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Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs
Autoren: Kurt Mahr
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denjenigen sein, die über euer Schicksal zu entscheiden haben.“
    Tembraker lächelte freundlich.
    „Ich hoffe, du wirst uns nichts Böses zufügen wollen!“
    „Das ist es ja eben“, seufzte Arnos in einer Art, die ebenso erheiternd wirkte, wie wenn ein kleines Kind sich bemühte, seine Eltern zu trösten. „Wir haben nichts gegen euch; aber in unserer Situation können wir niemanden brauchen, der hier unten herumspioniert.“
    „In eurer Situation?“ fragte Tembraker. „Wie sieht sie aus. Können wir euch nicht helfen?“
    Arnos schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube nicht. Du siehst, über welche Möglichkeiten unsere Technik verfügt; aber trotzdem können wir uns selbst nicht einmal helfen!“
    Tembraker zwang sich, bei der Sache zu bleiben. Er hätte viel lieber technische Fragen gestellt, aber zuerst ging es hier um das Wohl seiner Leute – und auch um sein eigenes.
    „Manchmal braucht man nur neue Ideen, um sich aus einer Zwangslage zu befreien. Und Ideen haben wir genug!“
    Arnos seufzte ein zweites Mal.
    „Ich glaube es. Aber zunächst müssen wir abwarten, wie der Rat beschließt!“
     
    *                     *
    *
     
    Man brachte sie in einer geräumigen Halle unter. In Windeseile zimmerten die Zwerge ein paar behelfsmäßige Liegen und Stühle zusammen, die den Körpermaßen der Gefangenen entsprachen.
    Man überließ sie sich selbst. Kaum, daß einmal einer von den Zwergen – meist entweder Japhtael oder Arnos – für kurze Zeit zu ihnen kam und sich nach ihrem Befinden erkundigte.
    Regelmäßig wurden ihnen Nahrung gereicht. Es waren seltsame Dinge, die man ihnen vorsetzte, und sie waren in der Art zubereitet, an die sich der Gaumen der Zwerge gewöhnt hatte.
    Arnos wich aus, wenn man ihn danach fragte, wann der Rat seine Entscheidung treffen werde. Wiederholt versuchte Tembraker außerdem, Ausführliches über die unterirdische Siedlung und die Technik der Zwerge zu erfahren. Aber Arnos besaß eine unnachahmliche Art, auf jede Frage nichtssagend zu antworten.
    Verblüffend war die raffinierte Nachahmung der Tageslichtfolge, die die Zwerge in den Gängen und Hallen ihres unterirdischen Reiches geschaffen hatten. Im gleichen Rhythmus wie über den Planeten leuchteten die Decken auf und verstrahlten imitiertes Sonnenlicht. Tembraker stellte an der Reaktion seiner Haut fest, daß es einen hohen Anteil an UV-Strahlung haben müsse.
    „Das ist wahrscheinlich einer der Gründe“, versuchte er Brewster zu erklären, „warum diese Menschen so klein sind. Ultraviolette Strahlung wirkt wachstumshemmend, und wenn sie seit Tausenden von Jahren hier unten unter den gleichen Bedingungen leben, dann mag es sein, daß das verkümmerte Wachstum mittlerweile in die Erbmerkmale eingegangen ist!“
    Auf diese Weise verbrachten Tembraker und seine Leute zwei Tage, ohne zu wissen, was man mit ihnen vorhabe. Von Zeit zu Zeit äußerte Franchis den Vorschlag, man solle einen Ausbruchsversuch unternehmen; aber Tembraker lehnte ab.
    Erstens bewertete er die Chancen eines solchen Versuchs minimal. Von Arnos wußte er, daß sämtliche Gänge und Säle dieser unterirdischen Anlage durch Fernsehgeräte überwacht wurden und daß diese Geräte während der Periode der Dunkelheit mit UR-Suchern gekoppelt waren. Und zweitens fühlte Tembraker sich hier seinem Ziel wesentlich näher, als wenn er vor den Zwergen davongelaufen wäre.
    Gegen Ende des zweiten Tages – die Deckenstrahlung begann langsam zu verblassen – besuchte sie Arnos. Sein Gesicht war kummervoll und resigniert die Bewegung, mit der er sich auf eines der Sitzpolster fallen ließ. Die Männer unterbrachen ihre Beschäftigung und setzten sich im Kreis um ihn herum.
    Arnos starrte düster vor sich hin. Erst als Tembraker schon langsam ungeduldig zu werden begann, fing er an zu sprechen.
    „Der Rat ist sich nicht schlüssig geworden“, sagte er traurig.
    „Warum?“ fragte Tembraker.
    „Ach“, murrte Arnos, „unsere Lage ist derart verfahren, daß ihr hier hereingekommen seid wie die einundzwanzigste Unbekannte in ein Gleichungssystem, mit dem man nur zwanzig lösen kann.“
    Tembraker nickte.
    „Wäre es nicht an der Zeit, uns über verschiedene Dinge aufzuklären? Über eure Schwierigkeiten zum Beispiel. Ich bin überzeugt, daß wir euch helfen könnten!“
    Arnos starrte eine Weile finster vor sich hin.
    „Es wird am besten sein, wenn ich von vorne anfange.
    In unserm Volk – wir sind etwa zehntausend, die unter der Erde
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