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DIE ZEIT City Guide Lissabon

DIE ZEIT City Guide Lissabon

Titel: DIE ZEIT City Guide Lissabon
Autoren: Goncalo M. Tavares , Stefan Nink , Stefan Schomann , Karin Ceballos Betancur , Merten Worthmann , Tillmann Prüfer , Michael Allmaier , Tomas Niederberghaus
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und Aubergine. Einfach wunderbar!
    Rua das Janelas Verdes, 32, Tel. 00351-21/3962435,
www.yorkhouselisboa.com
. DZ ab 60 €
    LX Boutique Hotel. Fototapete? Das klingt anstrengend. Allerdings nicht im LX Boutique Hotel. Hier zeigen die Bilder über den Kopfenden der Gästebetten Symbole der Stadt, zum Beispiel Fado-Gitarren – modern in Szene gesetzt. Selbst die kleineren Zimmer wirken dadurch leicht und luftig. Lissabon zieht sich als Leitmotiv durch das ganze Haus. Die Flure tragen Namen wie »Tejo« oder »Bairro Alto«, irgendwo steht ein Überseekoffer, und die Bücher für die Gäste sind natürlich von Pessoa.
    Rua do Alecrim, N12, Tel. 00351-21/3474394,
www.lxboutiquehotel.pt
. DZ ab 79,99 €
    Heritage Av Liberdade. Der portugiesische Architekt Miguel Cancio Martins hat dieses bürgerliche Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert zu einem Boutiquehotel umgestaltet. Außen ist es kornblumenblau. Innen, im Foyer, steht noch ein Apothekerschrank des Kräuterladens, der hier jahrzehntelang residierte. Und der Rest? Geschmackvoll! Hübsche Stoffe, sanfte Farben und geräumige Zimmer, teilweise mit moderner Chaiselongue. Einen kleinen Pool gibt es auch.
    Avenida da Liberdade, 28, Tel. 00351-21/3404044,
www.heritage.pt
. DZ ab 110 €

Schlafen beim Grafen
Der Conde de Valença wusste, wie man einen Palast baut. Heute kann man in seinen Gemächern logieren.
VON TOMAS NIEDERBERGHAUS
     
    Man muss Simão Vaz einmal dabei beobachten, wie er die weiße, gestärkte Decke behutsam auf dem Tisch auseinanderfaltet, wie er sie dann in die endgültige Lage zurechtzuppelt und wie seine braunen Hände mit den langen, eleganten Fingern noch einmal sanft darüber hin und her fahren – als wolle er sie streicheln. Wie er das silberne Besteck auflegt, dabei die Abstände zur Tischkante wahrt, Augenmaß, schon klar, und wie er schließlich die Gläser absetzt, geräuschlos, in perfekter Position. Die Choreografie dieses jungen, freundlichen Barmannes und Kellners scheint wie aus der Zeit gefallen zu sein. Und deshalb passt sie so gut in dieses geschichtsträchtige Haus.
    Es gibt in Lissabon viele Hotels in historischen Gebäuden, weit mehr als in anderen europäischen Städten. Man kann in alten Klöstern oder in Herrenhäusern wohnen, und zuweilen bieten sie auch einen guten Service an. Im Lapa Palace jedoch, dem ehemaligen Privatanwesen des Grafen von Valença, ist der Service außergewöhnlich. Hier schenkt man den kleinen Dingen des Hotelalltags noch große Aufmerksamkeit. So wie Simão Vaz in der Bar den Tisch eindeckte, während ich bei einem Drink wartete, bis mein Zimmer bezugsfertig würde. Jemand spielte auf dem Flügel, durch die Terrassentür strömte klare Frühlingsluft herein – und das Zwitschern der Vögel. Sie saßen in einem haushohen Gummibaum, dessen dicke Wurzeln den Boden überzogen wie Venen den Handrücken eines alten Mannes. Weiter hinten im Park reinigten zwei Angestellte den organisch geschwungenen Pool für die kommende Saison.
    Neugierig schlenderte ich durch die Botanik und kehrte am anderen Ende des Gartens wieder in den Palast zurück. Der Graf von Valença hatte das feudale Anwesen im Jahre 1877 von namhaften Künstlern gestalten lassen. Einige ihrer Werke haben die Jahrhunderte überdauert. Irgendwo sah ich ein Ölgemälde, das den Marquês de Pombal zeigt: einen feinen Mann, mit Locken und Kniebundhose, der nach dem Erdbeben von 1755 für den Wiederaufbau Lissabons verantwortlich zeichnete.
    Ich lief noch ein paar Meter über den knarzenden Holzboden und steuerte schließlich, magisch angezogen, auf einen Raum zu, dessen Tür zum Flur geöffnet war. Und erstarrte ehrfürchtig vor einem zauberhaften Festsaal. Bläulich fiel das Licht durch mundgeblasene Scheiben ein, Rundbögen spannten sich über den Balkontüren, golden schimmerten die Stuckaturen. Eine Komposition aus Kunst und Handwerk. Über alles erhaben, musizierten dann noch Männer und Frauen, umgeben von kräftig rosafarbenem Tuch – eine Deckenmalerei. Columbano, der größte portugiesische Porträtmaler seiner Zeit, hat die Gruppe derart lebhaft dargestellt, dass ich meinte, ihre Musik hören zu können. Und für einen Moment tauchte ich ein in ein Fest, auf dem getrunken und getanzt wurde und sich die feine Gesellschaft später sicherlich unzüchtigen Liebesspielen hingeben würde.
    »Wir nutzen den Saal nur noch für besondere Anlässe«, wurde plötzlich eine Frauenstimme vernehmbar. Es war Lina, eine Hotelangestellte, die mich
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