliches Trinkgeld.
    »Dankeschön«, sagte der Fahrer. Beim Einsteigen hielt er noch einmal inne, sah eine Sekunde lang zu dem anderen hin: »Und - bis bald.«
    Der Mann im Anzug nickte. Nachdenklich, fast verwirrt. Aber auch er sagte: »Ja, bis bald.«
    Dann öffnete er eine kleine Seitenpforte in der Mauer neben dem Tor und verschwand, während Nick Parker davonfuhr.
    *
    Hector Landers schloß die Pforte hinter sich, lief ein paar Schritte die kiesbestreute Zufahrt zum Haus hinauf und blieb dann doch erst einmal stehen. Tief atmete er die würzige Luft ein, die den riesigen Garten erfüllte, und lächelte zufrieden.
    So roch nur Heimaterde .
    Endlich war er wieder zu Hause. Lange war er fortgewesen. Wichtige Geschäfte und Angelegenheiten hatten ihn um die ganze Welt geführt. Vieles hatte er in Ordnung oder wenigstens doch auf den Weg bringen können.
    Dennoch war seine Heimkehr nicht ganz frei von Bitternis. Denn das, was er gesucht hatte - was er seit sehr langer Zeit schon suchte -, hatte er nicht gefunden. Wieder einmal nicht . Nun, vielleicht beim nächsten Mal.
    Es würde ihn nicht lange hier halten. Er war ein Reisender, nicht dazu geboren, sein Leben an einem Ort zu fristen. Nicht einmal an jenem, wo seine Familie auf ihn wartete ...
    Seine Familie .
    Er lächelte düster, während er weiterging.
    O ja, sie würden sich freuen über seine Rückkehr. Aber ebenso gewiß war er sich, daß sie nicht böse sein würden, wenn er sie nach einer Weile wieder verließ. Er konnte spüren, daß ihnen seine Gegenwart nach einer Weile auf unbestimmte Weise unangenehm zu werden schien. Als wäre etwas um ihn her, einer dunklen Aura gleich, die Distanz schuf, wenn sie lange genug wirken konnte.
    Ein bitterer Geschmack legte sich auf seine Zunge. Nein, nicht allein das Reisen schien ihm im Blut zu liegen. Sondern auch etwas, das er damit wohl nur zu kaschieren versuchte - der Fluch der Einsamkeit .
    Nichtsdestotrotz schlug sein Herz ein klein wenig schneller, als er die Stufen zur Tür des großen Hauses im viktorianischen Baustil hinauflief und eintrat.
    Sie erwarteten ihn und traten aus den Schatten, die wie ewiger Nebel in der geräumigen Eingangshalle lagen.
    Seine Frau, seine Kinder .
    »Hora! Herak!« rief er lächelnd.
    Die beiden Jungs flogen ihm in die Arme. Er fing sie auf, drehte sich mit ihnen und setzte sie dann wieder ab, um sich ihr zuzuwenden. Der bloße Gedanke an sie ließ seine Leidenschaft selbst in weiter Ferne entflammen. Wenn er ihr nahe war, glaubte er, in unsichtbarem Feuer verbrennen zu müssen. Aber es war ein Schmerz, den er gerne ertrug. Weil sie ihm nahe und immer willens war, um die Flammen zu löschen .
    Mit jedem Mal, da er von einer seiner Reisen zurückkehrte, schien sie ihm schöner noch als zuvor.
    Er legte seine kräftigen Arme um sie, zog sie fest an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem nach Wildheit duftenden Haar, flüsterte ihren Namen .
    »Nona .«
    Ihre Erwiderung bestand in einem dumpfen Knurren, tief aus der Brust grollend - wie das eines Wolfes.
    Seine Hände fuhren begehrlich über ihre geschmeidigen Formen, doch sie entwand sich ihm mit kokettem Zwinkern.
    »Den Nachtisch gibt es erst nach dem Frühstück.«
    Gemeinsam gingen sie hinüber in den Speisesalon, wo die Familie schon den Tisch gedeckt hatte, nachdem er vom Flughafen aus telefonisch seine Ankunft avisiert hatte. Herrliche Düfte vereinigten sich in dem Raum, dennoch war Hector, zu seinem eigenen Erstaunen fast, nicht wirklich zufrieden. Irgend etwas fehlte in dem Konglomerat von Gerüchen, etwas, das er selbst nicht benennen konnte. Er vermißte es nur - irgendwie und auf einer tieferen Ebene seines Bewußtseins.
    Sie nahmen Platz und bedienten sich am reich gedeckten Tisch. Aus versteckten Lautsprechern drang leise klassische Musik. Alles war perfekt, harmonisch - - bis es sich wiederholte!
    Rumpelnder Donner ließ das Haus sachte beben.
    Hector Landers sah von einem zum anderen. Niemand schien sich daran zu stören - oder hatte niemand außer ihm etwas bemerkt?
    Er fragte danach.
    Nona sah ihn erstaunt an: »Nein, du mußt dich geirrt haben. Es hat nicht geblitzt. Oder habt ihr etwas
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