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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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tagt der Superior Court of Justice, County Los Angeles. Hiermit ist die Sitzung in der Sache Das Volk gegen Elmendorf und Smith eröffnet. Den Vorsitz führt Judge Wieland.«
    Rory erhob sich mit den anderen Geschworenen. Hintere Reihe, Platz sieben. Endlich war sie in ein Team gewählt worden.
    Die Fenster lagen im hellen Morgenlicht. Um das Gerichts gebäude zog sich ein großer Rasen, und der Saal im zweiten Stock bot einen Blick auf Palmen, das Gemeindezentrum und die River Mall. Über allem prangte ein strahlend blauer Himmel. Wie dunkelgraue und braune Sägezähne ragten am Horizont die Berge auf.
    Die Tür zum Richterzimmer öffnete sich, und Arthur Wieland trat mit raschelnder schwarzer Robe ein. Die Sonne schien auf sein weißes Haar und die randlose Brille. Er stieg hinauf zu seinem Sitz.
    Geräuschvoll ließen sich alle nieder. Der Saal war gut ge füllt. Selbst am dritten Verhandlungstag lag noch immer knis ternde Spannung in der Luft. Draußen auf der Straße parkten Stoßstange an Stoßstange die Übertragungswagen vom Fernsehen. Auf dem Gehsteig sprachen Reporter eifrig in die Kamera.
    Rory zückte Notizbuch und Stift. Links von ihr strich Helen Ellis ihren braunen Wollrock glatt. Rechts vergrub Frankie Ortega die Hände in der Tasche seines Kapuzenshirts. Auf dem Platz vor ihr starrte Daisy Fallon sehnsüchtig auf den Staatsanwalt. »Den finde ich scharf «, hatte Daisy am ers ten Tag bekannt. Auch ihre Freundinnen hatte sie per SMS darüber informiert. Daisy war wohl längst entschlossen, die Angeklagten schuldig zu sprechen.
    Der Gerichtsdiener hakte die Daumen hinter seinen waffenbehängten Gürtel. Ein Totempfahl mit einem Tom-Selleck-Schnauzer. Er trug zwar die Uniform eines Sheriffs von Los Angeles County, doch er hatte eigentlich nur die Aufgabe, Stunde um Stunde reglos dazustehen und in den Gerichtssaal zu starren. Eine Fernsehsendung über diesen Typen hätte den Titel Abgestumpft bekommen müssen.
    Willkommen in Ransom River.
    In Ransom River passierte nichts. Das war die Richtschnur. Alle arbeiteten still und fleißig, und selbst die Gangmitglieder hatten Mom- Tattoos. Das inoffizielle Motto der Stadt lautete: »Wegschauen – hier gibt’s nichts zu sehen.«
    Bloß dass der Superior Court von Ransom River zum Schau platz für einen sensationellen Mordprozess geworden war. Und man hatte Aurora Faith Mackenzie aus der Liste der stimmberechtigten Einwohner ausgewählt und mitten in dieses Spektakel geschleudert. Geschworene Nummer sieben bei einem Verfahren, das sich mit dem gewaltsamen Tod eines jugendlichen Einbrechers befasste.
    Vierundzwanzig Stunden. Wenn sie nur lang genug gezögert hätte, um auf die Konzernärsche zu spucken, die die Finanzierung von Asylum Action gestrichen hatten, hätte sie sich herauswinden können. Bitte entbinden Sie mich von meiner Pflicht als Geschworene. Ich bin zurzeit in Übersee und kämpfe gegen herzlose Scheißkerle. Doch ohne Halt und fast ohne Geld in Genf hatte sie sich für den einzig verfügbaren Ausweg entschieden: ein Rückflugticket. Sie hatte ver sucht, Zorn und Niedergeschlagenheit hinter sich zu lassen. Und war prompt in die falsche Richtung losgerannt. Nach Hause. Wo schon die Berufung zur Geschworenen auf sie wartete.
    Geschworene Nummer sieben. Weiblich, weiß, Alter neun undzwanzig. Mager und knochig mit dunklem Haar und hel ler Haut. Black Irish, wie ihre Eltern das nannten. Heute hatte sie sich konservativ gekleidet, zumindest im Vergleich zu ihren Tagen beim Friedenskorps: Pullover mit V-Ausschnitt, darunter ein Trägerhemd, Kakijeans, Stiefel. Für die Presse natürlich ein gefundenes Fressen. Die Namen der Geschworenen durften nicht bekannt gegeben werden, aber ein Gerichtszeichner hatte Porträts von allen angefertigt. Ein Journalist hatte Rory »mitternachtsschwarzes Haar und blaue Augen mit herausforderndem Funkeln« bescheinigt.
    Diese Augen hatte sie verdreht, als sie das las.
    Neben ihr rückte Helen Ellis ihre Bifokalbrille zurecht. »Die kommen mir so aufgeregt vor.«
    Rory musterte die Zuschauerreihen. Typisches südkalifornisches Publikum im Einzugsbereich von Los Angeles. Frauen in Jeans oder Shorts mit hohem Bund. Männer in Polohemden. Rancharbeiter in Denim. Wenigstens trug heute niemand Bekenntnis-T-Shirts. Keine Aufschriften wie Gerechtigkeit! oder Selbstverteidigung ist unser Recht. Am ersten Tag des Verfahrens waren mehrere Menschen in angeklagtenfreundlicher Kleidung erschienen. Judge Wieland hatte diesem Treiben
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