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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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dem Land des ewigen E i ses im hohen Norden, das Kedanien genannt wurde. Es waren Barbaren von riesenhaftem und muskulösem Wuchs, mit Haut so hell wie der Schnee ihrer Heimat. Sie kämpften mit einer Schnelligkeit und gnadenlosen Brut a lität, der kein Nomade gewachsen war.
    Larkyen konnte die Erinnerung an ihre Gräuel keinen Augenblick lang verdrängen.
    Mit der Morgendämmerung waren sie auf ihren Pfe r den gekommen – hochgezüchteten, kräftigen Rössern, i h ren Herren angemessen - um unaufhaltsam wie eine L a wine zuzuschlagen. Die ersten Warnrufe der Schafhirten wurden durch eine Reihe kedanischer Bogenschüsse e r stickt. Und als die Nordmänner zwischen den Jurten hi n durch ritten, trampelten ihre Pferde die flüchtenden N o maden nieder wie Steppengras. Nicht einmal Frauen und Kinder blieben verschont.
    Larkyens Adoptivfamilie – die Frau, die er Mutter nan n te, den Mann, den er Vater nannte, sowie ihr älterer Sohn – sie alle waren tot. Auch Larkyens Weib Kara, die ihn im nächsten Frühling ein Kind geschenkt hätte, war den Klingen der Banditen nicht entkommen. Und nun neigte sich auch Larkyens Leben dem unvermeidlichen Ende zu. Als einem von vier Gefangenen, die übrig g e blieben waren, trennten ihn nur noch einige Atemzüge vom Tod.
    Hatte er sich anfangs noch gefragt, weshalb die Ba n diten überhaupt jemanden am Leben gelassen hatten, war ihm der Grund nun völlig klar.
    Schon seit einer Weile beobachtete er, wie die Band i ten sich daran ergötzten, die Überlebenden nacheinander ö f fentlich zu quälen und abzuschlachten. Ein neuer Schwertstreich durchschnitt die Luft, und mit einem dumpfen Laut kullerte ein weiterer Schädel mit abg e schnittener Nase und Ohren über die Erde.
    Neben dem Gestank von menschlichem Blut, der die Luft so schwängerte, dass Übelkeit in Larkyen hochstieg, drang auch der Geruch von gekochtem Schaffleisch an seine Nase, das in einem Topf über dem Feuer garte.
    Das klagende Blöken der durch das Lager streifenden Schafe deutete darauf hin, dass sie den Tod eines Artg e nossen ebenfalls riechen konnten.
    Larkyen hörte schwere Schritte, die auf ihn zukamen, dann spürte er einen Schlag gegen seinen Kopf, der ihm beinahe das Bewusstsein raubte. Er sackte mit brumme n dem Schädel zur Seite. Im nächsten Moment sah er über sich den in Felle gekleideten, kahlköpfigen Banditen, aus dessen stoppelbärtigem Gesicht gelbe Zähne grinsten.
    „Du gehörst nicht zu ihnen“, zischte der Glatzkopf. „Deine Augen sind rund, und deine Haut ist hell.“
    Er beugte sich zu Larkyen hinab. Seine Hand, an der noch getrocknetes Blut klebte, legte sich um Larkyens Kehle. Lange sah ihm der Bandit ins Gesicht. Larkyen konnte durch sein Äußeres nicht verleugnen, das er aus einem anderen Land stammte als Majunay. Denn wä h rend die Haut der Nomadenvölker rötlich und die ber n steinfarbenen Augen in ihren breitwangigen Gesichtern schmal waren, war Larkyens Haut weiß, und seine Augen grün und groß. Die hohen Wangenknochen in seinem schmalen Gesicht verliehen ihm scharfe kantige Züge.
    „Wärst du größer und stärker, könntest du glatt von uns abstammen. Doch woher stammst du? Und was hast du bei den Nomaden verloren?“
    Der Bandit grinste flüchtig, denn er vermutete, Lark y en müsse irgendwo aus dem Westen stammen.
    „Ich bin Kentare!“, sagte Larkyen. 
    Der Glatzkopf schien beeindruckt.
    „Du stammst wirklich aus Kentar? Der Heimat der Wölfe des Westens? Das ist doch der Name, der deinem Volk gegeben wurde, nicht wahr? Warum lässt sich ein Kent a re mit diesem schlitzäugigen Majunayvolk ein? Hinter dir liegt mit Sicherheit ein interessantes Leben, aber heute wird es sein Ende nehmen, verlass dich drauf.“
    Nach diesen Worten packte der Kedanier Larkyen  an den Fesseln und riss ihn auf die Beine. Plötzlich hielt er inne.
    „Was ist das?“ flüsterte er, den Blick auf Larkyens linken Handrücken gerichtet. „Du trägst ein Mal. Das ist intere s sant.“
    Larkyen zuckte zusammen. Das seltsame Mal auf se i nem Handrücken war nicht zu übersehen. Es war pec h schwarz und hatte die Form einer lodernden Sonne.
    Weder er noch die Nomaden und seine Adoptiveltern ha t ten je erfahren können, was es bedeutete.
    „Taloy! Bring den Gefangenen zu unserem Herrn! Na, wird’s bald!“ befahl ein Bandit, der in eine mit Nieten übersäte Lederrüstung gekleidet war. Sein Gesicht zeugte von seiner nordischen Abstammung, und im langen du n kelblonden Haar zeigten sich
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