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Die Welle

Titel: Die Welle
Autoren: Morton Rhue
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begründen kann. Wie ihr wisst, hat dieses Land ein Jahrzehnt mit ständig wachsenden Inflationsraten hinter sich, die Wirtschaft ist schwächer geworden, die Arbeitslosigkeit ist chronisch, und die Verbrechen häufen sich. Nie zuvor war es um die Moral der Vereinigten Staaten so schlecht bestellt. Wenn dieser Trend nicht aufgehalten wird, dann wird nach der Meinung einer wachsenden Zahl von Menschen, zu denen auch die Begründer der Welle gehören, unser Land zum Untergang verurteilt sein.«
    David lächelte nicht mehr. Das hatte er nicht erwartet. Mr Ross schien die Welle nicht auflösen, sondern ihre Arbeit noch verstärken zu wollen.
    »Wir müssen beweisen, dass durch Disziplin, Gemeinschaft und Handeln dieses Land verändert werden kann«, erklärte Ross der Klasse. »Bedenkt nur einmal, was wir allein in den letzten Tagen an dieser Schule vollbracht haben. Wenn wir die Dinge hier bei uns verändern können, dann können wir es auch überall.«
    Laurie warf David einen ängstlichen Blick zu. Mr Ross sprach weiter. »In Fabriken und Krankenhäusern, in Universitäten und allen Institutionen ...«
    David sprang auf, um zu protestieren. »Mister Ross, Mister Ross!«
    »Setz dich, David!«
    »Aber, Mister Ross, Sie haben doch gesagt ...«
    Ross unterbrach ihn hastig. »Ich habe gesagt, du sollst dich setzen, David. Unterbrich mich nicht!«
    David setzte sich und konnte nicht glauben, was er hörte, als der Lehrer fortfuhr: »Und jetzt hört genau zu. Während der Versammlung wird der Begründer und Führer der Welle im Kabelfernsehen erscheinen und die Gründung einer nationalen Jugendbewegung mit dem Namen ›Die Welle‹ verkünden.«
    Überall begannen Schüler zu jubeln. Das war zuviel für Laurie und David. Beide sprangen auf und wandten sich diesmal der Klasse zu.
    »Wartet! Wartet doch ab!«, bat David. »Hört nicht auf ihn! Er lügt!«
    »Merkt ihr denn gar nicht, was ihr tut?«, rief Laurie leidenschaftlich. »Könnt ihr denn gar nicht mehr selber denken?« Alle starrten sie an, und es wurde still.
    Ross wusste, dass er schnell handeln musste, ehe Laurie und David zu viel verrieten. Ihm wurde klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte Laurie und David gebeten, ihm zu vertrauen, und er hatte keinen Ungehorsam erwartet. Aber im Augenblick war er ganz sicher, dass sie reden würden. Er sagte scharf: »Robert, ich möchte, dass du die Klasse übernimmst, bis ich zurück bin. Ich werde David und Laurie zum Direktor bringen.«
    »Jawohl, Mister Ross.«
    Der Lehrer ging zur Tür und öffnete sie für Laurie und David. Draußen gingen beide vor ihm her langsam auf das Direktionsbüro zu. Hinter sich hörten sie lautes und rhythmisches Rufen: »Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!«
    »Mr Ross, Sie haben uns gestern Abend belogen«, sagte David verbittert.
    »Nein, das habe ich nicht, David. Aber ich habe gesagt, dass ihr mir vertrauen müsst.«
    »Und warum sollten wir das?«, fragte Laurie. »Sie haben doch die Welle angefangen!«
    Das war unbestreitbar. Ben wusste nicht, warum sie ihm vertrauen sollten. Er wusste nur, dass es notwendig war. Und er hoffte, dass sie ihn am Abend verstehen würden.
     

Den größten Teil des Nachmittags verbrachten sie damit, vor dem Zimmer von Direktor Owens zu warten. Sie waren niedergeschlagen und sicher, dass Mr Ross sie durch einen Trick dazu gebracht hatte,mit ihm zusammenzuarbeiten, damit sie nicht verhindern konnten, was jetzt geschehen sollte, damit sie in den letzten Stunden vor dem Übergang der Welle in eine nationale Jugendbewegung ausgeschaltet waren. Selbst Direktor Owens schien nicht bereit zu sein, sie anzuhören, als sie endlich vorgelassen wurden. Auf seinem Schreibtisch lag ein kurzer Bericht von Mr Ross, und obwohl sie nicht sehen konnten, was da geschrieben stand, war ihnen klar, dass Ross darin behauptete, David und Laurie hätten den Unterricht gestört. Beide drängten sie den Direktor, die Welle und die Versammlung um fünf Uhr zu verbieten, doch Direktor Owens antwortete darauf nur, es werde alles in Ordnung kommen.
    Endlich schickte er sie in ihre Klassen zurück. David und Laurie konnten es nicht glauben. Sie versuchten hier, das Schlimmste zu verhindern, das sich in dieser Schule jemals zugetragen hatte, und der Direktor schien einfach nicht sehen und hören zu wollen.
    In der Halle schloss David seine Bücher in den Schrank und schmetterte die Tür zu. »Vergiss es ! «, sagte er. » Ich halte mich hier heute
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