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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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auch die Aggressivität ihrer Herren angenommen zu haben. Schnaubend drängten sie mit ihren langen Hälsen die kleineren Artgenossen von der Wasserstelle.
    Die Banditen, die sich anscheinend in Sicherheit wäh n ten, hatten es nicht für nötig gehalten, Wachposten aufz u stellen. Während der eine oder andere von ihnen die Leichen fledderte oder die Jurten noch immer nach wer t vollen Gegenständen durchsuchte, hatten sich die meisten um das Lagerfeuer und den Gefangenen Endrit versa m melt.
    Larkyen konnte einen Blick aus nächster Nähe auf sie e r haschen. Es mochten fünfundzwanzig Mann sein. Die bauschigen Schafsfelle, die sie über die Schultern trugen, um sich vor dem kalten Wind zu schützen, konnten ihre kräftige Statur nicht verbergen. Ihre straffen Muskeln zeichneten sich sichtbar unter der Kleidung ab, und die Narben auf ihren Gesichtern zeugten von ihren zahlre i chen Kämpfen. Der arme Endrit war diesen Wilden au s geliefert. Sein geschundener Körper war blutüberströmt. Die Banditen aus Kedanien schubsten ihn zwischen sich herum, und sobald er zu Boden ging, schlugen oder traten sie auf ihn ein.
    Larkyen hätte ihm gerne geholfen, doch was konnte er als einfacher Nomade gegen diese Horde ausrichten?
    Plötzlich sah Endrit zu ihm hinüber. Als sich ihre Bl i cke trafen, glaubte Larkyen, Hass darin zu erkennen. Di e ser Hass galt ihm, weil er sich befreit und eine Möglic h keit zur Flucht gefunden hatte, während andere dem Tod geweiht waren. Der flinke Streich einer Schwertklinge enthauptete Endrit.
    Die Banditen jubelten und lachten. Auf einmal jedoch verstummten sie.
    Ein Mann von erschreckender Leibeshöhe trat zw i schen ihnen hervor. Er überragte alle Kedanier, und ang e sichts seiner gewaltigen Muskeln schien sich keiner unter den Barbaren des Nordens mit ihm messen zu können. Sein schwarzes Haar trug er im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten. Sein linkes Auge verschwand unter e i ner hässlichen Narbe. Die schwere Kettenrüstung, die er über seiner Fellkleidung trug, rasselte bei jedem seiner Schritte. Dieser Hüne ergriff Endrits Haupt am Schopf, hielt es demonstrativ über sich in die Luft, und ließ das hera b tropfende Blut in seinen offenen Mund fließen.
    Larkyen erschrak, und eine lähmende Furcht überkam ihn.
    Der Einäugige war kein Geringerer als Boldar die B e stie, der aus den Weiten der kedanischen Taiga im hohen No r den stammte. Larkyens Adoptivvater Godan hatte abends am Lagerfeuer die grausigen Geschichten von Boldar und seinen Banditen erzählt, wie sie weit durch die Steppen zogen, um zu rauben und zu morden. Von Boldar jedoch hieß es, dass er nicht nur der Beute halber tötete, sondern auch wegen des Blutes seiner Opfer, das er trank, um sich deren Kraft zu bemächtigen. So war er zum stärksten aller Kedanier geworden, und nur ein pe r fekt ausgebildeter Krieger konnte es mit ihm aufnehmen.
    Damals, wenn Larkyen gespannt den Erzählungen seines Adoptivvaters gelauscht hatte, hätte er nie g e glaubt, der Bestie eines Tages selbst zu begegnen. Nun aber stand sie direkt vor ihm.
    Nachdem der Einäugige genügend Blut getrunken hatte, ließ er den abgetrennten Kopf zu Boden sinken. Dann hob er triumphierend ein langes, prächtiges Schwert in die Luft, dessen Klinge in kühlem Eisblau erstrahlte. Mit donnernder Stimme brüllte Boldar: „Nordar!“ Die and e ren Kedanier stimmten in den Ruf ein.
    Larkyen schwang sich auf den Rücken eines Steppe n pferdes. Beruhigend strich er der Stute durch die busch i ge Mähne und  redete ihr gut zu. Dann ritt er geradewegs los.
    Er war ein ebenso guter Reiter, wie auch die anderen Nomaden es gewesen waren, denen das Reiten von Ki n desbeinen an im Blut lag. Er hatte sich bereits einen g u ten Vorsprung erarbeitet, als die Banditen seine Flucht bemerkten. Während der kalte Wind seine Ohren peitsc h te, sich aber auch lindernd über den heißen Schmerz se i ner Wunden legte, blickte er zurück.
    Acht Reiter folgten ihm. Sie mochten die weiten Gra s ebenen ebenso gut kennen wie Larkyen, dennoch hoffte er, dass sie sich nicht allzu lange von ihren Gefährten en t fernen würden.
    In der Ferne ragten die Ausläufer des Altoryagebirges als graue, leicht bewaldete Hügel auf. Dahinter erkannte er bereits die gezackten Berge, die sich beinahe schwarz vor dem Himmel abzeichneten . Spätestens im Gebirge würden die Banditen seine Spur verlieren.
    Ein paar Pfeile sausten erschreckend nahe an Lark y ens Kopf vorbei.
    Wieder drehte er
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