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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht, wo ich noch danach suchen soll. Dann gibt es eben eine Charlotte oder ein Soufflé zu den Tauffeierlichkeiten – was soll’s! Wahrscheinlich würde solch ein Experiment eh nicht klappen …«
    Johann warf einen kurzen Blick auf die runde Küchenuhr über der Tür. Sie hatten noch gut eine Stunde Zeit, bevor es galt, sich ans Nachtmahl zu machen.
    Â»Wenn du jetzt fertig bist, komme ich vielleicht auch einmal dazu, etwas zu sagen. Erstens: Daß du in keinem der Rezeptbücher etwas über gebackenes Eis gefunden hast, heißt nicht, daß es so etwas nicht geben kann. Es heißt lediglich, daß vor dir noch niemand auf den gewagten Gedanken gekommen ist, so etwas herzustellen oder darüber zu schreiben. Zweitens: Wer den Mut hat, neue Rezepte zu ersinnen, muß auch den Mut haben, sie als erster auszuprobieren – wenn du willst, helfe ich dir dabei.«
    Â»Du würdest mir helfen?« Eleonores Erstaunen war nicht zu überhören. »Nun ja, ich hätte da schon eine Idee: Der Teig, in den ich das Eis hüllen würde, müßte so luftig sein, daß er in Windeseile durchgebacken ist. Gleichzeitig muß er so fest sein, daß das Eis ihn nicht genauso schnell durchweicht. Ein Strudelteig wäre also nicht das schlechteste, vor allem, wenn ich ihn …
    Wie beneidenswert ist Eleonores Mut zu neuen Rezepten! Nur befürchte ich in diesem Fall, daß sie mit ihrer Idee eines Strudelteiges wenig Erfolg hatte – selbst bei dünn ausgerollten Strudelplatten wäre die Backdauer vermutlich zu lang, und das Eis würde schmelzen …
    Gebackenes Eis funktioniert aber tatsächlich, wenn man eine Baisermasse dafür verwendet. Sie muß nicht einmal so aufwendig wie im Falle der Baiserschwäne sein. Oder besser gesagt: Heutzutage ist die Zubereitung nicht mehr aufwendig, denn mit einem Rührgerät wird eine Masse in wenigen Minuten bis zur gewünschten Konsistenz gebracht. In früheren Zeiten bedeutete solch ein Rezept jedoch einen wahren Kraftakt, wie folgendes Zitat aus Friederike Luise Löfflers Kochbuch beweist:
    Â»â€¦Â das Schaumigrühren von Butter und Eiern, für das man, wenn es mit dem Rührlöffel geschehen muß, im allgemeinen eine Stunde rechnet.«
    Eine Stunde?! Dafür hätte ich wahrscheinlich weder die Geduld noch die Kraft gehabt …
    Beides brauchen Sie für mein folgendes Rezept nun wirklich nicht. Denn meine Variante des gebackenen Eises wird rasend schnell zubereitet. Es hat den weiteren Vorteil, daß man mindestens 6 Gäste damit beglücken und verblüffen kann. Es ist außerdem eine prima Resteverwertung für altes Gebäck und übriggebliebene Eiweiße. Und es ist meiner Ansicht nach vollkommen jahreszeitenunabhängig: Dieses Dessert paßt genausogut auf die Garten-Grillparty wie als süßer Abschluß eines winterlichen Menüs.
    Nun lautet die Frage: Haben Sie genügend Mut, zu guter Letzt mein ganz persönliches Rezept für gebackenes Eis auszuprobieren? Falls ja, geht dies so:

    Ich kaufe mindestens eine Kilopackung Eis, entweder in runder oder eckiger Form. Außerdem benötige ich noch einpaar Kekse, Zwiebacke oder Kuchenscheiben als Unterlage. Für die Baisermasse brauche ich 5 bis 7 Eiweiß und 50 g Zucker – die Eiweißmenge ist abhängig von der Größe des zu umhüllenden Eisklotzes.
    Als erstes heize ich den Backofen auf gut 250 Grad vor. Dann schlage ich die Eiweiße und den Zucker zu einer sehr festen, glänzenden Masse. Die Kekse lege ich in eine flache, feuerfeste Auflaufform. Erst jetzt hole ich das Eis aus dem Tiefkühler, lege es als ganzen Klotz auf die Gebäckunterlage und streiche die Baisermasse darauf. Ob man die Masse mit einem Spachtel oder Messer als glatte Kuppel verteilt oder kleine Spitzen zieht, ist Geschmacksache. Wichtig ist, schnell dabei zu arbeiten.
    Die Auflaufform gebe ich dann für knappe 3 Minuten in den Ofen und bleibe als »Wachhund« davor sitzen, bis die Eischneemasse leicht gebräunt ist. Achtung! Hier entscheiden Sekunden zwischen »leicht gebräunt« und »zu dunkel« …
    Nur Eis und Baisermasse wäre mir allerdings geschmacklich zu fad. Daher dekoriere ich die Eiskuppel noch rasch mit ein paar frischen oder kandierten Früchten, Blüten oder Marzipanröschen. Auch Erdbeeren oder Himbeeren passen sowohl
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