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Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Titel: Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds
Autoren: James Surowiecki
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lautet: »So I got that going for me, which is nice«, worauf Murray zufolge der Dalai Lama dann jedes Mal sagt: »Gunga galunga.« Also warf ich die Internet-Suchmaschine Google an, tippte »going for me« und »gunga« ein und klickte die Suchtaste. Daraufhin wurden 695 Webseiten aufgelistet, voran ein Artikel aus GolfOnline , der den zweiten Teil des Songtextes zitierte. Na schön. Doch bereits an dritter Stelle folgte die Webseite eines gewissen »Penn State Soccer Club«, dessen Torhüter, ein Mann namens David Feist, den gesamten Liedtext eingegeben hatte. Das Surfen hatte 0,18 Sekunden beansprucht.
    Ein wenig später musste ich eine Passage des zuvor erwähnten Berichts von Mulherin über die Challenger überprüfen, konnte mich aber nicht mehr an den Namen des Verfassers erinnern, weshalb ich »stock market challenger reaction« eingab und daraufhin mit 2370 Webseiten beglückt wurde. An erster Stelle kam ein in der Zeitschrift Slate veröffentlichter Artikel von Daniel Gross über den Text von Mulherin, an dritter Stelle die Website von Mulherin selbst, die einen Link zum gesuchten Artikel enthielt. Diese Suche – man bitte zu bedenken, dass sie ohne den Namen Mulherins erfolgte – dauerte 0,10 Sekunden. Ein paar Minuten danach surfte ich nach dem Text eines Songs von Ramones über Ronald Reagans Besuch des Soldatenfriedhofs von Bitburg in der Eifel. Nach 0,23 Sekunden hatte ich das Gesuchte gefunden. Es war gleich in der ersten Referenz der Suchliste enthalten.
    Wer das Internet regelmäßig nutzt, wird von solchen Beispielen dessen, was Google zu leisten vermag, nicht überrascht sein. Wir haben uns daran gewöhnt, bei Google prompt Antworten mit eben der benötigten Webseite auf der Checkliste obenan zu finden. Es wäre jedoch angebracht, einmal über die Vorgänge im Verlauf solcher Routinesuche zu staunen. Bei jedem der erwähnten drei Surfvorgänge hat Google Milliarden Webseiten gecheckt und dabei genau die Seiten herausgefischt, die ich am meisten benötigte. Die Gesamtzeit für die Suchläufe betrug dabei etwa anderthalb Minuten.
    Google wurde 1998 gegründet – zu einem Zeitpunkt, als Yahoo! das Internet-Suchgeschäft zu beherrschen schien -, und wäre, falls Yahoo! im harten Konkurrenzkampf den Kürzeren gezogen hätte, von AltaVista und Lycos verdrängt werden. Binnen weniger Jahre hatte sich dann jedoch Google als die Suchmaschine für alle regelmäßigen Internet-Nutzer etabliert, einfach nur, weil es die richtige Seite schnell zu finden vermochte. Und die Methode, mit der Google dies gelingt – wobei es jedes Mal drei Milliarden Websites überprüft -, ist auf die Weisheit der Massen gebaut.
    Die Details seiner Technologie behält man bei Google für sich. Kernstück des Google-Systems ist jedoch der so genannte PageRank-Algorithm, der von den Unternehmensgründern Sergey Brin und Lawrence Page in einem mittlerweile legendären Aufsatz unter dem Titel »The Anatomy of a Large-Scale Hypertextual Web Search Engine« erstmals 1998 definiert wurde. PageRank ist ein Algorithmus – ein Kalkulationsmechanismus -, der es allen Webseiten im Internet überlässt zu entscheiden, welche Seite für eine bestimmte Suche die relevanteste ist. Google stellt es so dar:
    »PageRank nutzt die einmalig demokratische Eigenschaft des Web, indem es dessen riesige Link-Struktur als organisatorisches Werkzeug einsetzt. Im Kern deutet Google ein Link von Seite A zu Seite B als Votum von Seite A für Seite B. Die Bedeutung einer Seite wird von Google aufgrund der Stimmen ermittelt, die diese Seite erhält. Google zieht allerdings mehr als nur die bloße Menge solcher Stimmen, oder Links, in Betracht. Google analysiert auch die Seite, die das Votum abgibt. Seiten, die selbst ›von Bedeutung‹ sind, haben größeres Gewicht und tragen dazu bei, andere Seiten ›bedeutsam‹ zu machen.«
    In den oben erwähnten 0,12 Sekunden beispielsweise fordert Google das gesamte Web auf zu entscheiden, welche Seite die nützlichste Information enthält, und die Seite, die die meisten Stimmen erhält, rückt auf der Antwortliste nach ganz oben. Und diese Seite – oder die sich gleich daran anschließende – ist in der Regel tatsächlich die Seite mit der brauchbarsten Information.
    Nun ist Google zwar eine Republik, doch keine perfekte Demokratie. Es ist eben so, wie die zitierte Selbstdarstellung sagt: Je mehr Menschen sich mit einer Seite verlinkt haben, desto mehr Einfluss hat diese Seite auf die letztliche Entscheidung.
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