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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin
Autoren: Vampira VA
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schüttelte den Kopf. Seine Augen glitzerten spöttisch. Gleichzeitig schien er gegen eine Furcht anzukämpfen, der er sich, wäre er allein gewesen, vermutlich ergeben hätte.
    Lilith war besorgt um ihn - und das kam ihr nicht einmal ungelegen. Die Gedanken, die sie sich um den alternden Fotografen machte, der sie nachts in der Paddington Street aufgelesen hatte, lenkten sie von ihren ureigenen Ängsten ab.
    Wer war sie?
    Zusammen mit einem Mann namens Hector Landers hatte sie in Rom Hinweise gefunden, die sie nach Sydney geführt hatten. Es hatte den Anschein gehabt, als lägen hier ihre Wurzeln.
    Aber die Adresse in der Paddington Street hatte ihr nicht weitergeholfen. Erst Moskowitz hatte ihr ein paar Auskünfte über ihr vergessenes Vorleben geben können. Das meiste bezog sich auf eine gemeinsame Freundin namens Beth MacKinsey, bei der Lilith offenbar auch zeitweise gewohnt hatte.
    Beth war Reporterin bei derselben Zeitung gewesen, für die auch Moskowitz hin und wieder Bilder machte.
    Inzwischen nicht mehr.
    Inzwischen war auch allerhand geschehen.
    Diese Beth MacKinsey und Lilith waren vor fast zwei Jahren ohne ein Wort der Erklärung aus Sydney verschwunden. Weder Beth' Arbeitgeber, der Sydney Morning Herald, noch irgend jemand sonst aus Moskowitz' Bekanntenkreis hatte jemals etwas über die Hintergründe dieses Verschwindens herausgefunden. Selbst die vorübergehend ermittelnde Polizei nicht .
    Moskowitz hatte ihr Bilder von Beth gezeigt - aber Lilith hatte nicht die leiseste Vertrautheit dabei empfunden. So wenig wie bei Moskowitz, den sie angeblich ebenfalls flüchtig kannte.
    Mittlerweile wußte Lilith, daß sie den dicklichen Zigarrenliebhaber mochte.
    Ziemlich sogar.
    Auch wenn er ihr nicht wesentlich weiterhelfen konnte, bedauerte sie nicht, ihm in die Arme gelaufen zu sein. Und nach anfänglicher Bärbeißigkeit schien auch Moskowitz sein Herz für die gedächtnislose Streunerin entdeckt zu haben. Er schien überzeugt, daß sich die Erinnerungsblockade, an der Lilith litt, beseitigen ließ, wenn sich nur ein Fachmann darum kümmerte.
    Wahrscheinlich erhoffte er sich mit Liliths Gesundung auch Aufschluß über den immer noch ungeklärten Verbleib der Reporterin, deren Verschwinden er offenbar nie ganz verkraftet hatte. Was das anging, benahm er sich beinahe wie ein Vater, der sein eigen Fleisch und Blut vermißte.
    »Ich mag keine Quacksalber«, reagierte Moskowitz gewohnt ungehalten auf jede Anspielung, die seinen Husten betraf. »Die wissen doch nichts besseres, als einem die einzige Freude im Leben zu verbieten, die man noch hat.«
    »Das Rauchen?«
    Das Grinsen, mit dem er seine nikotingelben Zähne entblößte, verstärkte absurderweise Liliths Angst um ihn.
    »Aber mich«, sagte sie, nur um des Redens willen, »wollen Sie einem solchen >Quacksalber< zum Fraß vorwerfen!«
    Moskowitz nickte mit wieder bierernster Miene. »Ich habe dich ja auch noch nie bei einer guten Zigarre, nicht einmal einer Zigarette ertappt. Und ich fürchte, du weißt nicht einmal, was du versäumst .«
    »Nichts«, sagte Lilith. »Außer chronischem Husten vielleicht.«
    Für diesen Scherz schien ihm der rechte Sinn zu fehlen. »Du sollst morgen früh, gleich wenn seine Praxis öffnet, zu ihm kommen. Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet neuronaler Störungen und Gedächtnisverluste .«
    Lilith wünschte, sie hätte auch etwas von der Zuversicht empfunden, die Moskowitz bei diesen Worten ausstrahlte. Aber nach den Pleiten der Vergangenheit war sie skeptisch geworden, ob sie überhaupt jemals wieder die sein würde, die sie einmal war.
    Gewesen sein mußte.
    »Hunger?« fragte Moskowitz, als das Schweigen zwischen ihnen unangenehm zu werden drohte.
    Sie schüttelte den Kopf und log: »Ich habe schon etwas gegessen.«
    Er faßte sie scharf ins Auge. »Was?«
    Nach kurzem Zögern sagte sie: »Ich weiß nicht mehr. Was im Kühlschrank war.«
    Er stampfte mit dem Schuh auf. »Das beweist nur, daß du seit Tagen nicht in den Kühlschrank geschaut hast. Der ist leer. Selbst eine Maus würde darin verhungern! - Was ist los mit dir? Bist du auch dem Wahn dieser schwindsüchtigen Fotomodelle verfallen?«
    Wie sollte er begreifen, daß sie liebend gern etwas gegessen hätte -aber bislang hatte jeder Versuch darin geendet, daß sie alles wieder erbrochen hatte.
    Auch damit hätte man einen Arzt beschäftigen können - wenn da nicht der Umstand gewesen wäre, daß Lilith normale Nahrung ganz offenbar nicht brauchte. Sie hätte längst
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