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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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mehr als tausend Schüler versorgt werden. Das Woodpery-Internat ist die größte Schule in Neu-Oxford, und die teuerste dazu. In den Arbeitersiedlungen gibt es überhaupt keine Schulen, im Niemandsland natürlich auch nicht.
    Ich lasse die Küche hinter mir und laufe zu einem der Fenster. Es steht offen. Kurz vor dem Fensterbrett setze ich an und mache einen beherzten Sprung nach draußen, falle gut fünf Meter in die Tiefe und lande auf den Füßen. Um mein eigenes Gewicht abzufangen, gehe ich in die Hocke. Sogleich richte ich mich wieder auf. Ich befinde mich auf der Rückseite von Patience' Schulgebäude, in dem die zehnten Klassen unterrichtet werden, an einer abgelegenen Stelle des riesigen Campus.
    Vor mir erstreckt sich der Park, der die prächtigen, schiefergrauen Unterrichtsbauten von den Wohngebäuden trennt. Der Schulhof liegt ein wenig abseits, damit die lernenden Schüler von denen, die gerade Pause haben, nicht gestört werden. Ich sprinte los, nehme die Abkürzung über die Grünflächen, bleibe im Schatten der Bäume. Schon in meiner Ausbildung war ich eine gute Läuferin. Wenn ich renne, habe ich das Gefühl, dass meine Beine wie zwei Roboter sind, die sich ganz von selbst unter mir bewegen. Manchmal fühlt es sich an, als würde ich zwischen zwei Schritten gar nicht den Boden berühren. Der Wind zerzaust mein Haar und ich spüre keine Anstrengung, obwohl es bis zum Schulhof und damit auch zum Stall ein ganzes Stück ist. Schließlich bin ich da, eile durch die Hintertür ins Innere des Stalls. Die Pferde in ihren Boxen schrecken auf, als ich in ihrer Mitte langsam zum Stehen komme. Alle Welt wird denken, ich wäre die ganze Zeit hier gewesen. Seelenruhig gehe ich zum vorderen Tor und öffne es. Meine Hündin Mali erhebt sich von ihrer Decke im Heu, streckt ihren kräftigen Körper und folgt mir. Warmes Tageslicht fällt in den Stall und Staubflocken tanzen in der Sonne. Es ist ein schöner Tag heute. Ein paar der Pferde wiehern leise und scharren mit den Hufen.
    »Gleich dürft ihr auf die Koppel«, beruhige ich sie, dann trete ich nach draußen. In der Ferne erreichen die ersten Schüler den Pausenhof, tobende Fünft- oder Sechstklässler. Mit Mali dicht an meiner Seite überquere ich die Koppel und bleibe am Zaun stehen, bis ich Patience entdecke. Zwischen Adella und Rhoda tritt sie aus den Schatten der Gebäude. Zufrieden tätschle ich Mali den Kopf und lasse sie am Zaun zurück. Dann gehe ich langsam zurück zum Stall, um die Pferde nach draußen zu holen, die einige der Schülerinnen von ihren Eltern geschenkt bekommen haben. Das ist mein Glück, denn wenn es die Stelle als Tierpflegerin nicht gegeben hätte, hätte ich mich als Lehrerin bewerben müssen, und dafür bin ich nicht nur zu jung, sondern leider auch völlig ungeeignet. Zu dickköpfig, haben meine eigenen Lehrer immer gesagt. Niemand, der anderen ein Vorbild sein kann.
    Ich öffne die Box von Hazel, einer Stute, die mich nicht wirklich leiden kann. Sie scheint allerdings niemanden so richtig zu mögen, auch nicht das Mädchen aus der Achten, dem sie gehört. Die Stute schnaubt und dreht mir den mächtigen Hintern zu.
    »Ruhig«, sage ich und lege ihr die Hand auf den Rücken. Die Stute dreht sich um, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, und stolziert nach draußen.
    »Also gut, du stures Vieh«, sage ich und will mich gerade der nächsten Box widmen, als auf einmal Patience' Stimme über die Koppel schallt.
    Ich laufe nach draußen. Es ist alles in Ordnung, sie steht am Zaun und schaut mir entgegen. Rhoda und Adella warten abseits und tuscheln wieder. Sie sind typische sechzehnjährige Gören, zumindest glaube ich das. Obwohl ich kaum älter bin als sie, kann ich mich nicht in sie hineinversetzen.
    »Pferdemädchen«, ruft Patience erneut und winkt mich zu sich heran. So nennen mich alle Schüler, ich störe mich nicht weiter daran.
    »Ich wollte nur fragen, wie es Yvore geht«, fragt Patience, als ich bei ihr angekommen bin. Laut genug, dass ihre Freundinnen es hören können.
    Adella verdreht übertrieben die Augen. »Lass das blöde Pferd doch«, ruft sie, aber Patience ignoriert sie.
    »Komm rein und sieh nach ihm. Er freut sich sicher.« Ich öffne ihr das Gatter.
    Yvore ist ein Hengst, der kränkelt, seit ich ihn kenne. Er versteht sich nicht mit den anderen Pferden und versteckt sich meist in seiner Box. Außerdem ist er unser Codewort – wann immer Patience während der Schulzeit irgendetwas von mir will, geht es
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