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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Autoren: Michael Peinkofer
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die Tür setzen könnten - und dich gleich mit dazu. Hab keine Sorge. Wenn es das ist, was deinem kleinen Dickschädel Kopfzerbrechen bereitet, dann entlasse ich dich aus meinen Diensten, damit du dir einen neuen Herrn suchen kannst, der deinen Ansprüchen besser gerecht wird.«
    Du roher, ungehobelter Klotz von einem Menschen!, ereiferte sich Ariel, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Glaubst du wirklich, es ginge mir um mich? Wenn es so wäre, wäre ich Diener des Hohen Rates geblieben und hätte gewiss nicht darum gebeten, einem Menschen dienen zu dürfen. Hast du dich nie gefragt, was mich zu diesem Schritt getrieben hat?
    »Doch«, gestand Granock, »schon unzählige Male. Aber ich finde einfach keine Antwort darauf.«
    Dann will ich sie dir geben: Ich glaubte, dass du etwas Besonderes seist. Jemand, der das Vertrauen, das man in ihn setzt, nicht enttäuschen wird. Aber nun sieh dir an, was aus dir geworden ist: ein Schatten deiner selbst, der am ganzen Körper zittert vor Angst!
    »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst...«
    Willst du behaupten, du hättest keine Angst? Der Diener deutete zu der Tür, die den einzigen Zugang der fensterlosen Kammer bildete. Warum hast du diesen Durchgang dann nicht längst durchschritten? Draußen warten deine Schüler, wie du weißt. Wenn du so unerschrocken bist, wie du behauptest, warum trittst du ihnen dann nicht gegenüber? Warum kostet es dich solche Überwindung?
    Ariels Stimme, so kam es Granock vor, war zuletzt immer lauter geworden, sodass sie in seinem Kopf nachhallte wie der Hammerschlag auf einem Amboss. Mit einer Mischung aus Wut und Verblüffung schaute er auf den Kobold herab, der mit zorngeplusterten Wangen vor ihm stand, und erwog einen Moment lang, etwas zu erwidern. Dann besann er sich jedoch anders, wandte sich ab und stürzte aus der Kammer.
    Auf der anderen Seite erwarteten ihn seine Schüler, zwei Novizen und vier Aspiranten, die er in verschiedenen Verteidigungs- und Angriffstechniken unterweisen sollte. Früher, vor dem Krieg, hatte das Kämpfen mit dem flasfyn nur einen vergleichsweise geringen Teil der Ausbildung eingenommen. Inzwischen bildete es ihren Hauptbestandteil, was zur Folge hatte, dass viele andere Disziplinen vernachlässigt wurden. Philosophie, Literatur, Kunst und Geschichte - all die Kenntnisse, die einen dwethan, einen Weisen in früheren Tagen ausgezeichnet hatten - wurden nur noch in eingeschränktem Maße vermittelt. Auch hier hatten sich die Zeiten geändert ...
    »... tkysyrl«, bellte ein junger Elf, den die Schüler zum Sprecher ihres dysbarth, ihrer Unterrichtsklasse, gewählt hatten. Die Gespräche verstummten daraufhin augenblicklich, und aller Augen richteten sich auf Granock, der die Schüler seinerseits mit eisigen Blicken musterte.
    Die beiden Novizen, die der Gruppe angehörten, waren Menschen. Früher, so dachte Granock grimmig, wäre es undenkbar gewesen, dass Schüler, die den prayf noch nicht abgelegt hatten, gemeinsam mit ihren älteren Kameraden unterrichtet wurden. Aber da viele Zaubermeister Shakara verlassen hatten und überall im Reich im Einsatz waren, um gegen den einfallenden Feind zu kämpfen, war dieser Schritt notwendig geworden, ein weiteres Zeichen der Zeit.
    »Worum ging es in der letzten Lektion, die ich euch erteilt habe?«, erkundigte sich Granock scharf. Die beiden Menschenjungen, von denen keiner älter als sechzehn Jahre war, blickten zu Boden, als könnten sie so seiner Frage entgehen. Genüsslich rief Granock einen von ihnen auf. »Baldrick?«
    Der Angesprochene zuckte zusammen, als hätte ihn ein Schwerthieb getroffen. »Ich, äh ...« Sein ganzes Gesicht nahm die Farbe seiner spitzen, von der Kälte geröteten Nase an.
    »Nun«, drängte Granock. »Ich warte.«
    »M-Meister, bitte verzeiht«, stammelte der Junge, dessen dünnes, flachsblondes Haar den Nordländer verriet.
    »Was denn, du kannst dich nicht erinnern? Obwohl es erst gestern gewesen ist? So zollst du mir Aufmerksamkeit?«
    »I-ich ...« Baldricks Gesichtsfarbe wechselte von Rot auf Grün, und es war ihm anzusehen, dass er sich am liebsten übergeben hätte. »Ich weiß es nicht mehr«, hauchte er, den Blick starr auf den Boden gerichtet.
    »Du weißt es nicht mehr?« Granock schaute ihn mitleidlos an. »Was ich dich hier lehre, Baldrick von Suln«, sagte er dann, »sichert in der Welt dort draußen dein Überleben. Wie kannst du erwarten, gegen Unholde oder finsteren Zauber zu bestehen, wenn du es nicht einmal
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