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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten
Autoren: Arnulf Krause
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Lippe und Ruhr. In
     Frankreich zählen dazu Marne, Seine und Somme.
     
    Siedlungsnamen
    Während den Ortsnamen gewöhnlich eine vorgeschichtliche Herkunft bescheinigt wird, sind Städtenamen zumeist erst mit der Römerzeit
     greifbar. Ob sie auf Kelten zurückgehen oder ob lediglich keltische Bezeichnungen verwendet wurden, bleibt bei ihnen oft ungeklärt.
     Trotzdem offenbaren die Siedlungsnamen ein Netz der |15| alten Kultur, das sich im Großen und Ganzen mit deren überlieferter Ausdehnung deckt. Dementsprechend finden sich in Deutschland
     Bezeichnungen keltischer Herkunft im Süden und Westen bis zum Niederrhein und in Italien vor allem im Norden, wohin keltische
     Stämme eingewandert waren. Überall gab man den Siedlungen bevorzugt Namen mit Bestandteilen wie
Dunum
(Festung, Oppidum),
Bona
(Burg),
Briga
(Berg) oder
Magus
(Ebene).
    Eine Vielzahl europäischer Städte birgt in ihren Namen derartige Hinweise auf die Kelten.Zu ihnen gehören unter anderem in
     Deutschland: Andernach am Rhein, Bad Cannstatt bei Stuttgart, Bonn, Boppard am Mittelrhein, Cochem an der Mosel, Daun in der
     Eifel, Dormagen bei Köln, Düren, Jülich, Kempten im Allgäu, Mainz, Regensburg, Remagen bei Bonn, Worms undTrier, das als römische
     Gründung nach dem Stamm der Treverer benannt wurde (französisch
Tréves
). In der Schweiz und Österreich zählt man dazu Bern, Bregenz am Bodensee, Genf, Lausanne, Wien und Zürich; in Italien Bologna,
     Brescia, Mailand, Modena, Parma und Verona. Ebenso haben die niederländischen Städtenamen Heerlen, Leiden und Nijmegen keltische
     Wurzeln, denen sich aus England Dover, Lincoln, London undYork zur Seite stellen.
    Diese Namen müsste man um die überlieferten und üblichen Bezeichnungen Frankreichs und der Inselkelten ergänzen, um das weite
     europäische Gebiet zu erkennen, in dem die Kelten und ihre Sprache zwar verborgene, aber doch erkennbare Spuren hinterlassen
     haben.
    |18| Die Kelten – Kein Volk, aber eine Kultur- und Sprachgemeinschaft
    Die Kelten prägten mit ihrer Kultur die meisten Gebiete nördlich der Alpen, während sie als Krieger und auf der Wanderschaft
     im 4. und 3. Jahrhundert vor Chr. die antiken Staaten bedrohten: 387 vor Chr. verwüsteten sie Rom und ein Jahrhundert später
     (279 vor Chr.) standen sie vor dem zentralen griechischen Heiligtum von Delphi. In jener Zeit erlebten sie den Höhepunkt ihrer
     Macht und ihre weiteste territoriale Ausdehnung: von Spanien bis Anatolien und von Italien bis Irland. Danach wurden die keltischen
     Krieger von den griechischen und römischen Soldaten Schritt für Schritt zurückgedrängt und schließlich sogar in ihren Heimatgebieten
     unterworfen – wofür symbolhaft die gallische Niederlage von Alesia im Jahr 52 vor Chr. steht, die das Ende der unabhängigen
     Kelten des europäischen Festlandes markierte. Fortan behaupteten sie ihre Freiheit nur noch auf den Britischen Inseln, bis
     sie auch dort in entlegene Randgebiete abgedrängt wurden. Selten erstritt sich ein Volk so viel Ruhm und erlitt so viele Niederlagen
     wie die Kelten!
    Dabei ist es eine große Vereinfachung, sie überhaupt als Volk zu bezeichnen. Denn niemals existierte so etwas wie eine nationale
     oder ethnische Identität aller Kelten, die zudem zu keinem Zeitpunkt ein gemeinsames Reich gründeten. Ihre politische und
     gesellschaftliche Grundgröße blieb stets der Stamm – und davon gab es Aberhunderte; selbst das verhältnismäßig kleine Irland
     akzeptierte nur mit Mühe und formell einen Oberkönig für die ganze Insel. Obwohl es im Lauf ihrer Geschichte immer wieder
     zu Stammesbündnissen kam, bekriegte man sich doch ebenso oft untereinander. Diese angebliche Eigenart der keltischen Mentalität
     trug entscheidend zu ihrem Untergang bei. Denn anders als Jahrhunderte später die ebenso zersplitterten Germanen gelang es
     ihnen nicht, größere Gruppierungen zu schaffen und auf diese Weise militärisch stärker zu werden. Ihr weit gehendes Beharren
     im Stammesdenken stellte einen jener rätselhaften Züge dar, die für die Kelten typisch waren: Einerseits blieben sie konservativ
     den Traditionen treu, andererseits waren sie derart innovativ und Neuheiten gegenüber offen, dass sogar der moderne Mensch
     darüber staunt.
    Wenn die so genannten Barbaren des Nordens auch niemals ein Volk waren oder ein Reich bildeten, so schufen sie sich doch eine
     kulturelle Gemeinschaft. Sie wies unter den unzähligen Stämmen eine beachtliche Einheitlichkeit auf
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