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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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jedoch ein Ende gesetzt. Keine Shirts mit Botschaften, verfügte er. Keine Störungen von den Zuschauerrängen. Wer sich nicht daran hielt, wurde des Saales verwiesen.
    Diese rigorose Entscheidung hatte nichts an der Atmosphäre geändert, die zwischen Gereiztheit und Partystimmung schwankte.
    »Da fehlen bloß noch die Popcornverkäufer«, meinte Rory. Und vielleicht der Schnitter, der durch den Gang tanzte und die Sense schwenkte wie eine elektrische Gitarre.
    Denn der Kern der Show war der Tod. Und seine Send boten waren die Angeklagten, die sich gerade am Tisch der Verteidigung einfanden.
    Anscheinend hatte die Mordanklage nicht an ihrem Selbst bewusstsein gekratzt. Trotz der Zivilkleidung war unverkennbar, dass sie Polizisten waren.
    Jared Smith bewegte die Schultern, als säßen Jackett und Krawatte zu eng. Wie ein Pflug steuerte er auf seinen Platz zu. Als erwartete er, dass ihm die anderen auswichen.
    Lucy Elmendorf würdigte ihn keines Blickes. Ernst und angespannt hielt sie die Finger ineinandergeschlungen.
    Schwerfällig lehnte sich Helen Ellis zu Rory. »Schauen Sie mal zu Lucys Mann.«
    Neil saß in der zweiten Reihe. Sein Gesichtsausdruck war stoisch, doch er hatte die Schultern hochgezogen wie aus Furcht vor einem Schlag. Er wirkte wund gescheuert vor Demütigung.
    »Das sagt alles, finden Sie nicht?«, meinte Helen.
    Rory antwortete nicht. Elmendorf hatte sich von seiner Frau distanziert. Vielleicht linderte das die Qual. Schließlich musste er zusehen, wie sich Lucy wegen Mordes zu verantworten hatte. Mehr noch, er musste ertragen, dass sie neben dem Liebhaber saß, mit dem sie es kurz vor dem tödlichen Schuss getrieben hatte.
    Wieder fragte sich Rory, warum die Angeklagten nicht so schlau gewesen waren, sich in einem Motel jenseits der County-Grenze zu vergnügen. Wenn Officer Lucy Elmendorf Jared Smith in Bakersfield mit Handschellen an ein vibrierendes Bett gefesselt hätte, statt in Smiths Haus in Ransom River den wirklich fiesen Bullen zu markieren, dann wäre das Opfer wohl noch am Leben.
    Außerdem fragte sich Rory nicht zum ersten Mal, wie Smith und Elmendorf beweisen wollten, dass sie in Notwehr gehandelt hatten, nachdem sie einem unbewaffneten Sechzehnjährigen aus nächster Nähe in den Rücken geschossen hatten.
    A uf dem River Boulevard herrschte kaum Verkehr. In dieser Stadt gab es eigentlich keine Stoßzeit. Höchstens um sechs Uhr morgens, wenn die Hälfte der Einwohner den Arsch ins Auto hievte, um über den Highway nach Los Angeles zu kommen und pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Jetzt, am Vormittag, zeigten alle Ampeln Grün, und der dunkelgoldene Chevrolet Blazer rollte knapp unter dem Tempolimit dahin.
    Weiter vorne erspähte Sylvester Church das Gerichtsgebäude. »Ganz ruhig.«
    Berrigan hinter dem Steuer verzog das Gesicht. »Hab dich schon beim ersten Mal gehört. Und beim siebzehnten Mal.«
    »Und du wirst mich auch die nächsten zwanzig Mal hören, wenn ich es dir immer wieder sagen muss.«
    Die Ampel vor ihnen schaltete auf Rot. Sie stoppten. Vor dem Gericht auf der anderen Seite der Kreuzung parkten Kleinbusse. Reporter und Kameraleute standen untätig herum. Church prüfte die Querstraße, die Strecke vor ihnen, den Seitenspiegel. Keine Cops.
    Allerdings gab es in der Gegend zweifellos Überwachungskameras. Vor zwei Blocks hatten sie einen Bankautomaten passiert. Er wusste nicht, ob die Kameras dort auf die Straße gerichtet waren, aber er musste davon ausgehen, dass von ihrem Fahrzeug Filmaufnahmen gemacht worden waren.
    Wie von den beiden Angeklagten, die da drüben vor Gericht standen.
    »Schwachköpfe«, bemerkte Church.
    Berrigan schielte zu ihm herüber. »Wer?«
    »Fahr.«
    Berrigan war nervös. Church gefiel nicht, dass man es ihm so deutlich anmerkte. Auch er war nervös. Doch er verbarg es. Er löschte alles Verräterische aus dem Gesicht, der Stimme, der Haltung. Das hatte er in den Jahren an den Spieltischen in Vegas gelernt.
    Er warf einen Blick nach hinten in den Blazer. Durch das Umlegen der Rücksitze war ein großer, offener Raum hinter dunkel getönten Scheiben entstanden. Das Glas verhinderte, dass sich das Sonnenlicht in den Werkzeugkästen und den Waffen spiegelte.
    Die Ampel sprang auf Grün. Langsam ließ Berrigan die Kreuzung hinter sich und steuerte auf das Gerichtsgebäude zu.
    Church löste seinen Gurt. »Dran vorbei, dann hintenrum.«
    Er startete die Timerfunktion seiner Uhr. Der Countdown lief.

3
    Judge Wieland fixierte den Staatsanwalt.
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