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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Marzi
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schreiben müssen, aber alles andere nicht. Das eine war ein Tango, ganz klar, das andere ein Bossa nova, beide in Schwarz-Weiß, nur Klavier, sonst nichts, so wie die Zeichnungen.
    »Vielleicht steht da eine Adresse drin.« Mica beugte sich vor. Er war immer neugierig.
    Faye blätterte weiter. Sie erkannte Häuser mit Treppen, Bäume, Zäune. »Das ist Brooklyn.«
    Mica schwieg.
    Faye blätterte schneller.
    »Nur ein Name.« Ganz klein gekritzelt, unter einer der Zeichnungen. »Alex Hobdon.« Aber keine Adresse.
    Mica machte nur: »Hm!«
    Faye beachtete ihn nicht.
    »Alex Hobdon.« Sie sprach den Namen langsam aus, als beinhaltete er eine Magie, die sie sich nicht entgehen lassen wollte.
    Mica Sagong betrachtete sie dabei prüfend und merkte an: »Faye Archer, du hast diesen seltsamen Blick!«
    Sie fühlte sich ertappt und hatte das Gefühl, rot zu werden.
    »Blödsinn.«
    Mica Sagong sah sie nur an. »Blödsinn?«
    Nun war Faye sich sicher, tiefrot zu sein. »Doofer Shaolin«, sagte sie gespielt wütend, pustete ihm dann aber einen Kuss zu und lächelte dabei, weil Lächeln oft hilft.
    »Ignorante Künstlerin«, sagte er und lächelte ebenfalls.
    Damit war das Gespräch erst einmal beendet. Faye wusste, dass Mica später darauf zurückkommen würde, aber jetzt noch nicht. Und das war gut so.
    Auf dem Nachhauseweg machte sie noch schnell im Supermarkt am Sidney Place halt und kaufte das Nötigste ein: jede Menge Obst, zwei Flaschen Rotwein, Erdnüsse, Frischkäse, Toast und Milch. Langsam schlenderte sie heimwärts, und die Luft roch noch immer nach Sommer. Kinder saßen auf den Treppen vor den Häusern, eine dicke Katze hockte auf einem Hydranten und sah sie aus schmalen Augen an, eine Frau warf ihr abfällige Blicke zu – alles wie immer.
    Faye ertappte sich dabei, auf der Straße nach dem Motorroller Ausschau zu halten.
    Kitschig!
    Sie hatte diesen Mann nur wenige Augenblicke gesehen. Geredet hatte sie schon gar nicht mit ihm. Trotzdem! Am liebsten wäre sie laut singend durch die Straßen gerannt, einfach nur, weil sie einem Menschen über den Weg gelaufen war, der, davon war sie überzeugt, etwas Besonderes war. Nun ja, den sie kennenlernen wollte. Das traf es wohl schon eher. Sie flüsterte heimlich seinen Namen in den Sommerwind und dachte an seine Augen, die sie gar nicht gesehen hatte, und den Motorroller und daran, wie er auf dem Motorroller im Verkehr verschwunden war.
    Am Abend schaltete sie den Laptop ein. Sie googelte den Namen – Alex Hobdon – und fand ihn bei Facebook. Genau genommen, fand sie mehrere Personen des gleichen Namens, aber nur eine dieser Personen hatte einen gezeichneten Motorroller als Profilbild, also klickte sie dieses Profil an. Sie öffnete eine Flasche Rotwein, setzte sich auf die Couch, den Laptop auf dem Schoß, und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Ihm schreiben, na klar, was sonst! Aber was? Ihr fiel nichts ein.
    Sie trank das Glas Rotwein leer, nicht hastig, aber auch nicht zu langsam. Als sie die Wirkung spürte, ging sie zum Klavier und klimperte ein wenig darauf herum. Ihr nächster Auftritt war erst in zwei Wochen, drüben in der Cushion Factory, und bis dahin, das hatte sie sich vorgenommen, wollte sie noch mindestens zwei neue Lieder fertig haben.
    Sie seufzte.
    Ging zum Laptop zurück. Sie lehnte sich zurück, nahm noch einen Schluck Rotwein.
    »Schreib es einfach hin und dann weg damit«, flüsterte sie und fühlte sich ein wenig heiser dabei – und schon begannen ihre Finger zu tippen.
    Holly_Go!
    Hallo! Vielleicht sind Sie der Alex Hobdon, der sich heute ein Buch gekauft hat? Das klingt bescheuert, tut mir leid. Aber Sie haben im REAL BOOKS in Brooklyn Heights heute ein Notizbuch vergessen, wenn Sie der Alex Hobdon sind, den ich meine. Es sind schöne Zeichnungen darin. Liebe Grüße, Holly_Go!
    Alex Hobdon
    Hallo, Holly_Go! Vielen Dank für die Nachricht. Bin ich wirklich so einfach zu finden? Ich vergesse ständig irgendwo meine Notizbücher! Eine dumme Angewohnheit. Eigentlich heißen sie ja Skizzenbücher, aber ich finde Notizbuch treffender. Wann und wo kann ich es denn abholen? Schnelle Grüße, Alex
    Holly_Go!
    Mr. Hobdon, das Notizbuch wartet im Laden auf Sie. Entweder Sie treffen mich dort an oder Mica Sagong, den Inhaber. Er weiß Bescheid.
    Alex Hobdon
    Ich bin Alex. Mr. Hobdon klingt so förmlich.
    Holly_Go!
    Ich bin Holly.
    Alex Hobdon
    Hallo, Holly. Wirklich ein verrückter Zufall, ich habe mir heute den Roman von Truman Capote gekauft. Hat
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