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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten
Autoren: Arnulf Krause
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sprach man im heutigen Frankreich, Lepontisch
     in Oberitalien, die keltiberischen Dialekte in Spanien und Galatisch in Kleinasien. Die keltischen Sprachen des Festlands
     existierten teilweise über ein Jahrtausend bis sie schließlich um 500 nach Chr. im Großen und Ganzen ausgestorben waren. Da
     ihre Sprecher keine umfangreichen schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen, sind sie bis auf geringe Reste verloren gegangen.
    Anders dagegen das Inselkeltische, das sich in den Randgebieten bis heute erhalten hat. Zu dessen in vielen Zügen altertümlichen
     Sprachen zählt das Irische, das seit dem frühen Mittelalter in Handschriften überliefert wurde und zur Literatursprache der
     umfangreichen Heldenerzählungen der grünen Insel wurde. Sein enger Verwandter ist das Gälische Schottlands, das in seinen
     Ursprüngen auf irische Einwanderer zurückzuführen ist, die das Nachbarland besiedelten. Von den beiden genannten unterscheidet
     sich bis zur Unverständlichkeit die kymrische Sprache der Waliser, die ebenfalls auf eine reiche mittelalterliche Schrifttradition
     zurückblicken kann. Schließlich zählt auch das Bretonische der Bretagne zu den inselkeltischen Idiomen, weil diese Sprache
     auf Kelten zurückgeführt wird, die um 500 nach Chr. England verließen und auf dem Kontinent eine neue Heimat fanden. Neben
     diesen vier überlebenden Sprachen der |21| Kelten, die seit langem und vielfach vom Englischen respektive Französischen bedrängt und an den Rand des Aussterbens gebracht
     wurden, zählt man das Manx der Insel Man und das Kornische Cornwalls zum Inselkeltischen. Doch diese Sprachen sind ausgestorben
     oder werden kaum noch gesprochen.
    Eine Kultur auf dem Weg
    Wie man die keltische Kultur in den letzten 2500 Jahren einschätzte und beurteilte, ist sehr zwiespältig und gleicht der Doppelgesichtigkeit
     mancher ihrer Götterbilder. Denn die Römer und Griechen sahen nach der obigen Darstellung in den Stämmen des Nordens nicht
     mehr als bloße Barbaren – gleichsam kulturlose Wilde, die in großer Primitivität in der Kälte vor sich hin vegetierten. Heutzutage
     überschlagen sich hingegen aufgrund immer neuer und sensationeller Funde die Kommentare über die Stämme nördlich der Alpen
     und sie erhalten manchmal sogar das Attribut einer Hochkultur.
    Der historischen Wahrheit kommt am nächsten, dass die Kelten zwischen 600 vor Chr. und der Zeitenwende sowohl Barbaren waren
     als auch Eigenschaften einer Hochkultur entwickelten. Beides basiert nicht auf eigener Einschätzung, sondern jeweils auf der
     Sicht anderer – nämlich der antiken Nachbarn des Südens und der modernen Europäer. Dabei galt den Griechen als den Schöpfern
     dieses Begriffs ursprünglich jeder als Barbar, der nicht ihrer Sprache mächtig war. Sie verknüpften damit das Rohe und Unzivilisierte,
     das fern der hellenischen Kultur stand und schlimmstenfalls diese sogar bedrohte. Dafür boten die keltischen Stämme mit ihren
     wilden Kriegern bekanntlich das Paradebeispiel.
    Doch eigentlich geschah ihnen damit Unrecht; denn die Kelten zeigten ein ungemein großes Interesse an den mediterranen Kulturen
     – seien es die der Griechen, Etrusker oder Römer. Deren Vorbild wirkte so anziehend, dass ohne es die keltische Kultur nicht
     zu dem geworden wäre, was sie heute berühmt macht. Um einige Beispiele zu nennen: Die faszinierende Statue vom Glauberg beruhte
     wahrscheinlich wie die anderen steinernen Großplastiken der Kelten auf dem Vorbild der griechischen Bildhauerei – für Mitteleuropa
     stellten sie etwas ganz Neues dar. Ebenso übernahmen barbarische Künstler viele Motive der südlichen Kunst und gaben ihnen
     ein eigenes Gepräge. Sogar der Lebensstil reicher und mächtiger Fürsten nördlich der Alpen orientierte sich an der Mittelmeerwelt,
     deren Wein man trank und deren Tischgefäße man benutzte. Aber der Süden lieferte nicht nur eine Fülle an prestigeträchtigen
     Luxuswaren, sondern auch die |22| griechische und andere Schriften, deren Buchstaben die Kelten übernahmen. Die zunehmende Nähe griechischer und römischer Stützpunkte
     führte jedoch noch weiter: Dort lernten die Kelten das Geldwesen kennen, woraufhin sie eigene Münzen prägten. Und mit der
     Zeit entstanden im Umfeld ihrer traditionell bäuerlich und dörflich geprägten Kultur große Siedlungen, in denen mehrere tausend
     Menschen wohnten.
    Trotzdem verfügten die Kelten über keine Hochkultur im eigentlichen Sinn dieses Begriffs, wie sie
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