Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer
Autoren: Lloyd jr. Biggle
Vom Netzwerk:
»Was ist eine Yilesc?«
    Sie lachte leise.
    »Das wissen sie nicht. Nicht einmal die Yilescs wissen es. Und ich sage es ihnen auch nicht.« Unverwandt blickte sie ihn an. »Sie sind neu.«
    »Ich bin gestern abend angekommen. Ich komme vom Kulturellen Beobachtungsdienst.«
    »Sie haben eine Statue gemacht und sich dabei geschnitten.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    Wieder lachte sie. Farrari suchte gerade nach einer Entschuldigung, um davonzulaufen, als Ganoff Strunk herbeieilte.
    »Liano!« rief er. »Hast du den Koordinator gefunden?«
    »Oh«, sagte sie dumpf. »Der Koordinator.« Sie ging davon.
    »Gehen Sie spazieren?« fragte Strunk den Rekruten.
    Farrari nickte.
    »Eine seltsame Person.«
    »Ja. Machen Sie sich mit dem Stützpunkt vertraut?«
    »Ja … Dieses Mädchen … Sie heißt Liano, nicht wahr? Sie sagte, sie sei eine Yilesc gewesen. Gehört sie zum IBB-Personal?«
    Strunk nickte.
    »Wie kann sie eine Yilesc gewesen sein, wenn Sie gar nicht wissen, was eine Yilesc ist?«
    »Wir wissen es. Wir hatten mehrere Yilesc-Agenten. Wir wissen nur nicht, wie die Yilescs zu dem werden, was sie sind, und warum. Jan Prochnow ist unser Experte für vergleichende Theologie. Die Yilescs sind eine Art weiblicher Wesen, und er möchte gern das Warum und Wie herausfinden.«
    Sie gingen zu Strunks Büro. Strunk sprach über verschiedene Forschungsobjekte, aber Farrari hörte nur mit halbem Ohr zu. Als Strunk ihm einen Plan des Stützpunktes reichte, damit er sich besser zurechtfinden sollte, sagte Farrari: »Diese – Liano …«
    »Liano Kurne.«
    »Ist sie eine Art Hellseherin?«
    Strunk war zu seinem Schreibtisch gegangen. Jetzt drehte er sich rasch um.
    »Warum fragen Sie das?«
    »Sie sagte etwas zu mir …«
    Strunk packte ihn am Arm.
    »Was sagte Sie?«
    »Sie schilderte etwas, das mir vor ein paar Jahren passierte. Ich hatte eine Statue angefertigt und mich dabei mit dem Meißel geschnitten, und das wußte sie.«
    Strunk ließ Farrari los, ging langsam zu seinem Sessel und setzte sich.
    »Interessant. Peter Jorrul wird sich freuen, wenn er es erfährt. Wir hatten Lianos wegen Sorgen. Vor einem Jahr arbeiteten sie und ihr Mann als Team im Süden, und ihr Mann wurde getötet. Bis jetzt hat sie sich noch nicht davon erholt.«
    »Sie sieht so jung aus.«
    »Sie ist jung. Und auch ihr Mann war jung. Die jungen Agenten sind die fähigsten.«
    »Nimmt das IBB auch Kinder auf?«
    »In besonderen Fällen, ja.«
    Farrari kehrte in sein Arbeitszimmer zurück und begann die Kunstgegenstände zu sortieren. Etwas später blickte er auf und sah, wie ihn Liano vom Korridor aus beobachtete. Als er sie ansah, entfernte sie sich. Als er ihr später in den Korridoren wieder begegnete, schien sie ihn nicht zu erkennen.
     
    Farrari studierte die Kunst und das Handwerk von Branoff IV, beschäftigte sich mit Literatur, hörte Musik. Er klassifizierte und schrieb Berichte. Zu seinem Erstaunen behandelte ihn der Stab nicht als gleichberechtigt, sondern sogar als wichtige Persönlichkeit. Seine Meinungen und Berichte waren gefragt, und wenn bei den Konferenzen kulturelle Belange zur Sprache kamen, lauschte man seinen Ausführungen aufmerksam.
    Da die türlosen Arbeitszimmer die Kontakte vereinfachten, fand er bald Freunde. Oft blickte einer dem andern bei der Arbeit über die Schulter, und Ansichten wurden ausgetauscht. Farraris beständigster Besucher war der alte Heber Clough, dessen Arbeitszimmer dem Farraris gegenüberlag. Er hatte ein engelhaftes Gesicht, das von dünnem rotem Haar und einem schütteren ebenso roten Bart umrahmt war. Am ersten Nachmittag, als Farrari sich gefragt hatte, wo er mit der Arbeit beginnen sollte, war Clough zu ihm gekommen.
    »Na, kennen Sie sich schon aus?«
    »Ich soll das Zeug da klassifizieren. Aber ich weiß nicht, woran ich mich halten soll.« Farrari steckte eine neue Filmkugel in den Projektor. »Diese Reliefs sind exzellent. Aber ich habe keine Ahnung, ob sie gestern oder vor tausend Jahren entstanden sind.«
    »Oh, wenn’s weiter nichts ist – dies hier stammt vom Kru Feyvt. Er ist der Großvater des jetzigen Kru. Ich würde das Relief etwa vor hundertzweiundsechzig oder hundertdreiundsechzig Jahren ansetzen. Ich kann in meinen Berichten nachsehen. Natürlich in Branoff-IV-Jahren gerechnet.«
    »Wie wissen Sie das?«
    »Ich bin Genealoge«, sagte Clough strahlend. »Ich kenne die Krus, ich habe ihre Geschichte bis zu den ersten Berichten, die über sie existieren, zurückverfolgt. Diese Reliefs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher