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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Mönchs hatte jeden verbindlichen Klang verloren, und er legte Alois Schneidt einen Zettel vor, auf dem alle Ausgaben einschließlich der hundert noch ungelesenen Messen verzeichnet waren.
    Alois Schneidt starrte auf die Summe und schüttelte empört den Kopf. »Das zahle ich nicht!«
    »Vergiss nicht, darüber hinaus für das Seelenheil deines Bruders zu spenden. Es kommt auch dir und deiner Familie zugute«, setzte der Mönch seine Rede fort, ohne auf Schneidts Einwand einzugehen. Schließlich blickte er den Wanderapotheker mit einem höhnischen Ausdruck an. »Solltest du dich weigern zu zahlen, müssten wir vor den Rat der Stadt gehen.«
    Diese Drohung traf, denn als Landfremder erführe Alois Schneidt nicht den geringsten Beistand in dieser Stadt. Wenn er Pech hatte, sperrte man ihn in den Schuldturm. Im besten Fall aber warf man ihn zum Tor hinaus, und er durfte nicht am Markt teilnehmen, von dem er sich gute Einnahmen versprach.
    »Eigentlich wäre es die Sache meiner Schwägerin, für ihren Mann zu zahlen«, sagte er in ohnmächtiger Wut.
    »Deine Schwägerin lebt fern von hier, und so ist es deine Pflicht, für den Bruder zu zahlen. Du kannst dir das Geld ja von deinen Verwandten zurückholen«, schlug der Mönch vor.
    »Das werde ich auch!« Alois Schneidt sagte sich, dass er dieses Geld von dem Anteil abziehen würde, den er seiner Schwägerin Johanna noch zubilligte, und öffnete verärgert seinen Beutel. Die Summe riss ein tiefes Loch in seinen heurigen Verdienst. Ohne den Schatz, den er zu erringen hoffte, würde ihm ein Winter mit Gerstenbrei und dünnem Bier bevorstehen, und ein Brathähnchen würde er höchstens riechen, wenn er Rumold Just aufsuchte, um diesen zu bitten, bis zur nächsten Wanderung als Destillateur bei ihm arbeiten zu dürfen.
    »Vergiss die Spende nicht!«, forderte der Mönch ihn auf.
    »Ich habe bezahlt, was nötig ist. Mehr gibt es nicht! Damit Gott befohlen!«
    Schneidt wandte dem Mönch den Rücken und widmete sich seinem Weinkrug. Dabei fiel ihm siedend heiß ein, dass er auf dem Rückweg sehr sparsam würde leben müssen, wenn er nicht das Geld angreifen wollte, das er für die Arzneien des nächsten Jahres benötigte.
    Beinahe hätte er über sich selbst gelacht. Sobald er den Schatz in Händen hatte, würde er niemals mehr als Wanderapotheker durch die Lande ziehen müssen. Mit diesem Gedanken bestellte er sich den nächsten Krug.
    Der Mönch begriff, dass er nicht mehr erreichen konnte, und ging. Unterdessen waren neue Gäste eingetroffen, darunter auch ein Fuhrmann, der nun am Nebentisch das große Wort schwang. Unwillkürlich lauschte Alois Schneidt dem Mann.
    »Was die Räuber angeht, so müsst ihr zwei der Schlimmsten nicht mehr fürchten! Der Galljockel und der Knüppelpeter haben beide etwas zu sehr mit Seilers Tochter getanzt.«
    Schneidt riss es herum. »Was sagst du da?«
    Zufrieden mit dem Aufsehen, das er erregte, wandte der Fuhrmann sich ihm zu. »Den Galljockel und den Knüppelpeter hat es erwischt. Die beiden wollten gerade zwei junge Frauen überfallen, als ein paar Männer diesen zu Hilfe geeilt sind. Mit einem davon habe ich gesprochen. Er ist der Reitknecht eines Posthalters, von dem ich manchmal Ersatzpferde nehme. Ein Schlag und ein Stoß, sagte er, und die beiden Schufte lagen am Boden.«
    »Und die Frauen, was ist mit denen?«, fragte Schneidt.
    »Die konnten ihren Weg fortsetzen, nachdem sie ihren Schrecken überwunden hatten«, berichtete der Fuhrmann und wunderte sich über das entsetzte Gesicht des Wanderapothekers.
    Für Schneidt war diese Auskunft eine Katastrophe. Wenn das stimmte, hatte Klara überlebt. Mit dem Geld, das sie bisher eingenommen hatte, würde sie den Winter gemütlich überstehen, während er selbst kaum das Nötigste mit nach Hause bringen würde. Ihn packte die nackte Wut. Er hatte nicht seinen Bruder und seinen Neffen umgebracht, um an einem Mädchen zu scheitern! Außerdem war Klara noch nicht in Gernsbach eingetroffen, und das konnte heißen, dass sie unterwegs doch umgekommen war. Sollte dieses kleine Biest jedoch noch leben, würde er ihr eigenhändig das Genick brechen!
    Einen Augenblick lang verzog er das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse. Es hatte auch sein Gutes, dass seine Nichte den Räubern entkommen war, denn nun bekam er das Geld, das sie bei sich trug. Es würde ihn auch für den Raub entschädigen, den der Mönch eben an ihm begangen hatte.
    Zufrieden, weil er nun wieder selbst Herr seiner Entscheidungen
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