Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer
Autoren: Lloyd jr. Biggle
Vom Netzwerk:
den sie nie vergessen würden?«
    »Sie haben keinen Funken gefunden, um Ihre Ols zu inspirieren«, knurrte Jorrul. »Und jetzt wollen Sie die Rascs schockieren. Ich glaube weder an Funken noch an Schocks.«
    »Ich würde gern die Reliefs des Kru-Priesters sehen. Haben Sie Filme?«
    Der Koordinator ließ sie kommen, und Jorrul fuhr in seinem Rollstuhl davon, um mit Isa Graan eine Konferenz über das Anfertigen von Kru-Priesterroben abzuhalten. Farrari studierte die Projektionen. Ein Film zeigte ein Relief, das ihn hinter dem Kru-Thron stehend darstellte, ein anderes hielt die dramatische Szene fest, als er den Kuchen durchschnitt. Er bat um einen Spiegel, und die anderen sahen verwundert zu, wie er sein Ol-Gesicht mit seinem Gesicht auf den Reliefs verglich. Jorrul kehrte zurück und sagte sarkastisch: »Sie haben Glück. Wenn der Doktor Ihr altes Gesicht wiederherstellt, hat er ein erstklassiges Porträt als Vorlage – und die Kunst der Rascs ist gar nicht so realistisch, wie ich dachte. Sie haben Sie sehr geschmeichelt dargestellt.«
    »Ich glaube, ich schaffe es«, sagte Farrari. »In der richtigen Kleidung …«
    »Wovon reden Sie?« fragte Jorrul.
    »Über die Beeinflussung des rascischen Denkens.«
    »Graan glaubt, daß er die Roben nacharbeiten lassen kann. Ich sage ihm, er soll anfangen.«
    »Ich brauche keine Roben.«
    »Nun, vielleicht ist es auch wirksamer, Sie tragen die Lehrlingskleidung, in der Sie im Tempel erschienen sind«, sagte Jorrul nachdenklich.
    »Nein.«
    »Darüber können wir später diskutieren. Am wichtigsten ist jetzt, daß Garnt Ihr Gesicht wiederherstellt.«
    »Mir gefällt mein Gesicht, so wie es ist.«
    »Was haben Sie eigentlich vor?«
    »Was Sie sagten. Ich werde in der Stadt erscheinen und die Rascs vor einer Katastrophe bewahren, von der sie keine Ahnung haben.«
    »Als Ol ?«
    »Genau.«
    »Sie sind verrückt.«
    Der Koordinator sah Farrari fragend an.
    »Brauchen Sie irgend etwas?«
    »Ein paar Agenten, die mir bei meiner Armee helfen. Und einen Laib Brot.«

 
19.
     
    Farrari erwachte im Morgengrauen, und einen Augenblick lang wußte er nicht, wo er war. Kühler, trockener Sand rann zwischen seinen Zehen hindurch, als er sie bewegte. Als er sich aufrichtete, sah er den Hügel von Scorv. Er legte sich wieder nieder und schlief erneut ein. Als er wieder erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. Er kroch aus der Höhle, in der er geschlafen hatte, und trank aus einer Quelle. Dann blickte er sich um und überlegte, wie er sich am besten der Stadt nähern konnte. Es mußte so aussehen, als käme er als Erscheinung. Er nahm sein Gepäck, kletterte auf einen Hügel und stieg an dessen anderer Seite herab – auf Scorv zu. Sein Schritt glich dem schwankenden Schlurfen der Ols, und sein Gepäck lag auf seinen ausgestreckten Armen: ein Laib Brot, in ein weißes Tuch gewickelt, das die schwarzen Symbole des Kru trug. Es war ein simples Geschenk, aber es kam von einem außergewöhnlichen Spender – wenn Farrari lange genug am Leben blieb, um es zu überreichen.
    Die Sonne trieb ihm den Schweiß aus den Poren, während er dahinschlurfte, und Insekten quälten ihn, die ein richtiges Ol nicht einmal bemerkt hätte.
    »Aber ich bin das beste verfügbare Nicht-Ol«, sagte er sich grimmig.
    Niemand kam ans Stadttor, niemand begegnete ihm. Als er an den Häusern am Fuß des Hügels vorbeiging und sich zwang, nicht zu Borgleys Bäckerei hinzublicken, hatte er das seltsame Gefühl, an den Tag zurückversetzt zu sein, an dem er dem Kru den Kuchen gebracht hatte. Alles schien wie damals. Nicht einmal ein Wächter stand am Stadtrand. Und eine Ol-Armee war unterwegs!
    Sogar die Rascs sahen genauso aus wie damals. Bis sie ihn sahen. Dann blieben sie stehen und starrten ihn an. Manche eilten in ihre Häuser, um ihre Familien zu holen, andere folgten ihm in furchtsamer Entfernung.
    Ein Ol. Die meisten hatten noch nie eines gesehen.
    Die Straße stieg an, und Farrari trat den mühsamen Aufstieg zum Gipfel an. Viermal überquerte er Brücken, die über Gruben führten. Farrari nahm an, daß dies alte Verteidigungsanlagen waren. Daß man sie freigelegt hatte, bewies, daß man von der bevorstehenden Ankunft der Ols wußte. Eine kleine Streitmacht, die am Rand der Gruben postiert war, konnte sie gegen den anrückenden Feind verteidigen – wenn jemand daran dachte, rechtzeitig die Brückenbretter zu entfernen.
    Er erreichte den Gipfel und ging die lange, breite Straße entlang, die zum Turm der Tausend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher