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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle
Autoren: D.G. Compton
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eine doppelte Antwort. Einmal ist die Eitelkeit des Verfassers im Spiel. Natürlich möchte er, daß diese Geschichte so weitgehend wie möglich zu seiner Geschichte wird. Zweitens ist er wirklich überzeugt davon, daß dieses Buch, wie er es gefunden hat, ein Reinfall wäre, so gut wie ungenießbar. Der anonyme Autor (Autoren?) hatte versucht, mit den geschriebenen Worten so viel auf einmal auszusagen, so viel psychiatrischen Hokuspokus hineinzulegen, so viel doppelsinniges Feingespinst, so viel enzephalographisches Hierhin und Dorthin, daß das Ergebnis manchmal unverständlich, oft langweilig und immer schauderhaft herablassend ist. Kurz – das Buch, wenn man es im Original liest, ist schauderhaft.
    Nach dieser Erklärung und der Warnung, daß es sich im besten Fall um unbewiesene Übertragungen und im schlimmsten Fall um einen Haufen Lügen handelt, kommen wir endlich zu der Geschichte …

 
I
     
    Das Experimentier- und Forschungsdorf Penheniot lag am Ende des Tals an der Mündung des Pill, der früher unter einer kleinen Holzbrücke hindurch und an einer verfallenen Mole vorbeigeflossen war. Die Gebäude des Forschungsdorfs waren diskret angelegt und aus dem Material und in dem Stil gebaut, wie es in der Gegend üblich war. Wo es ging, hatte man dazu die noch vorhandenen Wohnhäuser und Scheunen als Tarnung verwendet.
    Der Stab des Dorfes kleidete sich nach der traditionellen Trachtenmode von Cornwall, wenn das Wetter es nicht erlaubte, daß man nackt herumlief, wie es jetzt modern war. Es gab eine Post im Dorf, eine Dorfkneipe, ein Polizeirevier und mehrere Dorfköter, die sich am Kai herumtrieben, wenn sie nicht gerade für Experimente gebraucht wurden. Die Dorfkatzen hielten sich klugerweise zurück, damit sie nicht gleichfalls zu Experimenten herangezogen wurden.
    Im Dorf befanden sich ein großes Forschungslabor und mehrere Hilfswerkstätten. Die Sägemühle hatte man wiederaufgebaut, und sie diente der Turbine als Tarnung. Eine Seewasser-Aufbereitungsanlage und riesige unterirdische Versorgungsspeicher verhalfen zusammen mit dem Elektrizitätswerk dem Dorf zur Autarkie. Es war ein supermodernes, hervorragend ausgestattetes Forschungszentrum, das sich hier unauffällig zwischen den Hügeln versteckte und sich der Außenwelt darbot, als wäre es schon seit Jahrhunderten hier gewesen.
    Leider täuschte die Idylle niemand, weder die Einheimischen noch die Touristen. Besonders die Touristen wurden durch sensationelle, wenn auch vage »Enthüllungen« in der Presse in Scharen angelockt. Sie tuckerten während der Flut den Pill hinauf und versuchten, auf der Seite, wo das Dorf lag, anzulegen. Das führte zu nichts, wie die Einheimischen schon längst herausgefunden hatten. Der Gründer des Dorfes, Manny Littlejohn, hatte Sinn für Stil. Er rekrutierte Sicherheitsagenten mit freundlichen, rotbäckigen Gesichtern und Seemannsbärten, steckte sie in eine blaue Seemannskluft, setzte ihnen schäbige Fischermützen auf und ließ sie werktags in geflickten blauen Jeans herumlaufen. Trotzdem blieben sie Sicherheitsagenten und benahmen sich entsprechend.
    An ihrer Spitze stand der fette Hafenmeister, der Unbefugten jovial und freundlich entgegentrat (Paragraph 3a im Sicherheitshandbuch).
    »Privater Ankerplatz, leider. Fahren Sie doch ein Stück weiter den Fluß hinauf!«
    Wenn der ungebetene Gast sich nicht fügen wollte, ging es im gleichen freundlichen Ton weiter: »Die ausgebaggerte Fahrrinne muß freigehalten werden, leider. ’ne Menge Güter und Leute werden hier ein- und ausgeladen. Deswegen haben wir auch die vielen Schilder angebracht.«
    Und dabei deutete der Hafenmeister auf die nächstbeste Tafel, die hier am Ufer befestigt war und auf der in höflichen Worten geschrieben stand:
    Das ist eine private Wasserstraße, die für Versorgungsschiffe dringend gebraucht wird. Wir müssen deshalb die Ankerplätze für die Bewohner des Dorfes reservieren. Bitte, haben Sie dafür Verständnis. Eine halbe Meile flußaufwärts befindet sich am Südufer eine Bucht, die wir Ihnen zum Schwimmen und für Strandparties empfehlen können.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich Sie auf die Wasserstraßenordnung hinweisen muß. Wir können Sie tatsächlich wegen Verstoßes gegen diese Ordnung festnehmen lassen.«
    Ließ sich der Unbefugte auch jetzt noch nicht abschrecken, trat eine Laserkanone in Aktion, die auf der Fensterbank eines von Kletterrosen überwucherten Gehöftes installiert war. Lautlos kappte diese Kanone
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