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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin
Autoren: Brown Sandra
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Und wieso?

    Â»Du flennst wie ein Weib«, schalt Gibb seinen Sohn. »Dein Verhalten ist unmännlich und widerwärtig. Hör augenblicklich auf damit.«
    Â»Du hättest sie nicht töten müssen.«
    Â»Wir haben das bereits besprochen, Matt, hast du das schon vergessen? Sie war ein Werkzeug des Teufels. Wir haben nur unsere Pflicht getan. Dienst an der Gerechtigkeit Gottes ist immer mit Opfern verbunden.«
    Â»Aber ich habe sie geliebt.« Matt hatte sich heiser geheult. »Sie war... sie war...«
    Â»... eine Schlampe!«
    Â»Sprich nicht so über sie!« schrie Matt ihn an.
    Innerhalb weniger Sekunden war er psychisch und physisch in Stücke zersprungen. Er zitterte am ganzen Leib. Seine Haut war kalkweiß, und bei jedem Wort sprühte Speichel aus seinem Mund. Immer noch strömten ihm Tränen aus den Augen, und er schien gar nicht zu merken, daß ihm die Nase lief. Sein Zusammenbruch war grausig mitanzusehen und dabei so dramatisch, daß man die Augen nicht abwenden konnte.
    Â»Ich habe sie geliebt«, flüsterte er tonlos. »Wirklich geliebt. Ich habe Lottie geliebt, und sie hat mich geliebt, und jetzt ist sie tot. Sie war die einzige, die mich verstanden hat.«
    Â»Das stimmt nicht, mein Sohn«, salbaderte Gibb, »ich verstehe dich.«
    Dann schwenkte er den Gewehrlauf auf Matts Brust und drückte ab.
    Die Kugel zerriß ihm das Herz; er war tot, ehe sein Gesicht auch nur Überraschung ausdrücken konnte. Gibb sah zu, wie die Leiche seines Sohnes zu Boden sank, und legte die Waffe wieder in seine Armbeuge zurück. Kevin lag kreischend auf seinem Schoß.
    Völlig gefaßt wandte er sich an seine entsetzten Zuschauer.
»Ich habe Matthew tatsächlich verstanden, müßt ihr wissen. Diese Frau hat meinen Sohn angesteckt, sie hat ihn ausgehöhlt. Und wir dürfen keine Schwäche dulden, nicht einmal bei jenen, die wir lieben.« Ohne jedes Gefühl blickte er auf Matts Leichnam.
    Â»In jeder anderen Hinsicht war er ein idealer Sohn, gehorsam, ein vorbildliches Mitglied der Bruderschaft. Er schrieb, was ich ihm diktierte, und er schrieb gut. Man konnte ihn als einen ausgezeichneten Jäger, einen guten Kämpfer für unsere Sache bezeichnen.«
    Â»Ja, ein echter Prinz«, meinte John sarkastisch. »Und ein begnadeter Frauenschläger.«
    Gibbs eisiger Blick richtete sich auf ihn. »Sie vergeuden nur Ihre Kraft, wenn Sie mich zu provozieren suchen, Marshal McGrath. Bei meinem Sohn hatten Sie damit Erfolg, aber mich können Sie nicht beeindrucken. Matthew hat nie begriffen, wann er manipuliert wurde. Ich schon.« Er lächelte. »Trotzdem finde ich es bewundernswert, daß Sie es probieren.«
    Dann sah er Kendall an: »Und was dich betrifft, ist es mir mehr als gleichgültig, mit wem du deinen Haushalt teilst. Ich bin allein an diesem Thronfolger interessiert.«
    Er hielt Kevin hoch. Das Baby hatte während der letzten Minuten ununterbrochen geschrien, so daß sie sich über sein Gebrüll hinweg anfahren mußten.
    Â»Ein schneidiger kleiner Krakeeler. Je lauter die Stimme, desto kräftiger der Junge. Sieh dir nur diese Fäuste an.« Gibb lachte stolz. »Ich werde ihn zu einem echten Mann erziehen.«
    Â»Niemals«, schwor Kendall.
    Plötzlich hatte sie keine Angst mehr vor ihm. Ihr Mut brauchte nicht lange vorzuhalten, er rührte aus ihrer Todesangst. Sie ließ sich davon leiten, weil ihr keine andere Möglichkeit geblieben war, sich gegen den Untergang zu stemmen.

    Um ihre Lippen spielte sogar ein winziges Lächeln, als sie erklärte: »Du wirst Kevin höchstens zum Waisen machen. Denn nachdem du uns getötet hast, Gibb, werden sie dich finden. Ein FBI-Agent namens Jim Pepperdyne wird dich jagen, bis er dich hat.
    Falls du die Gefangennahme überleben solltest, wird man dir Kevin wegnehmen, und du wirst ihn nie wiedersehen. Es tut mir weh, daß mein Sohn mich nie richtig kennenlernt. Aber ich danke Gott, daß er auch nie dich kennenlernen wird. Du wirst keine Gelegenheit haben, ihm deine bigotte Philosophie einzuimpfen, wirst nicht lange genug mit ihm zusammensein, um ihn mit deinen Ideen zu vergiften, ihn Haß zu lehren und in einen herzlosen Schlächter zu verwandeln, wie du einer bist.
    Selbst bei Matt hast du versagt. Denn im Grunde war er nicht der hirnlose, gehorsame Automat, den du dir gewünscht hättest. Er war ein menschliches Wesen
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