Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
frei.
    Wattige Dunkelheit umgab ihn von allen Seiten.
    Schmatzende Schritte zu seiner Rechten.
    Bevor er aufspringen konnte, packten Klauen seine Zöpfe und zogen seinen Hinterkopf zurück in den Schlamm. Aber noch immer tötete der Klabauter Griffin nicht. Mit einem Griff entriss er seinem Opfer den Säbel.
    Ehe Griffin sich versah, war er entwaffnet. Stahl klirrte in der Ferne. Der Klabauter hatte die Klinge fortgeworfen.
    Dumm, dachte Griffin. Klabauter sind wirklich gotterbärmlich dumm!
    Nicht, dass ihm diese Einsicht weiterhalf.
    Er spannte die Halsmuskeln an, stützte seine Arme auf und ließ sich hochschnellen. Es gab einen fürchterlichen Ruck, und mit einem Aufschrei wurde ihm klar, dass er Fetzen seiner Kopfhaut und mindestens ein, zwei Zöpfe eingebüßt hatte - sie blieben in den Krallen seines Gegners zurück. Doch er war frei.
    Irgendwie kam er auf die Beine, während hinter ihm muskulöse Klabauterarme wie eine Schere ins Leere schnappten.
    Diesmal stellte Griffin sich nicht zum Kampf, er hatte seine Lektion gelernt. Er rannte los, nahezu blind in der Dunkelheit. Plötzlich sah er in der Schwärze einen schmalen Lichtstreif schweben, hinter Wrackteilen, die gewaltigen Gerippen glichen: Ebenezer hatte die magische Tür geöffnet, ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, an dem Griffin sich orientieren konnte. Der Mönch musste bemerkt haben, dass die Lampe erloschen war. Er wusste, dass Griffin ein Signal brauchte, das ihm die Richtung wies.
    »Einer lebt noch!«, rief Griffin keuchend zur Tür hinüber. »Mindestens.«
    Falls er eine Antwort bekam, ging sie im Schmatzen und Platschen seiner Schritte unter. Der Klabauter stürmte hinter ihm her, doch auch er verhedderte sich jetzt in Trümmerteilen und Algenschlingen. Ein schrilles Gackern ertönte in Griffins Rücken. Lachte der Klabauter? Oder rief er andere Überlebende seiner Brut herbei?
    Griffin rannte. Stolperte. Fiel hin. Sprang wieder auf und stürmte weiter.
    Er erreichte den Fuß des Hügels. Die Tür auf dem Gipfel stand weit offen. Flackerndes Licht ergoss sich über den Abhang und die notdürftigen Bretterstufen. Die Tür stand einsam auf dem höchsten Punkt der Erhebung, nur ein Rahmen mit einem Eichenflügel, und bis auf die Helligkeit verriet nichts, dass sich dahinter etwas befinden könnte. Ganz sicher keine Zimmer, denn der Hügel auf der anderen Seite war leer. Trotzdem fiel der Schein des großen Kaminfeuers durch den Rahmen.
    Wo steckte Ebenezer?
    Griffin kletterte jetzt auf allen vieren die Stufen hinauf. Seine Stiefel waren voller Schlamm, und er fürchtete, auf den Kanten abzurutschen, wenn er sich nicht zusätzlich mit den Händen stützte. Er sah über seine Schulter, entdeckte den Klabauter keine Mannslänge hinter sich -gleichfalls auf Vorder- und Hinterklauen, nur dass diese Haltung bei ihm ganz natürlich aussah. Das Licht aus der Tür tauchte ihn in schuppiges Schillern, eine irisierende Farbenpracht. Selbst beim Klettern fuchtelte er mit seinen Krallen, versuchte Griffins Beine zu packen, tastete, schnappte und fauchte.
    »Griffin!« Ebenezers Stimme. »Bleib stehen!«
    Stehen bleiben? Er dachte gar nicht daran.
    »Vorsicht!«
    Etwas Großes flog um Haaresbreite über ihn hinweg, und nur, weil ihn das doch noch verharren ließ, erwischte es ihn nicht. Stattdessen traf es den Klabauter.
    Ein hohles Klong ertönte, dann krachte die Kreatur rückwärts auf die Stufen, verlor endgültig ihren Halt und verschwand in der Tiefe. Griffin fuhr herum und sah ihn am Rand des Lichtscheins aufprallen, eingeklemmt zwischen zwei Balken und halb begraben unter einer mächtigen Kugel, fast so groß wie er selbst.
    Ebenezers Globus! Der Mönch musste ihn aus dem hinteren Zimmer herbeigerollt und beidhändig aus der Tür geschleudert haben.
    Der Klabauter streckte zitternd eine Klaue aus, dann erschlaffte die Bewegung. Seine Krallenfinger fielen auf die Kugel, suchten ein letztes Mal nach Halt und rutschten dann mit einem schrillen Quietschen abwärts. Die Tücke in seinen glühenden Augen erlosch. Eine zerbrochene Rahe hatte sich beim Aufschlag von hinten durch seinen Körper gebohrt.
    Ebenezers Hände packten Griffin und halfen ihm auf.
    »Waren das alle?«
    »Ich glaube… ja.«
    »Bist du verletzt?«
    »Ja. Nein. Nicht wirklich.« Er hatte das Gefühl, sich mit jedem Wort durch Mauern aus Kopfschmerz graben zu müssen. Schwindel drohte sein Bewusstsein zu trüben. »Nur ein paar Schrammen. Sonst nichts.«
    Ebenezer zog ihn über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher