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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg
Autoren: Robert Jordan
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hängen lassen, wenn sie auch nur einen blauen Fleck aufweisen würde. Beim Licht, sie wusste nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollte.
    »Fürchtet Ihr Euch noch immer vor diesem jungen Narren Jarid?«, wollte Nasin wissen und zügelte sein Pferd, um ihr zu folgen. »Er hat kein Recht, Euch länger zu belästigen. Der bessere Mann hat gewonnen, und er sollte es akzeptieren. Ich werde ihn herausfordern!« Mit einer Hand, die unter dem eng anliegenden roten Handschuh wohl ebenfalls knochig war, fummelte er an einem Schwert herum, das er vermutlich seit zwanzig Jahren nicht mehr gezogen hatte. »Ich werde ihn wie einen Hund abstrecken, weil er Euch Angst gemacht hat!«
    Elenia trieb Morgenwind energisch an, sodass sie einen Kreis um Janny ritten, die zu Nasin Entschuldigungen murmelte und vorgab, ihr Pferd aus dem Weg zu schaffen, während sie es tatsächlich immer zwischen ihnen hielt. Im Geiste fügte Elenia ein paar Stickereien für die Kleider hinzu, die sie kaufen würde. So hohlköpfig Nasin auch war, er konnte in dem einen Augenblick süße Worte höfischer Liebe von sich geben und sie im nächsten angrabschen, als wäre sie ein billiges Tavernenflittchen. Das würde sie nicht ertragen, nicht noch einmal, und mit Sicherheit nicht in der Öffentlichkeit. Weiter kreisend zwang sie ein besorgtes Lächeln auf ihr Gesicht, obwohl das Lächeln ehrlich gesagt mehr Mühe kostete als die Sorge. Wenn dieser alte Narr Jarid zwang, ihn zu töten, würde das alles ruinieren! »Ihr wisst, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn Männer um mich kämpfen, Nasin.« Ihre Stimme war atemlos und besorgt, aber sie versuchte nicht, gelassener zu klingen. Atemlos und besorgt passten. »Wie könnte ich einen Mann mit Blut an den Händen lieben?«
    Nasin sah sie so lange mit starrem Blick an, dass sie sich fragte, ob sie zu weit gegangen war. Er war so verrückt wie ein Märzhase, aber nicht in jeder Hinsicht. Nicht immer.
    »Mir war nicht klar, dass Ihr so... feinfühlig seid«, sagte er schließlich, ohne in seinen Bemühungen innezuhalten, um Janny herumzureiten. Sein verhärmtes Gesicht hellte sich auf. »Aber ich hätte es wissen sollen. Von jetzt an werde ich daran denken. Jarid darf leben. Solange er Euch nicht behelligt.« Plötzlich schien er Janny das erste Mal richtig wahrzunehmen, und mit einer gereizten Grimasse hob er die Hand und ballte sie zur Faust. Die pummelige Frau stählte sich sichtlich für den Schlag, ohne zur Seite zu weichen, und Elenia biss die Zähne zusammen. Seidenstickereien. Definitiv unpassend für eine Zofe, aber Janny hatte es sich verdient.
    »Lord Nasin, ich habe Euch schon überall gesucht«, rief da eine affektierte Frauenstimme, und das Kreisen hörte auf.
    Elenia atmete erleichtert auf, als Arymilla mit ihrem Gefolge herangeritten kam, und musste erneut ihre Wut darüber unterdrücken, dass sie Erleichterung verspürte. Arymilla war eine pummelige Frau, fast schon korpulent, sie war in viel zu aufwändig verzierte grüne Seide gekleidet, mit Spitzenbesatz unter dem Kinn und an den Ärmeln; sie hatte ein ausdrucksloses Lächeln und braune Augen, die stets weit aufgerissen Interesse vortäuschten, wenn es gar nichts Bemerkenswertes gab. Ihr fehlte der Verstand, um den Unterschied zu erkennen, sie war gerade schlau genug, um zu wissen, dass es Dinge gab, die sie interessieren sollten, und sie wollte nicht, dass jemand auf die Idee kam, sie wären ihr entgangen. Ihre einzige echte Sorge galt der eigenen Bequemlichkeit und dem dazu nötigen Einkommen, und sie wollte den Thron nur aus dem Grund, weil die Königliche Schatzkammer für mehr Luxus sorgen konnte als die Einkünfte einer Hohen Herrin. Ihr Gefolge war größer als Nasins, aber nur die Hälfte bestand aus Waffenmännern, die die Vier Monde ihres Hauses trugen. Der Rest bestand größtenteils aus Speichelleckern, unwichtigen Lords und Ladys bedeutungsloser Häuser und anderen, die bereit waren, Arymilla für eine Stellung bei Hofe das Handgelenk zu lecken. Sie liebte es, wenn die Leute um sie herumscharwenzelten. Naean war auch da, am Rand der Gruppe mit ihren Waffenmännern und der Dienerin, allem Anschein nach hatte sie sich wieder völlig unter Kontrolle. Aber sie hielt Abstand zu Jaq Lounalt, einem schlanken Mann mit einem albernen tarabonischen Schleier, der seinen gewaltigen Schnurrbart bedeckte, und einer konisch geformten Kappe, die seine Kapuze zu lächerlichen Höhen ausbeulte. Auch dieser Bursche lächelte zu viel. Er sah
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