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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Megan MacFadden
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jetzt ihr Gesicht im Lampenschein erkennen und stellte fest, dass seine Entschuldigung nicht gut ankam, denn ihr Blick war feindselig. War sie beleidigt, weil er sie als schmal bezeichnet hatte? Aber sie war tatsächlich schlank wie ein Knabe.
    »Noch so fleißig?«, fragte sie spitz.
    Der spöttische Unterton war nicht zu überhören und traf zielgenau seinen wunden Punkt. Sie machte sich darüber lustig, dass er hier saß und an dieser rostigen Rüstung herumwienerte.
    »Nicht jeder hat die Muße, am Abend noch spazieren zu gehen, Lady.«
    Es klang bissiger, als er es eigentlich hatte sagen wollen, und er war schon darauf gefasst, dass sie sich herumdrehen und davongehen würde. Doch sie blieb dicht neben ihm im Schutz des Daches stehen und schien sich vorgenommen zu haben, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Eine Weile war es still, man hörte nur das reibende Geräusch des Lappens und das Summen einiger liebestoller Mücken, die das Licht der Lampe umschwirrten. Ewan polierte verbissen an seinem Helm herum, nur hin und wieder warf er einen verstohlenen Blick auf das Mädchen. Sie hatte den Hut tief in die Stirn gezogen, sodass er ihr Gesicht halb verdeckte. Ihre Beine waren bloß bis übers Knie – sie hatte hübsche, runde Knie und wohlgeformte Waden, und ihn kitzelte plötzlich ein Verlangen, ihre Kniekehlen zu berühren.
    »Ich habe dich heute Nachmittag beobachtet«, nahm sie das Gespräch wieder auf. »Du machst Fortschritte, Ewan.«
    Er überlegte, ob sie es ernst meinte, doch da sie jetzt mit herausfordernder Geste die Arme über der Brust verschränkte, kam er zu der Überzeugung, dass ihr Lob spöttisch gemeint war.
    »Du hast dir also diese Schlammschlacht angesehen«, knurrte er. »Nun – dem alten Leuteschinder Roger hat sie wohl Spaß gemacht.«
    Überrascht hob sie den Kopf, und jetzt sah er deutlich, wie ihre schwarzen Augen ihn von oben herab anfunkelten.
    »Weshalb redest du so von ihm?«, fragte sie streng.
    »Du hättest allen Grund, Roger de Brionne dankbar zu sein!«
    »Ich weiß selbst, wemich Dank schulde, schöne Dame.«
    Er grinste höhnisch zu ihr hoch und ließ den Blick dann an ihr hinabgleiten bis zu ihren Füßen, die in nassen, schmutzigen Lederschuhen steckten. Wie eine schöne Dame sah sie wirklich nicht aus in dieser Aufmachung.
    Sie hielt seinem Blick stand, doch er bemerkte ihre Betroffenheit. Es machte ihm wenig Gewissensbisse. Zwar hatte er gerade eben noch zu hören bekommen, dass ein Ritter sich einer Frau gegenüber mit Respekt und Ehrfurcht zu nähern hatte – doch erstens war er kein Ritter, und zweitens benahm sich Rodena keinesfalls wie eine Frau.
    Sie zog jetzt das Plaid enger um den Körper, als würde sie frieren, doch da der Stoff nicht allzu lang war, blieben ihre hübschen Knie unbedeckt.
    »Du kannst stolz darauf sein, dass er sich so um dich bemüht«, meinte sie ruhig. »Roger de Brionne ist der beste Mann hier auf der Burg, keiner kann ihm das Wasser reichen. Er hat seine Ausbildung am Hof des englischen Königs erhalten, und es heißt, dass seine Vorfahren einst mit Wilhelm dem Eroberer aus der Normandie kamen.«
    »Und wenn schon« murrte Ewan, der einen Rostfleck mit dem Schleifstein bearbeitete. »Es ist keine Empfehlung, an einem englischen Hof ausgebildet worden zu sein, oder? Wir sind Schotten, und die Engländer waren niemals unsere Freunde.«
    »Wir haben unsere Freiheit erkämpft und mit dem englischen König Frieden geschlossen, vergiss das nicht, Ewan«, ermahnte sie ihn.
    Er gab es auf – der Rost hatte sich tief in das Eisen hineingefressen, und alles, was er mit dem Schleifstein erreichte, war, dass er ein Loch in den Helm kratzte. Diese Erkenntnis besserte seine Laune kein bisschen.
    »Wenn Roger de Brionne ein Engländer ist, dann frage ich mich, was ihn nach Schottland verschlagen hat.«
    Sie zögerte einen Moment, ganz offensichtlich überlegte sie, ob er überhaupt einer Antwort würdig war. Doch dann änderte sie ihre Meinung und begann zu erzählen.
    »Er kam vor langer Zeit hierher, weil er sich in eine Schottin verliebt hatte und sie heiratete. Damals ritt er an der Seite meines Vaters in der Schlacht von Bannockburn und kämpfte mutig für die Freiheit der Schotten gegen seine eigenen Landsleute. Roger de Brionne ist ein Mann, der aller Bewunderung wert ist – und gerade du hast überhaupt keinen Grund, schlecht über ihn zu reden!«
    Gerade du! Wie freundlich von ihr, ihm noch einmal unter die Nase zu reiben, dass er ein Nichts war,
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