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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Megan MacFadden
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das dunkle Firmament.
    »Gott steht uns bei!«, murmelte Roger de Brionne.
    »Dieser Teufel!«
    Man hatte Rodena mit ausgebreiteten Armen vor das Burgtor gebunden, genau hinter ihrem Rücken trafen die beiden schweren Torflügel aufeinander – wer immer das Tor öffnete, er würde die Frau dabei auseinanderreißen.
    »Das ist Lady Rodena«, hörte Ewan die Männer hinter sich reden.
    »Nein, sie ist doch nur die Tochter von David Turner.«
    »Sie wird sterben, wenn wir das Tor eindrücken.«
    »Wie viele von uns werden in diesem Kampf ihr Leben lassen? Was zählt da eine Frau? Wir wollen die Burg!«
    Ewan sah in die Gesichter seiner Gefährten. Roger war totenbleich, Cameron starrte in heller Wut auf die gefesselte Frau, Keith MacDonald hatte die Fäuste geballt, sein Kinn zitterte.
    »Gebt mir einen Bogen«, forderte Ewan.
    »Was hast du vor? Willst du sie töten?«
    Ewan gab darauf keine Antwort. Stattdessen befahl er Roger de Brionne, den Angriff zu führen, sobald er ihm dazu das Zeichen gab.
    Es war ein Ritt auf Leben und Tod, und Ewan unternahm ihn allein, denn er wagte sein Leben für die Frau, die er liebte. Er trieb sein Pferd nach links dicht an die Mauern der Burg heran, wendete dort und sprengte am Burggraben entlang auf das Tor zu. Sein Schild schützte ihn gegen die Pfeile, die von den Zinnen herab auf ihn geschossen wurden, dann jedoch, als er in Höhe des Tores war, ließ er den Schutz fallen, um besser zielen zu können.
    Sein Pfeil zischte auf das Tor zu und blieb dicht über Rodenas rechtem Handgelenk im Holz stecken.
    »Was tust du!«, schrie sie verzweifelt zu ihm hinüber. »Kümmere dich nicht um mich! Führe den Angriff, und nimm die Burg! Ich bitte dich darum, Ewan. Tu es um unserer Liebe willen!«
    Mitten im Pfeilhagel der Feinde zügelte er jetzt sein Pferd und zielte noch einmal. Das Geschoss schwirrte zum Tor hinüber und traf den Strick, mit dem ihre rechte Hand gefesselt war. Ein zweiter Pfeil folgte und blieb dicht neben dem ersten stecken, ein dritter zerriss das Seil an ihrem linken Handgelenk. Dann sprengte er davon, kümmerte sich wenig um die feindlichen Pfeile und gab das Zeichen zum Angriff.
    Rodena riss sich endgültig los, ein Stein, von oben herab auf sie geschleudert, streifte ihre Schulter, dann kauerte sie sich in einer Ecke des Tores zusammen, überzeugt, nun von Alisters Bogenschützen oben auf den Wehrgängen getötet zu werden.
    Doch die hatten anderes zu tun, denn in diesem Augenblick stürmten die Angreifer herbei, warfen die dünnen Stämme über den Burggraben und liefen in Scharen gegen das Burgtor an. Rodena spürte, wie jemand ihren Körper emporhob und sie zur Seite schleuderte, sodass sie rechts des breiten Tores in den Burggraben rutschte.
    Zuerst spürte sie nichts als die grässliche Kälte des seichten Wassers, glaubte, das Herz müsse ihr stehen bleiben, dann begriff sie, dass sie sich retten musste, denn über ihr dröhnten schon die wuchtigen Schläge eines Rammbocks gegen das Burgtor. Unter dem wütenden Gebrüll der Kämpfer, den Schmerzensrufen, den Flüchen und dem Klirren der Waffen kroch sie auf allen vieren durch das eisige Wasser, duckte sich tief hinein, wenn ein Pfeil oder ein Stein über sie hinwegflog, und erreichte endlich, mehr tot als lebendig, eine Uferstelle, an der das überhängende Gestrüpp sie notdürftig verbarg.
    Zitternd hockte sie dort, starrte auf die umkämpften Mauern und hörte endlich den Jubel der Männer, die das schwere Burgtor eingedrückt hatten. Immer mehr der Angreifer strömten nun in die Mauern der Burg hinein, sie vernahm das verzweifelte Schreien der Frauen, und sie begriff, dass man bereits in die Gebäude eingedrungen war.
    Wie sehr hatte sie gehofft, dass Ewan diese Burg erobern und das Land von Alisters ungerechter Herrschaft befreien würde. Doch sie hatte sich nicht vorstellen können, wie grausam die Einnahme einer Burg war.
    Plötzlich spürte sie, dass jemand sie am Arm zog. Entsetzt fuhr sie herum und wäre um ein Haar wieder in den Burggraben hineingerutscht. Die alte Caja kauerte neben ihr, in ein braunes Plaid gehüllt, das die Farbe des verblühten Heidekrauts hatte.
    Der knochige Finger der Alten wies nach oben, und Rodena folgte seiner Richtung mit den Blicken. Bei dem, was sie sah, wollte ihr das Blut in den Adern erstarren.
    Hoch oben auf dem Wohnturm, dort, wo sonst die Wächter standen, um über das Land zu blicken, waren zwei Kämpfer zu sehen. Einer von ihnen war Ewan, sein blondes Haar
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