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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)
Autoren: Ian Hamilton
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glaube schon. Vergeben und vergessen, Ms. Lee. Wir sollten beide vergeben und vergessen.«
    »Das wird das Beste sein.«
    Er schwieg kurz und sagte daraufhin bedächtig: »Ausgezeichnet. Natürlich bestehe ich immer noch auf mein Geld.«
    »Selbstverständlich, und ich bin bereit, dafür zu sorgen, dass Sie es erhalten. Ich brauche nur Zeit, um meine Leute in Hongkong zu erreichen und alles in die Wege zu leiten … und zwar diesmal richtig.«
    »Die volle, vereinbarte Summe?«
    »Natürlich.«
    »Und ich werde für die Behandlung meines Bruders aufkommen müssen …«
    »Keine Extras«, sagte sie knapp; sie musste wenigstens so tun, als würde sie ihm die Stirn bieten.
    Er widersprach nicht, doch die Sache war damit sicherlich noch nicht vom Tisch. »Meiner Rechnung nach ist es jetzt Abend in Hongkong. Wann genau glauben Sie, die Überweisung veranlassen zu können?«
    »Sie sind nicht der Einzige, dessen Bank Service nach Dienstschluss bietet. Die ehrliche Antwort auf Ihre Frage ist: Ich weiß es nicht, bis ich mit meinen Leuten gesprochen habe. Ich muss sie erst erreichen, und danach müssen sie zur Bank.«
    »Nennen Sie mir einen groben Zeitrahmen.«
    »Es dauert vielleicht ein paar Stunden, bevor ich Bescheid weiß.«
    »Ich gebe Ihnen eine Stunde, um sie zu kontaktieren, und dann melden Sie sich mit einem Zeitplan bei mir und wir können unsere Situation überdenken.«
    »Ich weiß nicht, ob das in einer Stunde machbar ist, will es jedoch gern versuchen – und hoffe, dass Sie mir, nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, sobald die Zeit um ist.«
    »Wie gesagt, wir überdenken unsere Situation.«
    Ein besseres Angebot würde sie nicht bekommen. »Das genügt mir, danke.«
    »Es ist jedenfalls ein guter Anfang, bringt uns sozusagen wieder in Gang«, sagte Robbins. »Lassen Sie mich nur eines absolut klarstellen: Die Überweisungs-Farce von gestern darf nicht noch einmal vorkommen.«
    »Das weiß ich nur zu gut.«
    »Ich will mich nur ungern wiederholen, herrisch oder unnötig bedrohlich klingen, aber ich habe Ihren Pass, und ohne den werden Sie die British Virgin Islands nicht verlassen. Genauer gesagt können Sie nicht ausreisen, bis Morris Thomas es erlaubt, und das wird er ohne meine Zustimmung nicht tun. Außerdem haben Sie zwei Männer in Ihrem Appartement, einer davon wurde entführt, und der andere – der obendrein ein einheimischer Polizist ist – befindet sich dank Ihnen in kritischem körperlichem Zustand, wie ich annehmen muss. Darüber hinaus haben Sie eine der führenden Banken der Insel betrogen. Road Town ist eine kleine Stadt. Ein Anruf von mir genügt, und binnen Minuten sehen Sie sich mit einer Menge Ärger konfrontiert.«
    »Ich bin mir meiner Lage durchaus bewusst«, entgegnete Ava.
    »Trotzdem kann es nicht schaden, sie Ihnen noch einmal deutlich vor Augen zu führen. Das nehmen Sie mir hoffentlich nicht übel?«
    »Keineswegs.«
    »Wo stehen wir also?«
    »Ich rufe in Hongkong an und dränge darauf, dass man Ihnen das Geld so schnell wie möglich überweist.«
    »Genau. Und natürlich rufen Sie mich sofort an, sobald Sie Bescheid wissen – spätestens wenn die Stunde vorbei ist, selbst wenn es nicht geklappt hat.«
    »Sie hören auf jeden Fall von mir.«
    »Ich erwarte Ihren Anruf, Ms. Lee.«
    Kein Wort der Sorge über seinen Bruder, seit es um Geld geht, dachte Ava, als sie auflegte. Auf Barbados war Blut offenbar nicht dicker als Wasser. Captain Robbins tanzten immer noch Dollarzeichen vor Augen, und er würde nicht ruhen, bis er das Geld bekommen hatte. Er glaubte, am längeren Hebel zu sitzen, und in mancher Hinsicht stimmte das – allerdings nur, wenn sie die Zeit für ihn arbeiten ließ. Und wenn er das Geld hatte, würde er sein Wort ihr gegenüber brechen? Sie hatte keinen Zweifel, dass er zumindest mit dem Gedanken spielte. Die Sache war, sie würde nicht lange genug bleiben, um herauszufinden, ob sie sich irrte.
    Ava fühlte sich durch den Umgang mit den Robbins-Brüdern beschmutzt und hoffte, eine Dusche würde ihr helfen. Als sie sich auszog, sah sie, dass der rote Striemen auf ihrer Schulter und dem Nacken länger und breiter war als gedacht. Er würde noch dunkler werden. Die wunde Stelle an ihrem Unterschenkel pulsierte und hatte sich bereits verfärbt. Zum Glück hatte er sie nicht unglücklicher erwischt, sonst müsste sie sich jetzt vielleicht mit einem Knochenbruch herumschlagen. Sie hielt ihr Gesicht unter die Brause und versuchte, auf andere Gedanken zu
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