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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe
Autoren: Selma Lagerloef
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hinüber. Schon nach ganz kurzer Zeit kamen die beiden wieder heraus, und Vater und Mutter begleiteten sie bis ans Gittertor.
    Als die beiden Besuche wieder weggefahren waren, blieben die Eltern an der Pforte stehen und sahen ihnen nach.
    „Nun will ich nicht mehr so betrübt sein,“ sagte die Mutter. „Jetzt, wo ich so viel Gutes von Nils gehört habe.“
    „Eigentlich haben sie uns aber gar nicht so viel von ihm erzählt,“ erwiderte der Vater nachdenklich.
    „Wie, ist es nicht genug, wenn sie einzig und allein deshalb hergereist sind, uns ihre Hilfe anzubieten, nur weil unser Nils ihnen so große Dienste geleistet hat? Ich meine übrigens, du hättest ihr Anerbieten annehmen sollen, Vater!“
    „Nein, Mutter, ich will von niemand Geld annehmen, weder als Geschenk noch als Darlehen. In erster Linie will ich jetzt meine Schulden los werden, und dann wollen wir uns wieder heraufbringen. Beim Licht besehen sind wir doch eigentlich noch gar nicht so steinalt, wie, Mutter?“ rief der Vater, und als er dies sagte, lachte er herzlich.
    „Ich glaube wahrhaftig, du meinst, es sei ein Spaß, den Hof zu verkaufen, auf den wir doch so viel Mühe und Arbeit verwendet haben!“ versetzte die Mutter.
    „Ach, du weißt wohl, warum ich lache, Mutter. Was mich so schwer bedrückt hat, daß ich zu nichts mehr Lust und Kraft hatte, war ja der Gedanke, der Junge sei ein Taugenichts geworden. Nun ich aber weiß, daß er sich gut gemacht hat, jetzt sollst du sehen: Holger Nilsson ist noch etwas wert!“
    Die Mutter ging ins Haus hinein, Nils Holgersson aber versteckte sich rasch in einen Winkel, denn der Vater trat in den Stall, um nach dem Pferd zu sehen. Er ging in den Stand zu ihm hinein und hob wie gewöhnlich dessen kranken Fuß in die Höhe, um zu sehen, ob er denn nicht entdecken könnte, was ihm fehle.
    „Aber was ist denn das?“ sagte der Vater. Auf dem Huf waren einige Buchstaben eingeritzt. „Nimm das Eisen ab!“ las er und sah sich verwundert und überrascht nach allen Seiten um. Schließlich befühlte und betrachtete er die untere Seite des Hufes sehr genau. „Ich glaube wahrhaftig, es sitzt etwas Spitziges drin,“ murmelte er.
    Während der Vater mit dem Pferd beschäftigt war und der Junge in dem Winkel verborgen saß, kamen noch mehr Besuche auf den Hof. Mit diesen verhielt es sich aber folgendermaßen. Als der Gänserich Martin seiner alten Heimat so nahe war, hatte er der Lust nicht widerstehen können, seine Frau und seine Kinder den frühern Gefährten auf dem Gütchen vorzustellen; und so hatte er Daunenfein und die jungen Gänse einfach mitgenommen und war mit ihnen hierhergeflogen.

    Als nun der Gänserich durch die Luft daherkam, war auf dem ganzen Hofe kein Mensch zu sehen; er ließ sich deshalb ruhig nieder und zeigte Daunenfein, wie herrlich er es als zahme Gans gehabt hatte. Nachdem sie sich den Hofplatz besehen hatten, bemerkte er, daß die Kuhstalltür offen stand.
    „Kommt einen Augenblick mit herein,“ sagte er, „dann könnt ihr sehen, wo ich früher gewohnt habe. Das war etwas andres, als sich in Teichen und Sümpfen aufzuhalten, wie wir es jetzt tun.“
    Der Gänserich stand auf der Schwelle und schaute in den Kuhstall hinein. „Es ist kein Mensch da,“ sagte er. „Komm, Daunenfein, ich zeige dir den Gänsestall. Hab keine Angst, es ist nicht die geringste Gefahr dabei.“
    Und so gingen der Gänserich, Daunenfein und alle sechs Jungen in den Gänsestall hinein, um sich anzusehen, in welchem Glanz und Überfluß der große Weiße gelebt hatte, ehe er sich der Schar der Wildgänse anschloß.
    „Ja, seht, so hatten wir es. Hier war mein Platz, und dort stand der Freßtrog, der immer mit Hafer und Wasser gefüllt war,“ sagte der Gänserich. „Ei der Tausend, es ist wahrhaftig auch jetzt noch etwas drin!“ Damit schoß er zum Troge hin und fraß Hafer in sich hinein.
    Aber Daunenfein war unruhig. „Laß uns jetzt wieder gehen!“ sagte sie.
    „Nur noch ein paar Körner!“ erwiderte der Gänserich. In demselben Augenblick jedoch stieß er einen Schrei aus und eilte dem Ausgang zu. Aber es war zu spät, die Tür fiel ins Schloß, Holger Nilssons Frau stand draußen und schob den Riegel vor; sie waren eingesperrt.
    Holger Nilsson hatte ein spitziges Stück Eisen aus dem Fuß des Rappens herausgezogen und streichelte das Tier nun ganz erfreut, als seine Frau eilig in den Pferdestall hereintrat. „Komm, Vater!“ rief sie. „Dann sollst du sehen, was ich für einen Fang gemacht
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