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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten
Autoren: Arnulf Krause
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     beschriebenen Eigenschaften charakterisierten. Heute verwendet man die Namen in folgender Bedeutung: Den der Kelten sieht
     man als allgemeinen Oberbegriff an, während als Gallier die keltischen Bewohner des heutigen Frankreichs benannt werden und
     die Galater für jene Stämme stehen, die nach einer langen Wanderung in Anatolien eine neue Heimat fanden.
    Aber die Kelten blieben noch in einem anderen Namen verewigt. Ihre germanischen Nachbarn nannten sie nach dem Stamm der gallischen
     Volker, woraus sich schließlich das Wort der »Welschen« entwickelte. Später wandte man die Bezeichnung auf die romanisierten
     Gallier an, dann auf |14| die französischsprachigen Romanen, was sich noch im Namen des Schweizer Kantons Wallis, bei den belgischen Wallonen und im
     Wort Walnuss findet. In Großbritannien bezeichnet man mit Wales und Cornwall bis heute die alten keltischen Gebiete.
    Ein rätselhaftes Volk aus dem Dunkel?
    Neben dem Namen weckt seit alters her die Frage nach dem Ursprung der Kelten die Neugier und das Interesse. Viele historische
     Stämme und Völkerschaften gaben sich selbst eine Erklärung über ihre Herkunft in einem so genannten Abstammungsmythos – man
     denke an die Rückführung Roms auf Romulus und Remus. Höchstwahrscheinlich kannten auch die Kelten respektive ihre einzelnen
     Stämme derartige Ursprungsgeschichten. Da sie diese jedoch nicht niederschrieben, ging das Wissen darüber verloren. Deshalb
     muss man sich wiederum mit den Angaben der antiken Autoren begnügen.
    Unter ihnen betonte Caesar – der Eroberer Galliens und damit ein Augenzeuge – den gallischen Stolz darauf, dass man von Dis
     Pater abstamme, |15| dem Gott der Unterwelt. Jahrhunderte später gab der römische Historiker Ammianus Marcellinus eine weiter gehende Auskunft:
     »Die Ureinwohner, die in diesen Gegenden, wie manche behaupten, erschienen, hießen Kelten nach dem Namen eines beliebten Königs
     und nach dem seiner Mutter Galater – so heißen die Gallier in griechischer Sprache. Nach der Meinung anderer sollen sie einem
     älteren Herkules als dem dorischen gefolgt sein und die Gebiete am Ozean besiedelt haben. Wie die Druiden behaupten, ist tatsächlich
     ein Teil des Volkes von Urbeginn an hier ansässig, aber andere sind auch von entfernten Inseln zusammengeströmt und aus den
     Gebieten jenseits des Rheins, wenn sie durch häufige Kriege oder Überschwemmungen bei Sturmfluten aus ihrer Heimat vertrieben
     wurden. Manche behaupten sogar, nach der Zerstörung Trojas hätten einige wenige auf der Flucht vor den Griechen sich überall
     verstreut und diese damals unbewohnten Gebiete in Besitz genommen.«
    Der spätantike Geschichtsschreiber griff unter anderem auf weit bekannten Sagenstoff zurück, um den Kelten einen Ursprungsmythos
     angedeihen zu lassen. Dazu gehörte nach dem Vorbild Roms die Rückführung der Volksnamen auf Herrschernamen, die Einwanderung
     unter der Führung des griechischen Helden Herkules und die Herkunft von den vertriebenen Trojanern – kaum ein Volk Europas
     sollte nicht von ihnen abstammen. |16| Darüber hinaus sollte ein Teil des Volkes seit jeher in seiner Heimat gesiedelt haben, während andere aus Germanien einwanderten
     und anscheinend zu Kelten wurden.
    Gegenüber neuzeitlichen Theorien über die keltische Herkunftsfrage wirkt die Sage des Ammianus Marcellinus geradezu unspektakulär.
     Denn jenen zufolge glaubte man lange Zeit, die Kelten stammten aus den Tiefen Eurasiens und hätten sich auf eine lange Wanderung
     gemacht, um schließlich weite Teile Europas zu besiedeln. Mancher sah mit blühender Fantasie das Volk der Steppenreiter vor
     den dunklen Wäldern des Abendlandes zurückschrecken, während die Druiden-Schamanen in deren Dunkelheit verschwanden und den
     Weg ebneten. Obwohl dies zu den kräftigsten Fabeleien gehört, glaubte man, mit einer Einwanderung aus dem Osten manchen exotischen
     Zug der Kelten besser erklären zu können.
    Die Vielzahl archäologischer Funde und moderne DNA-Analysen an vorgeschichtlichen menschlichen Überresten stützen die eher
     gewöhnliche Erklärung des römischen Historikers. Nach ihrem Befund hatten die Kelten und deren Vorfahren seit langem in Europa
     gesiedelt, und es kam in ihrer Zeit zu keinen massenhaften Einwanderungen. Das viel berufene Dunkel um den keltischen Ursprung
     scheint sich demnach zu lichten, ohne dass sich jedoch völlige Klarheit ergibt. Im Gegenteil: Der Rätsel und Geheimnisse um
     dieses Volk
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