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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Marzi
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Holly_Go! etwas mit der Holly aus dem Roman zu tun? Dein Profilbild sieht aus wie das berühmte Foto von Audrey Hepburn.
    Holly_Go!
    Ich mache Musik. Altes Zeug, Chansons, in kleinen Clubs. Wenn ich Musik mache, bin ich Holly_Go! Deswegen auch das Foto.
    Alex Hobdon
    Wir könnten chatten, das geht schneller und verkürzt die Wartezeiten.
    Holly_Go!
    Ich chatte nie.
    Alex Hobdon
    Ich bin müde. Es ist schon ziemlich spät. Du lässt dir wirklich viel Zeit mit deinen Antworten. Ich komme morgen im Laden vorbei und schnappe mir das Notizbuch. Vielleicht sehen wir uns ja. Bis dahin. Gute Nacht.
    Holly_Go!
    Gute Nacht, Alex.
    Faye atmete tief durch. Sie schaltete zuerst den Laptop aus, dann die Lampen in ihrer Wohnung. Allein die Straßenlaternen ließen jetzt Licht an der hohen Decke tanzen. Draußen war die Nacht noch immer voller Geräusche: ferne Sirenen, Stimmen, Musik, Autos, Menschen. Diese Stadt, das wusste Faye, schlief nie, und der Himmel über ihr war niemals ganz dunkel.

2
    Am nächsten Morgen war sie wach, bevor der Wecker klingelte. Benommen dachte sie seinen Namen, mitten hinein ins Licht der Morgensonne, die Schatten in die Wohnung malte. Faye seufzte. Sie würde den ganzen Tag im Laden auf ihn warten. Verdammt, verdammt, oh, so was von verdammt, sie wusste, dass sie das tun würde. Sie stand auf und wankte zur Küche, wo sie sich einen Kaffee machte. Sie schlürfte ihn pechschwarz, wie er war, und schlagartig dachte sie wieder an Alex. Dann stakste sie zum Schrank und sah träge und seltsam missmutig ihre Garderobe durch. Die Kleiderfrage war heute ungleich schwieriger zu lösen als sonst. Was sollte sie anziehen? Was würde ihm gefallen? Streifen, Muster, etwas Buntes? Welche Farben? Sie war wütend auf sich selbst, weil sie so dumm war und sich diese Gedanken machte. Sie wusste ja gar nicht, wer er war und was er machte, sah man einmal von der Tatsache ab, dass er zeichnete. Womöglich war er verheiratet. Männer, die so aussahen wie er, waren meistens verheiratet. Oder schwul. Oder womöglich beides, wer konnte das schon sagen …
    Sie nippte erneut an dem bitteren Kaffee.
    Dana!
    Sie musste mit Dana reden. Dana wüsste Rat. Wenn nicht sie, wer dann?
    Also schlurfte sie zum Koffer mit dem Telefon. »Ich habe jemanden kennengelernt.«
    Dana Carter wusste immer Rat. Sie sagte ruhig: »Erzähl schon«, und hörte sich, im Unterschied zu Faye, schon ziemlich wach an. Dana arbeitete bei Golden Key Solutions, einer Marketingagentur in Manhattan, und hatte chronisch überhaupt keine Zeit, jedenfalls an Wochentagen nicht. Faye wusste, dass sie jetzt auf dem Weg zur Arbeit war, vermutlich bereits online, Mails beantwortete, telefonierte und an tausend Dinge gleichzeitig dachte, unter anderem an ihr tadelloses Aussehen, um das Faye sie hemmungslos beneidete.
    »Dana ist so Hollywood«, hatte Faye es einmal Mica gegenüber ausgedrückt.
    »Dafür bist du Vaudeville«, hatte Mica entgegnet. Faye wusste, dass er es als Kompliment gemeint hatte, aber selbst heute, noch lange nach dieser Bemerkung, dachte sie oft darüber nach.
    Dana Carter war jemand, den man nur bewundern konnte.
    Als Faye ihr alles berichtet hatte, fragte sie: »Und jetzt?«
    »Na, das ist die Frage«, sagte Faye.
    »Tja«, erwiderte Dana. Sie lief irgendeine Straße entlang, Faye hörte die Verkehrsgeräusche.
    »Deshalb rufe ich dich an.«
    »Schon klar.«
    »Gib mir einen Ratschlag«, drängelte Faye. Sie lag auf dem Boden neben dem Koffer und starrte tatenlos die Decke an. Dana war diejenige, die zielstrebig war, nicht sie.
    »Tu das Richtige«, sagte Dana.
    Faye sprang auf. »Das ist alles?«
    »Denk darüber nach«, riet ihr Dana.
    »Du hörst dich schon an wie Mica.«
    Ein schallendes Lachen. »Wir telefonieren später.«
    »Tu das Richtige?«, wiederholte Faye, gespielt wütend. »Hey, ist das eine Golden Key Solution? «
    »Deine Kritik trifft mich ins Herz«, hörte sie Dana sagen.
    »Soll sie auch.« Faye seufzte.
    »Wir sprechen uns später«, versprach Dana. »Ich melde mich.« Dann war die Leitung tot.
    Faye seufzte noch mal, ohne dass es viel nützte. Sie stand auf, zupfte sich vor dem Spiegel die Haare zurecht, dachte Vaudeville , zog eine Grimasse und übte ein Lächeln, lief danach eine Weile unruhig und planlos in der Wohnung herum, wechselte ein paarmal die Klamotten, saß unnötig lange vor dem Spiegel und schaute die junge Frau an, die auch keine Antwort auf das hatte, was sie sie gern gefragt hätte. Dann ging sie zum
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