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Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
Autoren: John Doyle
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gewinnt immer die Bandscheibe.
    Denn die ist die Welt.

Am Anfang war … das Leiden

Bandscheibe – Musik von Band?
    Als ich das erste Mal mit dem Begriff »Bandscheibe« konfrontiert wurde, dachte ich das, was Amerikaner in solchen Situationen immer zuerst denken: What the fuck is a ›Bandscheibe‹? Ich weiß, was eine »Band« (Lautschrift: BÄND ) ist, und ich kenne »Scheiben«. Aber was ist eine »Bändscheibe«?
    Anfangs dachte ich, das hätte was mit Musik zu tun. Band gleich Musikgruppe, Scheibe gleich Platte oder CD . Und offensichtlich hatten die Deutschen eine Kombination aus beidem erfunden. Die ›Bändscheibe‹ – ein spezieller Tonträger nur für Musikgruppen.
    Aber nein, Bandscheibe ist etwas im Körper, auch in meinem amerikanischen Body.

    Die Deutschen kennen sich natürlich mit so etwas aus, so wie meine Comedy-Kollegen etwa: »Weißt du, was eine Bandscheibe ist?«, frage ich, und alle antworten: »Ja klar, wer nicht?«
    Dann traue ich mich nicht weiterzufragen. Wenn ich mich mit Taxifahrern unterhalte, wissen auch sie Bescheid. Oder ich frage einen dreijährigen Jungen auf dem Spielplatz:
    »Na, Kleiner, magst du Schokolade?«
    Nein, das frage ich natürlich nicht, vielmehr frage ich: »Na, junger Mann, weißt du denn schon, was eine Bandscheibe ist?«, und er antwortet wie aus der ›Bushmaster‹ geschossen: »Ja, klar, du nicht, Onkel?«
    Und dann erklärt mir der Zwerg, dass der Mensch 23 Bandscheiben hat, als Scharnier für die 24 Wirbel …
    Es würde mich nicht überraschen, wenn das Wort »Bandscheibe« das erste Wort wäre, das deutsche Kleinkinder vor sich hinplappern. Nicht »Mama«, nicht »Papa« oder »Klimakatastrophe«, sondern »Bandscheibe«.
    »Hör mal, Schatz! Ich glaube, unser kleiner Hendrik-Markus hat gerade etwas gesagt. Wahnsinn! Sein erstes Wort. Aber ich habe es nicht genau verstanden. Verstehst du, was er da sagt?«
    »Ich glaube, er hat ›Bandscheibe‹ gesagt.«
    »
Bandscheibe?
Wie toll!«
    Dicke Ami-Kids sagen so etwas nicht. Ihr erstes Wort ist nicht Bandscheibe, sie sagen ganz normale Sachen. So etwas wie »Mom«, »Dad«, »Wii« oder »X-Box«.

    Es gibt mindestens zwei Gründe, warum viele Deutsche so ein riesiges Allgemeinwissen haben, warum sie immer auf dem neuesten Wissensstand sind:
    Sie schauen »Die Sendung mit der Maus«.
Menschen wie Dr. med. Eckart von Hirschhausen, die die Nagetiersendungen ins Abendprogramm transferieren.
    So etwas gibt es in Amerika nicht. Da gibt es »SpongeBob« und die »Oprah Winfrey Show«. Ami-Kids und das, was aus ihnen später mal wird, kennen sich mit der Unterwasserwelt minderbemittelter Schwämme aus und wissen – Oprah sei Dank –, wer in Amerika arm ist, wer unschuldig angeschossen wurde und deshalb bald ein neues Haus bekommen wird. Während das durchschnittliche amerikanische Kind bei »SpongeBob« sieht, wie ein Schwamm und eine Garnele Fastfood fressen, erklärt »Die Sendung mit der Maus« dem deutschen Kind, wie ein Kühlschrank mittels FCKW gesundes Essen frisch hält. Oder eben auch, wie eine Bandscheibe funktioniert. Sollte das deutsche Kind es über die Jahre vergessen haben, dann kommt eben 30 Jahre später Dr. Eckart und erklärt es noch einmal. Und alle freuen sich, dass sie ihr Wissen über die Funktion der Bandscheibe wieder auffrischen können.
    Jedes Mal, wenn ich die »Sendung mit der Maus« sehe – und das tue ich zur Förderung meiner Integration ständig –, denke ich: ›Mensch, John, wie hilfreich wäre es gewesen, wenn du das gewusst hättest, als die Schmerzen anfingen.‹
    Die Sendung mit der Maus hätte mir alles genau erklärt:
    »Das ist der John. Der John hat Bandscheiben. Dazu hat er auch noch Wirbel. Lenden-, Brust- und Halswirbel. Die Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbeln, damit die nicht aneinanderreiben und dann dem John schrecklich weh tun. Aber Johns Bandscheiben sind nicht in Ordnung. Sie drücken gegen die Nerven, die auch im Rücken sind, und deshalb hat John Rückenschmerzen, und dann macht er ein dummes Gesicht. Der John ist nicht glücklich.«
    Tatsächlich habe ich sogar einmal von der »Sendung mit der Maus« geträumt und dass meine Rückenprobleme in der Sendung besprochen wurden. Ein Albtraum mit Maus und Elefant: Im Traum sitze ich vor dem Fernseher mit einer kleinen Tüte Chips »Mexican Style«. Zuerst kommt ein Cartoon. In dem liegt der Elefant auf dem Rücken und kann nicht mehr aufstehen. Die Maus holt einen Luftballon, legt ihn unter den Elefanten
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