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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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an seinem
Arm, der ihr mehr und mehr den Atem abschnürte, aber ihre Kräfte
reichten nicht. Frederic schien ihre verzweifelte Gegenwehr nicht
einmal zur Kenntnis zu nehmen.
»Ich sollte dich eigentlich auf der Stelle umbringen«, sagte Frederic. Dann lachte er. »Andererseits mag ich es, wenn eine Frau sich
wehrt. Wer weiß, vielleicht bist du ja sogar genau die Frau, nach der
ich bisher vergeblich gesucht habe.« Er riss Katie herum und ergriff
ihr Gesicht mit beiden Händen. »Wahrlich, du bist ein tapferes
Weib!«, sagte er. »Du solltest eine Belohnung für deinen Mut erhalten!«
Und damit presste er seine Lippen auf die der jungen Frau und
küsste sie lange und mit großer Kraft. Katie wehrte sich immer verzweifelter, bäumte sich auf und erschlaffte dann plötzlich. Als Frederic sie endlich losließ, sackte sie in seinen Armen zusammen und
wäre gestürzt, hätte er sie nicht aufgefangen.
Und ihr Gesicht war nicht mehr ihr Gesicht.
Andrej stockte schier der Atem, als Frederic sich ganz aufrichtete
und Katie dabei so herumdrehte, dass er in ihr Antlitz blicken konnte.
Vielleicht hatte er sich getäuscht. Vielleicht war es genau anders herum und ihr Gesicht war seit langer Zeit zum ersten Mal wieder ihr
Gesicht.
Das zerstörte, von Krankheit und Schmutz zerfressene Antlitz war
verschwunden. Stattdessen blickte Andrej in das Gesicht einer betörend schönen, allerhöchstens zwanzigjährigen jungen Frau mit dunklem Haar, porzellanzarten Zügen und großen, unergründlichen Augen.
»Ja«, sagte Frederic. »Vielleicht wäre das die angemessene Belohnung für dich. Schau nur, mein Liebling.« Er griff Katie unter das
Kinn, drehte ihren Kopf herum und zwang sie, ihr eigenes Spiegelbild in der polierten Oberfläche von Solimans Schild zu betrachten.
»Siehst du es?«, fragte er.
Katies Augen weiteten sich. Sie öffnete den Mund, aber nicht der
geringste Laut kam über ihre Lippen. Sie rührte sich nicht einmal, als
Frederic sie vollends losließ und einen halben Schritt zurücktrat.
Endlose Sekunden lang stand sie einfach wie erstarrt da, blickte ihr
verzerrtes Spiegelbild in der gekrümmten Oberfläche des Schildes an
und hob dann langsam, zitternd die Hand, um nach ihrem Gesicht zu
greifen. Aber sie wagte nicht, es wirklich zu berühren, als hätte sie
Angst, damit den Zauber zu zerstören. Ihre Fingerspitzen folgten den
Konturen ihres Gesichts, ohne sie wirklich zu berühren, während sie
fassungslos und ohne zu blinzeln ihre eigene Schönheit betrachtete,
die ihr zurückgegeben worden war.
»Gefällt dir, was du siehst?«, fragte Frederic lächelnd. »Schau es
dir ruhig an. Es ist keine Illusion. Ich habe dir deine Schönheit zurückgegeben.« Er fuhr Katie fast zärtlich mit dem Handrücken über
die Wange. »Wie würde es dir gefallen, sie zu behalten?« Er legte
fragend den Kopf auf die Seite. »Was meinst du, mein Liebling? Hättest du Lust, die Ewigkeit an meiner Seite zu verbringen?« Er lachte.
Dann schüttelte er leicht den Kopf. »Nein. Ich glaube eigentlich
nicht«, sagte er, hob erneut die Hände und brach Katie das Genick.
Andrej schrie und bäumte sich noch einmal mit aller Macht im
Griff der unheimlichen Geisterkrieger auf. Neben ihm brüllte auch
Abu Dun wie unter unerträglicher Qual und versuchte seine Bewacher abzuschütteln; und in der gleichen Sekunde jagte ein Pfeil an
Andrej vorbei und bohrte sich in Frederics Hals.
In der gewaltigen unterirdischen Säulenhalle brach die Hölle los.
Plötzlich waren überall Gestalten, rennende Männer und Frauen,
blitzende Waffen, sirrende Pfeile und Armbrustbolzen. Zwei, drei,
vier Untote fielen unter der ersten prasselnden Salve, dann waren die
Angreifer heran und warfen sich mit Gewalt auf Frederics Krieger.
Abu Dun und Andrej rissen sich im gleichen Moment los. Andrej
schleuderte eine der grässlichen Kreaturen von sich, zog das Schwert
aus der Scheide und enthauptete einen zweiten Untoten. Aus den
Augenwinkeln sah er, wie Abu Dun gleich zwei der grässlichen Geschöpfe in die Höhe riss und so gewaltig mit den Köpfen aneinander
schlug, dass sie reglos in seinen Armen erschlafften. Dann fuhr er
herum und sah sich wild nach Frederic um.
Im ersten Moment konnte er ihn nirgends entdecken. Auch hinter
ihm war der Kampf jäh wieder aufgeflammt. Frederics Kreaturen
stürzten sich mit solcher Wut auf Solimans Männer, als wäre die
Schlacht niemals unterbrochen worden, doch auch die Krieger des
Sultans wehrten sich nun mit

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