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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten
Autoren: Arnulf Krause
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erwiesen. Hallstatt, was
     »Salzstadt« bedeutet, entwickelte sich für Jahrhunderte zu einem Zentrum des europäischen Salzbergbaus. Seine Beziehungen
     reichten bis zu den reichen Kulturen des Mittelmeergebiets. Deren Händler hatten großes Interesse an der Ware aus Österreich
     und waren bereit, gut dafür zu zahlen. Über sie partizipierten die Herren des Salzes am südlichen Reichtum.
    Ihr Wohlstand mehrte sich noch durch eine umwälzende Neuerung, deren Kenntnis sich langsam ausbreitete – die Herstellung des
     Eisenmetalls und seine Verarbeitung zu Schwertern und anderen Waffen von bis dahin unbekannter Härte. Das Wissen um das neue
     Metall und um die |26| Kunst, es zu gewinnen und zu bearbeiten, stammte aus Anatolien. Seine Schmiede genossen hohes Ansehen und standen im Ruf des
     Geheimnisvollen und der Magie.
    In Hallstatt führten Salz und Eisen zu einem bemerkenswerten Reichtum der einheimischen Häuptlingsschicht. Tausende von Gräbern
     zeugen von den Menschen dieses Alpenzentrums. Viele von ihnen bargen einst wohlhabende Tote, deren Grabbeigaben Jahrtausende
     später von ihrem Wohlstand künden.
    Zwei Jahrhunderte später übertraf ein anderer Bergbauplatz Hallstatt an Bedeutung. Auf dem Dürrnberg bei Hallein in der Nähe
     Salzburgs entwickelte sich ein neuer Umschlagplatz für den Handel mit Salz. In der Höhe legten die Bewohner eine Siedlung
     an, die zum Schutz befestigt wurde. Die Handwerker lebten und arbeiteten unten im Tal. Die Verhältnisse waren denen in Hallstatt
     vergleichbar: Wie dort lebte der größte Teil der Bevölkerung unter bescheidenen Verhältnissen vom Salzabbau, als Bauern und
     Handwerker. Eine Führungsschicht beherrschte mit ihren Kriegern die Wege durchs Tal und den Handel mit der näheren und ferneren
     Welt.
    Die Zahl der Handelspartner hatte inzwischen zugenommen, die Kontakte erstreckten sich zu den Etruskern und Venetern nach
     Oberitalien und bis nach Massalia, dem heutigen Marseille. Reichen Fürsten sollte nördlich der Alpen die Zukunft gehören.
     Sie tauschten sich mit der Mittelmeerwelt aus und zeigten ein großes Interesse an Luxusdingen aus dem Süden. Diese intensiven
     Beziehungen und die Verfügung über Handelsgüter gaben der Zeit seit dem 8. Jahrhundert ein neuartiges Gepräge. Die Funde von
     Hallstatt repräsentieren diese Epoche so sehr, dass man sie und ihre Kultur nach dem Ort im Salzkammergut benannte. Ob man
     ihre ersten Träger schon als Kelten bezeichnen kann, ist ungewiss. Jedenfalls legten sie die Grundlagen für die erste Blütezeit
     der keltischen Kultur.
    Der Fürst von Hochdorf
    An einem Spätsommertag um das Jahr 550 vor Chr. bewegte sich in der Gegend nördlich von Stuttgart ein feierlicher Zug auf
     einen großen künstlichen Erdhügel zu. Steinbrocken und Holzpfosten umkränzten ihn bis auf eine Stelle, die nach Norden wies.
     Dort hatte man eine steinerne Rampe angelegt, die in die Tiefe des Hügels führte. Die Menschen trugen in ihrer Mitte eine
     lange Bronzeliege, auf der ein prachtvoll geschmückter Toter ruhte. Voll Respekt und vielleicht auch mit Schaudern vor seiner
     neuen Wohnstätte brachten sie ihn in eine aus Eichenstämmen gezimmerte |27| Grabkammer. Sie war nicht leer und schmucklos, sondern gefüllt mit einer Vielzahl von Beigaben, die allerdings mit Tüchern
     verhängt waren. Alles hatte man mit Blumen und Zweigen verziert, auch auf dem Boden lagen sie ausgestreut. Thymian und andere
     Pflanzen brachten den Duft des nahenden Herbstes in die Dunkelheit des Grabes.
    Die Träger setzten das bronzene Sofa mit dem Toten ab. Um eine komfortable Ruhestätte für ihn zu schaffen, war es mit Kissen
     aus Grashalmen, mit Fellen von Dachs, Marder und Iltis sowie mit Stoffen belegt worden. Die Menschen im Grab nahmen Abschied,
     vermutlich haben Priester Gebete gesprochen und rituelle Handlungen vollzogen. Danach ließ man den Toten zurück und verschloss
     die Grabkammer. Eine sie umgebende äußere Kammer wurde endgültig mit Steinbrocken gefüllt, die Grabräubern den Weg zu den
     Reichtümern versperren sollten. Schließlich schüttete man den Hügel vollständig auf und komplettierte den Steinkranz. Den |28| Betrachtern bot sich nun das Bild eines Grabhügels, dessen Durchmesser 60 Meter betrug und der auf 6 Meter Höhe aufgeschüttet
     worden war. Eine Steinstele bekrönte die Erhebung.
    Das mit sämtlichen Beigaben erhaltene Grab stellt nach zweieinhalbtausend Jahren ein Zeitfenster dar, durch das die
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