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Die Welt der Drachen

Die Welt der Drachen

Titel: Die Welt der Drachen
Autoren: Anne McCaffrey
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versetzte er ihm einen wütenden Hieb zwischen die Ohren. Der Schlag war im Grunde nicht gegen die arme Kreatur, sondern gegen Ruatha gerichtet.
    »Da das Ruatha-Geschlecht ausgestorben ist, habe ich die Verwaltung der Burg übernommen. Die Bewohner sind verpflichtet, mir Abgaben zu leisten ...«
    »Und hungern dafür das ganze Jahr über«, stellte F'lar trocken fest.
    Er warf einen Blick auf das breite Tal.
    Nur wenige Felder waren gepflügt. Auf den Weiden standen kümmerliche Viehherden. Selbst die Obstbäume an den Hängen wirkten verkrüppelt. Obwohl die Sonne schon seit einiger Zeit am Himmel stand, wirkten die Gehöfte wie ausgestorben. Eine dumpfe Verzweiflung lag über Ruatha.
    »Es gibt Widerstand gegen meine Herrschaft auf Ruatha. «
    F'lar musterte Fax von der Seite.
    Die Stimme des Mannes klang drohend, als habe er die Absicht, jeden Rebellen hart zu bestrafen. Und es klang noch etwas anderes mit, ein Gefühl, das F'lar nicht so recht zu fassen vermochte. Angst konnte es nicht sein, denn Fax besaß ein ungeheures Selbstbewusstsein.
    Abscheu? Entsetzen? Unsicherheit? jedenfalls hatte Fax sich dagegen gesträubt, Ruatha zu besuchen, und man spürte nun an seiner heftigen Reaktion, dass er sich hier alles andere als wohl fühlte.
    »Wie unklug von den Leuten«, erwiderte F'lar liebenswürdig.
    Fax drehte sich ruckartig um. Seine Augen blitzten, und seine Rechte hing Millimeter über dem Schwert.
    F'lar war sprachlos. Der Mann würde es tatsächlich wagen, seine Waffe gegen einen Drachenreiter zu erheben! Fast war er enttäuscht, als der Baron nach den Zügeln griff und sein Pferd mit einem Tritt in die Flanken vorantrieb.
    »Eines Tages töte ich ihn noch«, sagte F'lar leise, und Mnementh raschelte zustimmend mit den Flügeln.
    F'nor landete neben dem Bronzereiter.
    »Habe ich recht gesehen? Er wollte sein Schwert ziehen?«
    F'nors Blick war hart und forschend.
    »Offensichtlich fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass ich auf einem Drachen sitze.«
    »Sei vorsichtig, Bronzereiter! Er will dich umbringen!«
    »Versuchen kann er es.«
    »Er soll ein heimtückischer Kämpfer sein.«
    F'nor war sehr ernst geworden.
    Mnementh schlug wieder mit den Flügeln, und F'lar strich ihm geistesabwesend über die weiche Nackenhaut.
    »Hältst du ihn für stärker als mich?« fragte F'lar ein wenig gekränkt.
    »Nein, das nicht«, versicherte F'nor rasch.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn beim Kampf zu beobachten, aber man hört so allerlei. Er tötet oft, auch wenn gar kein Grund dazu besteht.«
    »Sind wir Schwächlinge, weil wir den Kampf meiden?«
    fragte F'lar aufgebracht.
    »Du schämst dich wohl für unsere Erziehung?«
    »Nein. Das trifft weder für mich noch für die anderen des Geschwaders zu.
    Aber die Herausforderung, mit der uns Fax und seine Leute täglich begegnen, ist schwer zu ertragen. Manchmal bedauern wir es fast, dass sie uns keinen Grund zum Kämpfen geben.«
    »Vielleicht ändert sich das noch. Irgend etwas auf Ruatha macht unseren stolzen Baron nervös.«
    Mnementh und dann auch Canth schlugen erregt mit den Flügeln. Der Bronzedrache drehte den Kopf nach hinten, und F'lar las in seinen opalblau schimmernden Augen eine deutliche Botschaft.
    »Hier im Tal befindet sich eine verborgene Kraft«, murmelte F'lar.
    F'nor nickte. »Ja. Selbst mein Brauner spürt sie.«
    »Nun dürfen wir nichts falsch machen, F'nor«, warnte F'lar.
    »Lass das gesamte Geschwader aufsteigen! Durchsucht das Tal! Ich hätte es wissen oder zumindest ahnen müssen. Die Anzeigen waren so deutlich. Was ist nur aus uns Drachenreitern geworden?«

    Die Burg ist verriegelt, Der Saal ist leer, Die Menschheit vergeht.
    Das Land ist verrottet, Der Felsen ist kahl, Die Hoffnung verweht.

    Lessa holte die Asche aus dem Herd, als der aufgeregte Bote in den Großen Saal stolperte. Sie hatte sich so still wie möglich verhalten, damit der Verwalter sie nicht hinausschickte.
    »Fax kommt! Mit Drachenreitern!« stieß der Mann hervor, als er in den düsteren Saal stolperte.
    Der Verwalter, der eben im Begriff gewesen war, den obersten Tuchweber wegen der schlechten Qualität seiner Ware auszupeitschen, wandte sich verständnislos von seinem Opfer ab. Der Kurier, ein Bauer aus dem Grenzbezirk von Ruatha, war so erregt, dass er den Verwalter am Arm packte.
    »Wie kannst du es wagen, dein Gehöft zu verlassen?«
    Der Verwalter schlug mit der Peitsche nach ihm. Die Wucht des Hiebes warf den Mann zu Boden. Wimmernd rollte er sich zur
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