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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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mit ihr gewesen war. Jetzt schwieg sie. Die Schatten der Dämmerung krochen über das Land.
    Dann erklang schauriges Wolfsgeheul und ließ Francesca zusammenschrecken. Sie schaute sich um. Noch war kein Wolf zu sehen. Doch das Mädchen spürte die Nähe der Wölfe wie mit einem sechsten Sinn. Sie waren da, diese Ungeheuer, die Rosanna und ihre zwei Freundinnen angegriffen hatten.
    Sie hatten es auf sie abgesehen. Hatte Ricardo sie mit Absicht hierher bestellt, vor die Wolfsrachen, oder was für ein grausames Spiel wurde hier gespielt? Während Francesca bebend dastand und nicht wusste, wohin sie sich wenden sollte, raschelte es in den Büschen. Ein riesiger grauer Wolf erschien. Grüngelb funkelten seine Augen. Eine kaum wahrnehmbare Aura umgab ihn.
    Das war kein normaler Wolf. Lupus lykanthropus, dachte die gebildete Francesca. Todesangst stieg in ihr auf, als noch ein zweiter Wolf von der anderen Seite erschien. Dann zeigte sich eine schwarze Wölfin auf einem Felsen. Sie reckte die Schnauze gen Himmel und heulte den noch sehr blassen Vollmond an.
    Francesca blieb nur noch ein Weg frei, nämlich zur Klosterruine zu rennen, so schnell sie konnte. Sie zog ihre Schuhe aus, weil sie barfuß schneller war, und spurtete los. Francesca trieb keinen Sport, doch durch die viele körperliche Arbeit und das Klettern im Weinberg und in den Bergen war sie erstklassig in Form. Zudem kerngesund.
    Sie lief wie ein Reh, grazil und geschmeidig. Die Wölfe hetzten ihr hinterher, hechelnd und knurrend. Die Flucht des Mädchens hatte sie überrascht, weckte jedoch auch den Jagdtrieb in ihnen. Mit einem gewaltigen Sprung war die schwarze Wölfin von dem drei Meter hohen Felsen heruntergesprungen und jagte Francesca.
    Ist Ricardo einer von diesen Wölfen, dachte Francesca? Will er mich zerreißen und mein Blut trinken, seine scharfen Zähne in meine zuckenden Glieder graben? Ist das eine Werwolfshochzeit? Sie rannte, so schnell sie konnte. Aber die Wölfe waren schneller. Sie holten sie ein. Schon schnappten sie nach ihr. Gleich würden sie über sie herfallen, sie beißen.
    Zehn Meter waren es noch bis zur Klosterruine.
    »Hilfe!«, schrie Francesca in ihrer Angst.
    Da trat ein hochgewachsener Mann mit dunkler Hose und weißem Hemd in den Torbogen der Klostermauer. Ricardo war es. Sein Gesicht flammte vor Zorn. Er hob die Rechte mit einer gebieterischen Geste.
    »Halt, Wolfsbrut! Lasst meine Verlobte in Ruhe!«
    Seine Augen leuchteten gelb wie die der Wölfe, ja sprühten förmlich Feuer. Sein Gesicht verzerrte sich. War es der Schatten von einer Wolke, die vor den Mond trieb, oder wuchsen Haare in seinem männlich-schönen Gesicht? Einen Moment glaubte Francesca, Ricardos Hände würden zu Klauen werden, sein Körper sich verformen und klobig und strotzend von Muskeln werden. Doch im nächsten Moment sah sie Ricardo so, wie sie ihn kannte.
    »Zurück!«, donnerte er.
    Mit klopfendem Herzen und hastig atmend suchte Francesca hinter ihm Schutz. Sie schaute an Ricardo vorbei und sah die drei Wölfe, die knurrend vor ihm standen, als ob sie ihm gleich an die Kehle springen würden. Jeder andere hätte gebebt und gezittert. Ricardo verzog keine Miene.
    »Sophia hast du mir genommen, Benito«, sagte er. »Diese bekommst du nicht. Verschwinde mit deiner Brut, oder ich fahre dir an die Kehle.«
    Francesca glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. Ein Mensch drohte drei Wölfen, er würde sie beißen. Die Wölfe knurrten. Der graue Wolf duckte sich zum Sprung. Sein Bauch berührte den Boden. Doch als Francesca ihn ansah, erfasste sie, dass er Furcht hatte. Furcht vor Ricardo di Lampedusa, der vor ihm und den zwei anderen Wölfen stand.
    »Lykanthropus!«, donnerte Ricardo. »Brut der Verderbnis! Vom Licht des Vollmonds geborene Ungeheuer, Bestien, verschwindet! Ich bin der Wolf aller Wölfe. Verkriecht euch in die Höhlen, aus denen ihr gekrochen seid. – Aus meinen Augen, Benito! Und du! Und du!« Das galt den zwei anderen Wölfen. »Irgendwann zerreiße ich dich, Missgeburt!«
    Winselnd, die Rute zwischen die Beine geklemmt, wich der graue Wolf zurück. Er war der Führer des kleinen Rudels, seine Gefährten folgten ihm. Die Wölfe verschwanden zwischen den Felsen. Francesca sank zitternd in Ricardos starke Arme. Sonst hätte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Sie hatte Angst vor dem hochgewachsenen Mann mit den glühenden Augen. Gleichzeitig fühlte sie sich stark zu ihm hingezogen.
    »Du hast mich gerettet«, sagte
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