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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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gesetzt. Das ergibt einen Verhältniswert. Je kleiner dieser Wert, desto gesünder die Situation auf einem Planeten. Bei richtiger Entwicklung steigt der technische Faktor, und der politische sinkt. Eins über hundert würde reine Demokratie bedeuten und den höchst erreichbaren technischen Standard.«
    »Und wie ist es auf Branoff IV?«
    »Hier haben wir ein höchst unerfreuliches Faktorenverhältnis. Der Gottherrscher, eine kleine Adelsklasse, die nur in ihren eigenen Reihen heiratet, und das Militär unterdrücken den Rest der Bevölkerung. Hier herrscht Sklaverei. Der Stand der Kultur und Technik ist bemerkenswert niedrig. Das IBB ist nur zur Beobachtung hier. Es wird noch sehr lange dauern, bis wir mit unserer eigentlichen Arbeit beginnen können.«
    »Und was ist Ihr spezielles Problem?«
    »Unsere Aufgabe ist«, sagte Graan langsam, »den technischen Faktor zu heben und den politischen Faktor in dem Maß zu senken, daß alle Bevölkerungsklassen in gleichem Maß vom technischen Fortschritt profitieren können. Eine Demokratie, die den Planeten zum Eintritt in die Föderation berechtigt. Und das Problem, von dem sich alle anderen Probleme ableiten, ist, daß die Bevölkerung selbst diesen Standard erreichen muß. Die Geschichte kennt viele Beispiele, daß außenstehende Mächte den technischen Standard eines Planeten künstlich erhöht und ihm eine Demokratie aufgezwungen haben. Das Resultat war immer katastrophal. Demokratie, die von außerhalb …«
    Farrari stöhnte.
    »Etwas Ähnliches könnte auch über die Technik gesagt werden, die einem Planeten von außerhalb aufgebürdet wird«, fuhr Graan fort. »Das Problem ist, daß man die Bevölkerung zu einer Verbesserung der Dinge führen muß, ohne zu offensichtlich Einfluß zu nehmen. Das bedeutet, daß unser Büro mit der lokalen Bevölkerung arbeiten muß, ohne daß diese etwas von unserer Existenz ahnt. Wenn die Bevölkerung etwas zu argwöhnen beginnt, muß sich das Büro für Jahrhunderte zurückziehen und dann wieder von vorn anfangen. Und unser Problem wiederholt sich in seiner Art nie, weil jede intelligente Rasse sich von den anderen unterscheidet. Deshalb ist das Handbuch so dick, deshalb werden so viele Beispiele angeführt. Was auf einer Welt funktioniert, versagt auf einer anderen.«
    Farrari kehrte mit dem Handbuch in sein Quartier zurück und legte sich auf sein Bett, um zu lesen. Der kleine Druck verursachte ihm bald Kopfschmerzen, und er begann zu blättern und nur mehr die Notizen in großen schwarzen Lettern zu lesen.
    Das Büro läßt keine Revolution entstehen. Es läßt die Notwendigkeit einer Revolution entstehen. Wenn diese Notwendigkeit besteht, ist die einheimische Bevölkerung imstande, selbst die Revolution in die Wege zu leiten.
    Das Fundament jeder Demokratie ist das Recht eines jeden Mitglieds der Bevölkerung, sich zu irren. Keine Demokratie hat jemals die Abschaffung dieses Prinzips überlebt.
    Demokratie wurde fälschlich als System betrachtet, in dem jeder König sein kann. Ein solches System ist keine Demokratie, sondern Anarchie. In einer Demokratie kann niemand König sein.
    … alles für das Volk, alles mit dem Volk, alles durch das Volk.
    Farrari legte das Buch beiseite.
    Das Volk … Dieser Begriff beinhaltete alle intelligenten Wesen, die geboren wurden, heranreiften, liebten, sich vermehrten. Freude und Leid kannten, Gesundheit und Krankheit, die starben, ihren Fortschritt zu einem Punkt vorantrieben, an dem der technische Standard den politischen überflügelte. Oder die manchmal in einer Fehlentwicklung die falsche Richtung einschlugen.
    Das Volk.
    In der Akademie des Kulturellen Beobachtungsdienstes hatte Farrari gelernt, jeden Kunstgegenstand, den man vor ihn hinstellte, zu analysieren, zu bewerten, zu klassifizieren. Er hatte Tausende Seiten von Prosa und Dichtung gelesen, stundenlang Musik gehört, zahllose Gemälde und architektonische oder bildhauerische Werke betrachtet, ohne mehr als flüchtige Gedanken an Maler, Bildhauer, Dichter und Komponisten zu verschwenden.
    Ebensowenig hatte er an die Leute gedacht, für die diese Kunstwerke geschaffen wurden. Jetzt wurde ihm zum erstenmal bewußt, daß Kunstwerke nicht nur entstanden, damit der Kulturelle Beobachtungsdienst etwas zu tun hatte. Die Sehnsüchte, die Wünsche, die Begierden der Menschen standen hinter jedem Wort, jedem Ton, jedem Pinselstrich, jedem Meißelschlag.
    Farrari hatte auf Branoff IV seit seiner Ankunft nur eine Klasse von Bewohnern
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