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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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nächstgelegenen Ol-Dörfern geholt. Als er noch über dieses Problem nachdachte, gingen die Ols bereits ans Flußufer, gruben Löcher in den Boden und füllten sie mit Wasser. Dann warfen sie erhitzte Steine hinein, und das Wasser begann zu kochen.
    Am dritten Tag erreichten sie das Nahrungsdepot. An einer Mauer fand Farrari zwei Narmpfs ohne Futter und Wasser. Er fütterte und tränkte sie, und dann suchte er den unterirdischen Kommunikationsraum auf. Hier beschimpfte er die beiden jungen Agenten, weil sie die Narmpfs hungern und dursten ließen.
    Sie zuckten mit den Schultern. Der Aufseher des Depots war mit seiner Frau nach Scorv geflohen, als er die Nachricht vom Anmarsch der Ols erhalten hatte. Da die Rascs die Narmpfs zurückgelassen hatten, war es nur normal, daß die Tiere verhungerten, da man sonst Verdacht schöpfen würde.
    »Zeigen Sie mir das Vorratslager«, sagte Farrari. Anschließend kletterten sie über einige Lagerräume auf das Dach, und Farrari interessierte sich nicht für den verschwommenen Fleck am nördlichen Horizont, der die Stadt Scorv war, sondern für die Kru-Armee, die womöglich aus der entgegengesetzten Richtung kam. Aber er sah nichts, was seine Sorgen allerdings nicht beendete. Wann immer die Soldaten ihres Spiels müde sein würden, konnten sie die Ols innerhalb eines Nachmittags töten. Und die Ols würden mit gesenkten Köpfen dastehen und sich abschlachten lassen.
    »Wie kann man aus jemandem, der sterben will, einen Soldaten machen?« fragte er die Agenten.
    »Solche Leute wären doch ohnehin gute Soldaten.«
    »Ich brauche nur einen Funken«, murmelte Farrari.
    Die Agenten starrten auf Farraris Armee herab, als würden sie zum erstenmal erkennen, wie viele Ols es in Scorvif gab.
    »Wollen Sie die Stadt stürmen?« fragte einer der beiden Männer.
    Farrari antwortete nicht. Wenn er die Ols an den Rand der Stadt führen, jedem von ihnen einen großen Kochtopf in die Hand drücken würde – was genauso effektvoll wäre wie eine Waffe in den Händen der Ols –, wenn er dann zu ihnen sagen würde: »Kommt!«, dann würden sie ihm ins Stadtzentrum folgen und ihre Töpfe vor dem Lebenstempel aufeinanderhäufen. Aber sie würden gegen kein Rasc drohend die Hand heben.
    »Wollen Sie die Stadt aushungern, bevor die Armee zurückkehrt?«
    Wieder antwortete Farrari nicht. Soviel er wußte, war die Armee höchstens einen Tagesritt entfernt, und wie sollten die Ols es schaffen, die Wagen mit Nahrungsmitteln von der Stadt fernzuhalten?
    »Jorrul sandte eine Nachricht für Sie«, sagte einer der Agenten.
    »Oh?«
    »Er sagte, Sie sollten sich daran erinnern, daß eine Revolution kein Spiel ist. Und dann sagte er noch, wir sollten Ihnen sagen, daß die Rascs ohne die Ols nicht überleben können. Sie würden nicht einmal wissen, wie man Getreide anbaut. Die Ols können ohne die Rascs überleben, aber nur als barbarische, desorganisierte Bauerngesellschaft, und das nur, bis eine neue starke Nomadengruppe kommt, die sie abermals versklavt. Welche Gruppe auch immer vernichtet wird, die Rascs oder die Ols, es wird das Ende der Zivilisation auf diesem Planeten bedeuten.«
    »Die Ols hatten eine hochstehende Zivilisation, bevor die Rascs kamen«, sagte Farrari ärgerlich. »Sie bauten die Altstadt von Scorv, die massiven alten Gebäude und auch den Turm der Tausend Augen. Diese Zivilisation wurde nicht von den Rascs begründet, und sie wird auch nicht mit ihnen enden.«
    Die Agenten starrten ihn an.
    »Die Ols – erbauten … Können Sie das beweisen?«
    »Sicher.«
    »Und warum weiß das niemand außer Ihnen?«
    Plötzlich fragte sich Farrari, ob das überhaupt eine Rolle spielte. Es war schon lange her, daß die Ols etwas anderes bauten als primitive Hütten. Wieviel von ihrer früheren Kultur hatten sie in Erinnerung behalten? Wie lange würde es dauern, bis sie sich die Fähigkeiten neu aneigneten, die ihre Rasse durch Generationen hindurch vernachlässigt hatte? Und wenn sie sich erinnern konnten, wenn sie ihre alte Zivilisation neu erlernen konnten – würden sie es überhaupt wollen?
    Er hatte etwas vergessen, was er schon lange wußte: Die Ols wollten sterben.
    Er ging an das Geländer auf der Nordseite und blickte in die Richtung von Scorv, wo ernsthafte, kreative, hart arbeitende Leute die Flüchtlinge aufgenommen hatten. Würden sie darauf warten, bis KB AT/1 Cedd Farrari den Funken gefunden hatte, der sie vernichten konnte?
    »Ich muß meinen Verstand verloren haben, oder ich wäre
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